Experimentelles Gefüge

Susanna Koeberle
21. January 2019
Der Theaterkomplex von OMA befindet sich seit 2012 in Bau. Bild: Christ Stowers, courtesy OMA

OMA will, wie es auf der Homepage des niederländichen Büros heisst, beim Entwurf eines Theaters neue Wege beschreiten. Denn häufig würde eine äussere ikonische Form die konventionelle innere Funktionsweise des Raumprogramms verkleiden. Beim Taipei Performing Arts Center (TPAC) soll das anders sein. Die drei autonom funktionierenden Theaterräume lassen sich an einen zentralen Glaskubus anschliessen und bieten dadurch die Möglichkeit, spezifisch auf unterschiedliche Anforderungen und Szenarien zu reagieren. Diese «Freiheit des Undefinierten» kennzeichnet auch den landschaftsarchitektonischen Entwurf von «Inside Outside». Das transdisziplinäre Büro aus Amsterdam arbeitet häufig mit OMA zusammen und prägt die Entwürfe dabei massgeblich.

​Das Konzept für den Aussenraum (das den Projektamen «Green podia» trägt) widerspiegelt dabei die Offenheit des architektonischen Projekts (auch das Innere ist teilweise für die Öffentlichkeit zugänglich, nicht nur für das Theaterpublikum). Die graphischen Elemente, die sich auf den längs und kreisförmig gegliederten Streifen des Platzes befinden, sind dekorativ und funktional zugleich. Sie indizieren die mögliche Nutzung etwa für Märkte (in Taiwan sehr beliebt) und Events (sowohl geplante wie auch spontane Performances). Zwei seitliche und leicht erhöhte Grünflächen nehmen das Motiv der kreisrunden Ausschnitte wieder auf. Diese wiederholen sich auch auf dem Dach des Theaterkomplexes, das begehbar sein soll. Der urbane Platz schafft damit einen öffentlich nutzbaren Raum, der sowohl Rückzugsmöglichkeit als auch sozialer Treffpunkt vereint.

Der landschaftsarchitektonische Entwurf des TPAC stammt von Inside Outside. Bild: Inside Outside

OMA gewann den Wettbewerb für das komplexe Vorhaben im Jahr 2009. Das Gebäude befindet sich seit 2012 in Bau und soll bis spätestens nächstes Jahr fertig gestellt werden. Es wird seinen Teil zur lebendigen kulturellen Szene der Millionenmetropole beitragen. Trotz seiner Grösse ist Taipei nämlich eine Stadt mit einem Hang zum Slow Living. Damit unterscheidet sie sich von vielen Städten auf dem chinesischen Festland. Wie sich der verstärkte Druck Chinas auf die weitere Entwicklung dieses kleinen und offiziell immer noch zur Volksrepublik China gehörenden Landes auswirken wird, ist unklar. Die Blicke der Architekturwelt werden sich dieses Jahr definitiv auch auf diese Insel richten.
 

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