Der Platz und sein Autor
Manuel Pestalozzi
25. June 2015
Bild zur Verfügung gestellt von Valle Architetti Associati
Der italienische Architekt Gino Valle ist vor mehr als zehn Jahren verstorben. Dieses Jahr wurde ein Platz mit seinem Namen fertiggestellt. Man präsentiert ihn als dessen Autor.
Die Piazza Gino Valle befindet sich in Portello, einem Quartier nordwestlich des Stadtzentrums und auf dem Weg von dort zur Weltaustellung. Früher wurden dort Alfa Romeos gebaut, in der Nachbarschaft befindet sich das alte Messegelände. Gino Valle (1923-2003) wurde zur Jahrtausendwende mit einem Masterplan beauftragt. Und das fortbestehende Büro Valle Architetti Associati konnte nun nach dem Sinn des Meisters die öffentliche Freifläche, der grösste Platz in Mailand, mit drei Bürobauten und einem zentralen Pavillon realisieren.
Bild: © Giuseppe Dall'Arche
Der Platz ist ins Radwegnetz eingebunden und weist in der Diagonalen ein Gefälle von 5 Prozent auf. Unter ihm sind drei Geschosse angeordnet, mit Parkplätzen, Eingängen zu den Gebäuden, Verkaufslokalitäten und einem Restaurant. Mailand ist bekanntlich topfeben, und mit den schrägen Trauflinien der Bürohäuser, der leicht gekippten Platzfläche und der künstlichen Topographie des angrenzenden Parks soll das Gefühl von «städtischen Bergen» erzeugt werden.
Gino Valle war ein Architekt und Designer, der über Jahrzehnte viele neue und erfrischende Ideen in die internationale Architekturdebatte einbrachte. Wie sie sich aktuell darbietet, erscheint die Piazza, die seinen Namen trägt, allerdings nicht als radikaler Aufbruch zu neuen urbanistischen Ufern. Vielmehr fühlt man sich an die Büro-Monokultur der Défense in Paris erinnert. Doch bekanntlich ist in Städten vieles möglich. Vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Mailänderinnen und Mailänder an den Platz gewöhnen und dieser sich angemessen in die Stadt einleben kann.