Chipperfield, wohin man schaut
Manuel Pestalozzi
2. October 2015
Aktualisierter Entwurf Nobelhuset, Stockholm. Bild: David Chipperfield Architects
Was haben Blasieholmen in Stockholm und der Heimplatz in Zürich gemeinsam? Richtig, beide sollen mit einem Gebäude der David Chipperfield Architects bereichert werden. In ihrer äusseren Erscheinung weisen sie eine verblüffende Ähnlichkeit auf.
Blasieholmen ist eine Halbinsel im Zentrum der Schwedischen Hauptstadt. Hier, in der Nachbarschaft des Nationalen Museums, des Grand Hotels und des Strand Hotels, soll sich das Nobelhuset in die Uferfront eingliedern. Chipperfield Architects gewannen den Wettbewerb für den repräsentativen Palast, welcher dem Nobelpreis, der wohl bekanntesten Würdigung menschlicher Anstrengungen, eine «Heimat» und ein angemessenes Erscheinungsbild geben möchte.
Vielleicht liegt es an den Visualisierungen, jedenfalls erinnert der Entwurf stark an jenen, etwas älteren, der als Kunsthauserweiterung in Zürich errichtet wird: eine massive Box, gegliedert durch Gesimse und eine enge Abfolge von Lisenen. Sind sich die Limmatstadt und die Metropole im hohen Norden derart ähnlich, dass man die selbe Idee aus der Schublade holen kann? Oder hatte das Entwurfsteam eine Ahnung, dass ein «Zürcher Verweis» die Chancen auf den Wettbewerbserfolg steigern? Spekulationen über Spekulationen.
Heimplatz Zürich, Ausschnitt einer Visualisieurng aus dem Jahr 2012. Bild David Chipperfield Architects
Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass David Chipperfield Architects den Strockholmer Entwurf redimensioniert hätten. Der abgespeckte Entwurf des Preis-Palastes soll sich gemäss dem Architekturbüro nun besser in den Kontext eingliedern und einen «angeregten Austausch» mit der lokalen Bevölkerung ermöglichen.
Nun gibt es ja auch in Zürich Leute, die finden, der längsgestreifte Kasten am Heimplatz sei etwas zu gross geraten. Vielleicht ist es ein Plus der Chipperfield-Architektur, dass sie sich bei Bedarf auch in geringeren Ausmassen realisieren lässt und immer noch die gleiche Wirkung entfaltet. Das wäre überaus willkommen, falls beispielsweise der Spendenfluss, mit dem die Erweiterung teilweise finanziert werden sollte, weniger üppig ausfällt als eingeplant.