Nach der Flut
Juho Nyberg
8. November 2012
Schutzlos: Manhattans Südspitze erstreckt sich bis ans Wasser. (Bild: Juho Nyberg)
Der Verheerungen des Wirbelsturms «Sandy» regen zum Umdenken an.
Die amerikanische Ostküste hat mit dem Wirbelsturm «Sandy» letzte Woche schlimme Schäden erfahren. Bilder von überfluteten Metrostationen und durch die Wassermassen wie Spielzeug zusammengeschobenen Autos in Manhattan waren in allen Medien zu sehen. Kuba oder Costa Rica hingegen gingen klanglos unter. Doch das nur am Rande.
Ob «Sandy» ein Jahrhundertereignis war, oder eher ein Vorbote zukünftiger, ähnlich heftiger Stürme aufgrund des Klimawandels, sei hier dahin gestellt. Unter der Annahme, dass mit solchen Stürmen in Zukunft weiter zu rechnen sein wird, macht sich Justin Davidson vom «New York Magazine» Gedanken über die städtebauliche Entwicklung Manhattans. Die Tendenz, Ufergebiete zunehmend in schmucke Parks zu verwandeln und mit Wohnbauten immer näher ans Wasser zu rücken, führe zum Verschwinden von Arealen, die im Notfall als Pufferzonen dienen könnten. Tatsächlich sind ehemalige Industrieviertel - wie an vielen Orten - in schicke Wohnzonen umgewandelt worden: die Gentrifizierung ist ein globales Ereignis.
Davidson fabuliert indes nicht von der Umkehr dieser Entwicklung, sondern entwirft einige Massnahmen, die in seinen Worten die Naturkräfte «umarmen» und eventuell lenken sollen, statt zu versuchen, sie fernzuhalten. Tatsächlich kann der Bau von Dämmen als Symptombekämpfung betrachtet werden, anstelle einer langfristigen Lösung, die ein Umdenken erfordert. Keine durchgestylten Parkanlagen sondern naturbelassenes Marschland sollte die Uferzonen durchziehen und die Strassen in den tief gelegenen Gebieten sollten mit sickerfähigem Belag versehen werden. So sieht Davidson den Sturm auch als Chance, New York auf andere Weise für das dritte Jahrtausend fit zu machen.