Nicht nachhaltig
Inge Beckel
15. Februar 2017
Verwaister Golfplatz in Rio de Janeiro. Bild: theguardian.com
Mit 60 Prozent hat die Bündner Stimmbevölkerung es am vergangenen Wochenende abgelehnt, eine Olympiakandidatur 2026 weiterzuverfolgen. Etwa zeitgleich hat die britische Zeitung The Guardian Aufnahmen vom Zustand des Olympischen Geländes in Rio publiziert. Da zeigt sich, die Skepsis ist berechtigt.
Die Bündner Regierung, die dortige Wirtschaft, das Gewerbe und die Sportverbände haben mehrheitlich für Olympia geworben – vergeblich. Doch haben in den letzten Jahren zahlreiche Berichte und viele teils erschreckende Bilder aus vergangenen Durchführungsorten von Olympischen Sommer- wie Winterspielen gezeigt, dass die gigantischen Infrastrukturen, die für deren Durchführung zwingend gefordert werden, nicht nachhaltig sind. In der Reportage im Guardian heisst es beispielsweise, dass zur Unterhaltung des Golfplatzes schlicht die vermögenden Golfspieler fehlen, die Pflege und Unterhalt berappen können.
Nun haben Olympische Spiele sicherlich vielerlei Potenziale, sie begeistern oder können auch künftige Entwicklungen unterstützen, ja fördern. Doch dafür braucht es Szenarien sowie realistische Überlegungen und Abklärungen im Vorfeld, wofür die Infrastrukturen nach den Spielen – zurück in einem lokalen Alltagsleben – dienen können. Und auch, ob die örtlichen Bevölkerungen diese überhaupt nutzen und unterhalten können – und wollen. In diesem Dialog müssen selbstverständlich auch die Olympia-Verantwortlichen aktiv teilnehmen, denn sie sind es letztendlich, die die Vorgaben machen. Und diese haben in den letzten Jahrzehnten Dimensionen angenommen, die kaum jemand tragen kann. Es gilt, den Sinn und damit Inhalt Olympischer Spiele zu überdenken und zu diskutieren, um Grössen und Formate zu finden, die die lokalen Bevölkerungen wieder mittragen wollen.