Homo Faber
Susanna Koeberle
18. September 2018
Die Installation «Merry-Go-Round» von India Mahdavi war Teil von «Imaginary Architecture». Bild: Tomas Bertelsen, ©Michelangelo Foundation
Die Ausstellung «Homo Faber», die noch bis Ende Monat in der Fondazione Giorgio Cini in Venedig zu sehen ist, widmet sich dem Thema Kunsthandwerk.
Mit nicht weniger als 16 Ausstellungen feiert die Michelangelo Foundation for Creativity and Craftmanship (eine internationale, gemeinnützige Institution mit Sitz in Genf) Kunsthandwerk als eine der tragenden Säulen der europäischen Kultur. Die Ausstellung «Homo Faber. Crafting a more human future » ist Teil eines grossen und längerfristig angelegten Projekts, das nicht nur Ausstellungsformate beinhaltet, sondern auch das Pflegen und Fördern eines weltweiten Netzwerks. An der Eröffnung wurde bekannt gegeben, dass «Homo Faber» eine Biennale werden soll. Initiatoren dieser «kulturellen Bewegung» sind der südafrikanische Geschäftsmann Johann Rupert (Präsident der Luxusgruppe Richemont) und der italienische Entrepeneur Franco Cologni (Präsident von Cartier International und seit 2002 Mitglied des Verwaltungsrat bei Richemont). Beide verbindet die Leidenschaft für Kunsthandwerk und die Überzeugung, dass diesem mehr Anerkennung gebührt. Cologni hat bereits verschiedene Initiativen (unter anderem die Fondazione Cologni dei Mestieri d’Arte und die Creative Academy in Mailand) zur Förderung der europäischen Handwerksberufe gestartet. Diese sind zusammen mit anderen Partnern beteiligt an der beispiellosen Schau in Venedig.
«Trinity» heisst das Objekt von Alfredo Häberli und Roman Räss. Bild: Lola Moser, ©Michelangelo Foundation
Auf der Isola di San Giorgio wurden Galerien, Bibliotheken, Kreuzgänge und sogar ein ehemaliges Schwimmbad Schauplatz von unterschiedlichen Ausstellungen, welche die immense Bandbreite des Themas abdeckten: die Fülle an Objekten, Materialien und Handwerksberufen war eindrücklich. Für die Ausstellungen konnten die Organisatoren verschiedene Kuratoren gewinnen, darunter Michele de Lucchi, Stefano Boeri, India Mahdavi, Judith Clark oder Jean Blanchaert. Im Vordergrund steht dabei der Dialog zwischen Kunsthandwerk und Design. Denn Objekte werden nicht nur entworfen, sondern müssen auch gemacht werden. Was Handwerk bedeutet, konnten Besucher und Besucherinnen teilweise life erleben. Auch verschiedene Filme und sogar VR-Formate gaben Einblick in Werkstätte und Ateliers der Handwerkskünstler. Vor Ort erklärten Designer und Handwerker ihre Objekte. Etwa Roman Räss, ein Weissküfer, mit den Alfredo Häberli zusammengearbeitet hatte. Das Resultat dieser Begegnung ist ein geheimnisvolles Objekt, das alle Aspekte des handwerklichen Könnens eines Weissküfers und Holzschnitzers vorführt. Und beinahe ein Modell für einen sakralen Raum sein könnte. Der Besuch von «Homo Faber» zeigte eines sehr deutlich: Vieles kann der Mensch besser als eine Maschine.
In der Ausstellung «Centuries of Shape» konnte man in der alten Bibliothek wunderschöne Vasen bewundern. Bild: Alessandra Chemollo, ©Michelangelo Foundation
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