Olafur Eliasson setzt Fondation Beyeler unter Wasser

Manuel Pestalozzi
21. April 2021
Installation: Olafur Eliasson, Foto: Mark Niedermann

Für die Ausstellung «Life» verwandelt Olafur Eliasson «das Museum für eine immersive und grenzüberschreitende Erkundung unserer Vorstellungen von Natur und Kultur.» Beschreiben soll man sein Konzept anscheinend nicht; die Fondation Beyeler präsentiert die Ausstellung auf ihrer Website mit vielen Bildern und einem Livestream. Wo sie doch vorkommen, sind Worte primär wolkige Selbstdeklarationen des Künstlers. Interpretation und Einordnung des beeindruckenden Kunstwerks bleiben Aufgabe der Besucher*innen.

So viel ist zu berichten: Die Besucher*innen von «Life» können die Ausstellung zu jeder Zeit erkunden. Sie ist Tag und Nacht geöffnet. Es gibt weder Türen noch Fenster, die die Welt aussperren würden. Die Landschaft rund um das Gebäude fliesst gleichsam ins Innere. Durch die Ausstellungsräume schwappt ein künstlich grüner Teich, in dem etliche Wasserpflanzen wachsen. Auf Stegen aus dunklem Holz kann man sich durch die Ausstellung bewegen. Stets dringen Umgebungsgeräusche ans Ohr – man hört Insekten, aber auch den Verkehr draussen und natürlich andere Gäste. Die Kunstinteressierten bleiben umfangen von den Gerüchen der Pflanzen und des Wassers. Ihnen öffnen sich Blicke in die umgebende Landschaft – eine öffentlich zugängliche Gartenanlage – während sie sich auf mehreren möglichen Routen durch die Ausstellungsräume bewegen. Überall bietet sich die Gelegenheit, langsam zu machen, sich treiben und einen der auf subtile Weise unterschiedlich gestalteten Räume auf sich wirken zu lassen. Die Schau ist eine reiche Erfahrung, die zum Nachdenken über unsere Beziehung zur Natur anregt. Ein Banause ist, wer darauf wartet, dass Verzückte einen «Schuh voll rausziehn»!

Installation: Olafur Eliasson, Foto: Mark Niedermann
Architektur, Kunst, Natur

Olafur Eliasson dankt der Fondation Beyeler und dem Museumsarchitekten Renzo Piano ausdrücklich «für die Erlaubnis, die Glasfassade des Gebäudes vorsichtig und behutsam entfernen lassen zu dürfen.» In Sachen Botanik verliess er sich auf Fachkompetenz: «Die Pflanzen in ‹Life› – Zwergseerosen, Muschelblumen, Wasserfarne und viele andere – hat mein Freund, der Landschaftsarchitekt Günther Vogt, sorgfältig ausgewählt. Günther und ich haben in der Vergangenheit an mehreren Kunstwerken zusammengearbeitet, die sich mit den durchlässigen Grenzen zwischen Natur und Kultur auseinandersetzten. Dabei ist uns bewusst geworden, dass wir Menschen Teil von grösseren Systemen sind.»

Beeindruckend an dieser Installation ist die Fusion von Kunst und Architektur. Die Ausstellung orientiert sich direkt am gestalterischen Konzept von Renzo Piano. Dieser schuf ein bewusstes Gegenüber von Claude Monets Seerosenbildern in den Ausstellungsräumen durch einen Seerosenteich vor der Südfassade seines Museumstrakts, der sich als grosse Pergola präsentiert. Indem die Sammlung Beyeler vorübergehend in den Hintergrund rückt, schafft sie nun Raum für ein «Sommermärchen», das bis in den Juli fortdauern soll. Nach den «Wrapped Trees» von Christo und Jeanne-Claude zur Zeit der Eröffnung des Piano-Museums im Herbst 1998 wird ein zweites Mal die Natur am Ortsrand von Riehen auf spektakuläre Weise mit der Kunst eins.

Installation: Olafur Eliasson, Foto: Mark Niedermann

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