Insektenhotel
Manuel Pestalozzi
31. Juli 2019
Foto: Prix Visarte, Sabian Baumann
Kunst am Bau als echte Architektur – das bietet das «Bienenalphabet» von Sabian Baumann vor dem Stadtarchiv Luzern in Littau. Doch nicht allen gefällt das. Manchen wirkt das Objekt zu gebastelt und improvisiert.
Das Werk existiert zwar schon seit 2016, das SRF machte es aber erst vor einigen Tagen mit einem Kulturbeitrag einer breiteren Öffentlichkeit bekannt – weil es so umstritten sei. Offiziell heisst das Objekt «Bienenalphabet». Im Aussenbereich um das Stadtarchiv Luzern ist ein Quartier für Wildbienen entstanden. Das Kunstwerk sieht sein Autor, Sabian Baumann, als eine Art «Bienenwohnblock». Es handelt sich um eine regalartige Skulptur aus roten Ziegelsteinen mit grünem Wellblechdach, die etwa 300 x 240 x 50 cm misst und drei bis vier Tonnen wiegt. Sabian Baumann wurde von den Architekten des Stadtarchivs, Enzmann Fischer Partner AG, zu einem Wettbewerb eingeladen, aus dem sein Entwurf dann siegreich hervorging.
Die Kritik entbrannte nicht etwa ob des regen Insektenverkehrs (gemäss SRF-Beitrag ist der Bienenblock gut ausgelastet), die Passant*innen finden es neben dem scharfkantigen Block des Stadtarchivs einfach zu «amateurhaft» aussehend. Heftige Vergleiche mit Favelas in Südamerika wurden gezogen, andere sagen, das Werk erinnere an die vielen kleinen Schuppen und Lagerräume, die an Stadt- und Dorfrändern oft anzutreffen sind. Angesichts des strengen Baus des Stadtarchivs scheint Baumanns Objekt den Kritiker*innen – anders als dessen Architekten – die Ordnung zu stören.