Jubiläum in Paris
Juho Nyberg
1. Februar 2017
Eine Kunstraffinerie? Bunte Technik am Centre Georges Pompidou. Bild: Reinraum/wikipedia
Vor 40 Jahren eröffnete eine der bedeutendsten Ikonen der Postmoderne: das Centre Georges Pompidou in Paris.
Das hatte es so noch nicht gegeben: die ganze Technik, Statik und Erschliessung wurde nicht diskret im Baukörper versteckt, sondern nach aussen gekehrt, als bunt inszenierter Schmuck den Räumen vorgehängt. Das Centre Georges Pompidou, gebaut nach dem Entwurf von Renzo Piano, Richard Rogers und Gianfranco Franchini, öffnete nach fünfjähriger Bauzeit am 31. Januar 1977 seine Türen und läutete damit eine neue Epoche der Museumsarchitektur ein. Bereits während der Bauzeit wurde das Projekt und die damit einher gehende städtbauliche Transformation kontrovers diskutiert. Mit Conical Intersect schuf der Künstler Gordon Matta Clark einen kritischen Kommentar dazu.
Seit seiner Fertigstellung hat das Museum zahlreichen Künstlern Platz geboten. In den vergangenen vierzig Jahren haben über 200 Millionen Besucher «La Raffinerie», wie das Museum auch genannt wird, betreten und dabei den leicht abschüssigen Platz davor durchschritten, auf dem sich Strassenkünstler aller Couleur tummeln. Die Nachbarschaft von mehr und weniger berühmten Künstlern scheint hier bisweilen zu verschwimmen und eine bislang ungekannte Nähe und Offenheit des Museumsbetriebs zu erzeugen. Entgegen klassischer Museumsbauten schreitet man nicht Stufen empor, sondern schlendert zum Eingang hinab. Damit begibt sich die Kunst auf eine Ebene mit den Besucherinnen und Besuchern.
Wir mögen die Epoche der Postmoderne hinter uns gelassen haben und das Centre Pompidou als klaren Vertreter derselben erkennen. Dennoch fasziniert dieses etwas unerklärlich mitten in der historischen Stadt gelandete Bauwerk noch immer.