Surber-Areal, Zürich

Einschneidende Veränderung im Kreis 4

Züst Gübeli Gambetti
24. January 2019
Ansicht von der Verzweigung Sihlfeld-/Ernastrasse mit neuer Gasse. (Foto: Roger Frei)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Wir haben ein Konglomerat von Bestandsbauten zu einem ganz neuen städtischen Muster verwoben. Die Möglichkeit, mittels Einführung einer Gasse ein echtes Stück Stadt zu entwickeln, war natürlich reizvoll und setzt eine gewisse Arealgrösse voraus. Vor allem aber bedingt es ein Verständnis der Stadt, das nicht an der Parzellengrenze endet und sich auch um Fragen wie Strassenraumquerschnitte kümmert. Wir haben in erster Linie nicht die Häuser geplant, sondern den öffentlichen Raum. Und in einem weiteren Schritt dann die Interaktion von Gebäude und Gasse.

Die Gasse lebt… (Foto: Roger Frei)
Für alle Bewohner wurde eine «gute» Adresse geschaffen. (Foto: Roger Frei)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Wir hatten das Bild eines vielfältigen, lebendigen Stadtlebens im Kopf. Wir hätten auf dem Areal auch nur eine bestimmte Form von Blockrand- und Hofbebauung realisieren können. Das wollten wir aber nicht. Es war uns wichtig, dass alle Bewohnerinnen und Bewohner eine «gute Adresse» erhalten. Über den Kunstgriff mit der Gasse ist uns das gelungen.
 

Es herrscht ein vielfältiges Mit- und Nebeneinander. (Foto: Roger Frei)
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?

Der Kontext ist ein Flickenteppich aus Wohngebäuden, Büros und Handwerksbetrieben, in dem sich der Umbau nach verschiedenen Drehbüchern abspielt. Schon im Vorfeld hatte die Verkehrsbefreiung der Westtangente den Grundstein für ein langsam aufblühendes Stadtleben gelegt. Allerdings gibt es im direkten Umfeld viele Genossenschaftsbauten mit Hochparterre-Wohnungen und damit wenig attraktive Erdgeschossnutzungen. Eine Rolle spielte auch das einen Steinwurf entfernte Polizei- und Justizzentrum PJZ auf dem ehemaligen Güterbahnhof-Areal. Unsere Gewerbegasse sollte nicht nur das Quartierleben bereichern, sondern auch den «Missing Link» zum PJZ schaffen.

Gewerbesockel (Foto: Damian Poffet)
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?

Der Umgang mit dem Erdgeschoss ist bei den meisten unserer Bauten ein Schlüsselthema. Überhaupt bauen wir gerne Häuser, deren Räume man zum Wohnen und zum Arbeiten nutzen kann. Häuser, die nicht monofunktional sind, sondern stimulierend wirken und Raum für Veränderung oder einen Neustart bieten.

Split-Level-Ateliers zum Arbeiten, Verkaufen oder Wohnen (Foto: Damian Poffet)
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Der eigentliche «Stoff», der den Reiz des Surber-Areals ausmacht, ist der nicht gebaute Raum. Er ist wichtig für die Nachbarschaft und gibt dem öffentlichen Raum sein charakteristisches Gesicht. Auch bei der Gestaltung der Fassaden haben wir unser Augenmerk auf die Körperlichkeit der drei Aussenräume gelegt. Je nachdem greifen Ausformungen wie Erker, Balkone, Gesimse und Fensterlaibungen in den Stadtraum ein. Ebenso beeinflussen natürlich die daraus resultierenden Licht- und Schattenspiele die Stimmungen.

Von der Gasse zugänglicher Atelierhof mit Gemeinschaftstisch (Foto: Roger Frei)
Haus- und Stadtraum als körperhafte «Gegenstücke» (Foto: Roger Frei)
Schwarzplan
Variantenstudie (Fotos: Züst Gübeli Gambetti)
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Regelgeschoss

Name des Bauwerks 
Surber-Areal, Zürich


Ort 
Hohlstrasse 207/209/211, Ernastrasse 28/30/32, 8004 Zürich


Nutzung 
Wohnen, Ateliers, Gewerbe, Tiefgarage


Auftragsart 
Konkurrenzverfahren, Projektentwicklung, Generalplanung


Bauherrschaft 
Surber Immobilien AG, Zürich


Architektur 
Züst Gübeli Gambetti Architektur und Städtebau AG, Zürich
Ute Häner, Christian Rutishauser, Ben Ramser, Debora Suter, Katrin Suter, Sven Illmer


Fachplaner
Landschaft: ASP Landschaftsarchitekten AG, Zürich
Statik: Ruggli & Partner Bauingenieure AG, Zürich
HLKS: Gruenberg + Partner AG, Zürich
Elektro: pbp ag engineering, Zürich
Bauphysik: Kopitsis Bauphysik AG, Wohlen
Beleuchtung: Reflexion AG, Zürich
Verkehr: IBV Hüsler AG, Zürich
Bauleitung: befair partners ag, Zürich


Fertigstellung
2017


Gebäudevolumen
47'500 m3 


Energiestandard 
Minergie


Kunst am Bau 
Thomas Rutherfoord, Winterthur (Farbkunst)

Fotos 
Roger Frei, Zürich 
Damian Poffet, Bern

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