«WerkbundStadt» mit Schweizer Beteiligung
Manuel Pestalozzi
5. Februar 2016
Wohnen, arbeiten, leben statt Öltanks - das ist die Grundvision des neuen Quartiers für Berlin. Bilder: WerkBundStadt
Berlin will sich als urbanistisches Experimentierfeld in Erinnerung rufen. Ein ehemaliger Industriestandort soll zu einen Ort zum Wohnen, Leben und Arbeiten werden. Auch Architekturbüros aus der Schweiz sind beteiligt.
Quer durchs 20. Jahrhundert hat Berlin dem internationalen Architekturschaffen immer wieder Impulse geliefert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Westteil der Stadt zum Experimentierfeld für urbanistische Konzepte und allgemeine Stilübungen. Das Hansaviertel, eine Unité Le Corbusiers, die TU, Stadtraumideen von Hans Scharoun oder den Smithsons, postmoderne Villenkonzepte von Aldo Rossi, Turmphantasien von Hans Kollhoff – die Palette ist breit und von einer bislang betörenden Buntheit.
Nun will der Deutsche Werkbund mit einer Initiative an dieser Tradition weiterstricken. Fast einhundert Jahre nach Stuttgart-Weissenhof soll in Berlin nicht nur eine neue Werkbundsiedlung, sondern eine ganze «WerkBundStadt» entstehen. Geplant ist sie als dichtes, urbanes Quartier. Das Grundstück gehört der Plus Bau Projektentwicklungs GmbH aus Hamburg und hat an sich ein grosses Potenzial. Es liegt an der Spree, in Charlottenburg-Wilmersorf, unweit von Alt-Lietzow und dem Schloss Charlottenburg auf der Mierendorff-Insel.
Über die mögliche Gestalt des künftigen Quartiers ist noch wenig bekannt.
Auf dem ca. 22‘000 m2 grossen Grundstück befinden sich momentan noch ein Tanklager mit rund einem Dutzend mächtiger Öltanks, ein Wohngebäude und Fragmente gewerblicher Nutzung. Mit den zwei in östlicher Richtung angrenzenden Nachbargrundstücken erweitert sich das Planungsgebiet auf ca. 28'000 m2. Das Konzept des neuen Quartiers beschränkt sich nicht, wie es bisher beim Deutschen Werkbund der Fall war, auf Wohnnutzung. Es sieht ein dichtes, urbanes Quartier zum Wohnen, Leben und Arbeiten in Berlin vor.
Nach verschiedenen Symposien wurde zum Jahresende 2015 ein städtebaulicher Rahmenplan für das Grundstück entwickelt, an dessen kooperativem Entstehungsprozess 16 Architekturbüros, die entscheidenden politischen Institutionen, Nachbarn und Anwohner beteiligt waren. Bis zum Sommer 2016 erarbeiten für etwa 30 ausgewiesene Parzellen ebenso viele Architekturbüros Konzepte und Entwürfe. Gemeinsam formulierte Regularien und Übereinkünfte sollen die Varianten zu einem schlüssigen Ganzen verbinden. Mit der Grundsteinlegung zum Deutschen Werkbundtag wird die Realisierung des Vorhabens beginnen und voraussichtlich 2019 abgeschlossen sein.
Unter den auserwählten Architekturbüros befinden sich aus mehrere aus der Schweiz. E2A aus Zürich sind ebenso mit von der Partie wie jessenvollenweider aus Basel. Max Dudler und Vittorio Magnano Lampugnani dürfen ebensowenig fehlen wie Caruso St John, ein Büro, das man auch schon fast als Vertreter der Schweizer Architektur betrachtet. Viel andere internationale Prominenz ist unter den Projektteams vertreten. Man ahnt bei so viel geballter Prominenz, dass eine starke Führung und ein ansprechendes, stimmiges und prägnantes städtebauliches Konzept der Schlüssel zum Erfolg ist. Über dieses ist allerdings noch wenig bekannt.