Herausforderung zwischen Wohn- und Spitalbau

Holzer Kobler Architekturen und wörner traxler richter
6. August 2020
Foto: Frank Blümler © wörner traxler richter planungsgesellschaft mbh
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Die Einbettung des zukünftigen Spitalbaus als öffentliches Gebäude in den urbanen Kontext des Wohnquartiers war für uns während der Planung von besonderer Bedeutung. So ging es uns darum, den verschiedenen Massstäben der angrenzenden Bebauung mit Respekt zu begegnen und ein Bauwerk von der Grösse eines Fussballfeldes als eigenständigen und zugleich selbstverständlichen Stadtbaustein in das Quartier zu integrieren. 

Foto: Frank Blümler © wörner traxler richter planungsgesellschaft mbh
Foto: Frank Blümler © wörner traxler richter planungsgesellschaft mbh
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?


Die gestalterische Aufgabe, ein «Wohngebäude» für ältere, kranke Menschen zu entwickeln, schlägt sich in der Gebäudehöhe, der Struktur der Fassade mit Lochfenstern und der Gliederung des Hauses nieder. Ausgehend vom Menschen – sowohl den Patient*innen als auch der gesamten Belegschaft – zieht sich diese Leitidee durch das gesamte Projekt. Alle öffentlichen Flächen und Funktionsbereiche wie der Empfang, die Hausarztpraxis, die Tagesklinik, das Therapiebad und die Cafeteria befinden sich dementsprechend im Erdgeschoss. Aufenthaltsorte und öffentliche Funktionen sind frei zugänglich. In den oberen Stockwerken befinden sich die einzelnen Pflegeabteilungen mit den Patientenzimmern, aber auch die Gemeinschafts- und Versammlungsräume sowie die Büros. 

Foto: Frank Blümler © wörner traxler richter planungsgesellschaft mbh
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Es gab einen intensiven Abstimmungsprozess mit dem Auftraggeber über die zukünftigen Nutzungen und die Bedürfnisse aller Beteiligten; von Anfang an fanden zwischen uns Architekt*innen, dem Totalunternehmer und der Bauherrschaft intensive Gespräche statt, um die Wünsche der Nutzer*innen ebenso wie die Patientenbedürfnisse in die Planung einzubeziehen. Anhand von 25 Themengruppen wurden gestalterische, betriebliche oder medizinische Belange diskutiert und in der Planung berücksichtigt. So wirkten sich funktionale Aspekte und die Philosophie der Bauherrschaft auf die Gestaltung der Architektur aus. Unter anderem wurden zum Beispiel die verschiedenen Dachflächen über dem Erdgeschoss in Aufenthaltsbereiche überführt, oder ein Konzept kleinerer Büroeinheiten – aufgrund der Wünsche der Mitarbeiter*innen – durchgesetzt. 

Foto: Frank Blümler © wörner traxler richter planungsgesellschaft mbh
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?


Das Fassadenkonzept, das zunächst auf der Gestaltung des Gebäudes als Skelettbau beruhte, wurde im Laufe der Planung und vor allem im Austausch mit der Stadtbildkommission angepasst: Allmählich entwickelte sich das umgesetzte Konzept der variierenden Lochfassade. Eine hohe Beweglichkeit bezüglich der Struktur des Gebäudes war bereits im Wettbewerb angelegt, so sollte neben den drei definierten Geschossen ein allfällig viertes konzipiert werden. Dieses wurde in der Ausführungsplanung tatsächlich durchgesetzt, um zusätzliche Kapazitäten für die Pflegebereiche zu schaffen. 

Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?


Die Universitäre Altersmedizin Felix Platter ist das erste Spitalgebäude, das unser Büro mit geplant hat. Zu den Architekturprojekten von Holzer Kobler Architekturen zählen experimentelle Bauten wie das Wohnhaus «ELLI» oder der Museumsbau «Paläon» neben «Frankie & Johnny» als zeitgenössischer, modulare Wohnanlage sowie städtebaulichen Projekten und der Entwicklung preisgünstiger und nachhaltiger Wohnbaukonzepte. Statt einer wiedererkennbaren Formensprache stehen bei allen unseren Projekten Fragen der gesellschaftlichen Integrität, des kulturellen Mehrwerts und der nachhaltigen Entwicklung im Zentrum. 

Foto: Frank Blümler © wörner traxler richter planungsgesellschaft mbh
Foto: Frank Blümler © wörner traxler richter planungsgesellschaft mbh
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Als strategische Entscheidung wurde von Anfang an die BIM-Methode in die Planung integriert. Obwohl sich diese dadurch aufgrund von teils noch fehlenden Erfahrungen aufwendiger gestaltete, hat die Vorgehensweise entscheidend zum Erfolg dieses komplexen Projekts und dessen schneller Realisierung beigetragen.

Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Schnitt 
Name des Bauwerks
Universitäre Altersmedizin Felix Platter
 
Standort
Burgfelderstrasse 101, 4055 Basel
 
Nutzung
Neubau eines Spitals und Alterszentrums mit 280 Betten in 176 Patientenzimmern auf 8 Stationen
 
Auftragsart
2-stufiger Wettbewerb (1. Preis)

Bauherrschaft
Felix Platter-Spital
 
Architektur
wörner traxler richter planungsgesellschaft mbh, Frankfurt am Main, Dresden und München mit Holzer Kobler Architekturen GmbH, Zürich 
Gesamtleitung: Stefan Traxler (wtr) / Volker Mau (HKA)
Projektleitung: Claudia Drahotta (wtr), Arne Speiser (HKA)
Beteiligte Mitarbeiter*innen: Sebastian Pfau, Merry Classen, Daniel Dorner, Sina Ramsaier, Laura Ballenberger, Luke Moreland, Nina Ross, Katharina Mayer, Kerstin Gruber
 
Fachplaner
Totalunternehmer: ARGE «HandinHand» bestehend aus BAM Swiss AG, Basel, BAM Deutschland AG, Stuttgart, und Marti Generalunternehmung AG, Bern
Spitalplaner: Health Company Dresden GmbH, Dresden
Landschaftsarchitekt: club L94 Landschaftsarchitekten GmbH, Köln
Lichtdesign: Lichtvision Design GmbH, Berlin
BIM-Koordinator: BAM Deutschland AG, Stuttgart
 
Bauleitung
ARGE «HandinHand»
 
Jahr der Fertigstellung
Übergabe: 2018, Bezug: 2019
 
Fotos
Frank Blümler, Frankfurt am Main

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