Paris: plus des vélos – moins des voitures

Juho Nyberg
16. Mai 2021
Ein Bild aus der Vergangenheit? Starker Verkehr auf der Place Charles-de-Gaulle in Paris. (Foto: BrokenSphere via Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0)

Jede Krise birgt auch Chancen in sich – diese Binsenweisheit manifestiert sich im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zumindest in manchen Städten, betrachtet man die Veränderungen des Individualverkehrs. In Paris etwa, wo die Massnahmen gegen die Ausbreitung des Virus verglichen mit dem hierzulande Gewohnten wahrlich extrem waren, wurde die Hierarchie auf der Rue de Rivoli kurzerhand umgekehrt: Wo vor der Pandemie dem Autoverkehr zwei Spuren zur Verfügung standen (neben einer für Busse und Rettungsfahrzeuge), dominieren seit dem vergangenen September Velos und Roller. Zwei komfortabel breit gestaltete Fahrradspuren stehen den Pedaleuren neu zur Verfügung, während sich die Autos nur noch eine einzige Spur teilen. Ähnliche Veränderungen lassen sich auch in Mailand unter dem Stichwort «Strade Aperte» beobachten. In Madrid hingegen wurde ein Vorhaben zur Verkehrsberuhigung in der Innenstadt vorerst gerichtlich gestoppt.

Klare Linie der Bürgermeisterin

Anne Hidalgo, die Pariser Bürgermeisterin, setzt derweil ihren Kurs unvermindert fort. Am Mittwoch vergangener Woche wurde bekannt, dass nach ihren Plänen der Transitverkehr von Autos durch das Pariser Zentrum weitgehend unterbunden werden soll. Erlaubt sein werden künftig nur noch Fahrten für Anlieferungen und Dienstleistungen sowie Zufahrten von Touristen zu Hotels. Mit der vorgesehenen Einschränkung sollen rund 55 Prozent des gesamten Verkehrsaufkommens – wir sprechen hier von über 100 000 Fahrzeugen – vom Stadtzentrum ferngehalten werden.

Im Juni 2020 für weitere sechs Jahre gewählt, führt die Bürgermeisterin eine Koalition aus Grünen und Linken an. Hidalgo verfolgt den von ihrem Vorgänger Bertrand Belanoë eingeschlagenen Kurs entschlossen weiter, der mit der weitgehenden Sperrung der beiden Seine-Ufer für den Autoverkehr bereits die Richtung vorgezeichnet hatte. Offenbar erfüllt sie damit im Grossen und Ganzen die Wünsche der Einwohner*innen der französischen Kapitale. Erhebungen zufolge besitzt nur noch ein Drittel der Pariser*innen ein Auto, und die Regierung setzt viel daran, alternative Verkehrsmittel zu fördern. Seit einigen Jahren wird der Kauf von E-Bikes subventioniert, und die Metro ist seit vergangenem September für unter 18-Jährige gratis. Dennoch scheint das Fahrrad der Metro allmählich den Rang abzulaufen: Sowohl bei der Velonutzung generell als auch bei den Fahrten mit den Rädern des öffentlichen Veloverleihs zeichnet sich im Vergleich zum Vorjahr eine Verdoppelung ab.

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