Halbfertiger Turm in der Kritik
Manuel Pestalozzi
2. Oktober 2018
Eine aktuelle, differenzierte Auseinandersetzung mit der Polemik findet sich auf der Website architekturbasel.ch. Bild: Screenshot architekturbasel.ch
Die Hüllen um das Meret Oppenheim-Hochhaus beim Bahnhof SBB in Basel sind weitgehend gefallen. Was zum Vorschein gekommen ist, gefällt vielen nicht. Das wird auch kommuniziert. Telebasel spricht gar von einer Hasswelle.
2016 wurde der Grundstein gelegt für das Hochhaus im Gundeli-Quartier, am südwestlichen Ende der Passerelle über den Gleisen des Bahnhofs. Die Architektur ist von Herzog & de Meuron, unten gibt es Gastronomie und Büros, das Studio Basel vom Schweizer Fernsehen wird einziehen, der obere Teil bietet Mietwohnungen.
Seit der Turm ausgekleidet wird, ertönt Kritik. Telebasel hat Kommentare in den Social Media gesammelt. Sie wurden primär durch einen kritischen Artikel in der BAZ aufgelöst. Ob man gleich von einer Hasswelle sprechen muss, ist wohl Ansichtssache, doch Hass ist als Klassifizierungstool menschlichen Verhaltens und Reagierens momentan einfach angesagt, egal, worum es geht.
Ein wichtiger Grund für das Unbehagen und Entsetzen scheint die Fassade des Hochhauses zu sein. Diese ist zwar transparent, macht das Hochhaus im aktuellen Zustand aber zu einer grauen, recht klobig und erdrückend wirkenden monolithischen Megastruktur. Der kritisierte Unterschied zu den einst veröffentlichten Visualisierungen ist tatsächlich markant. Er lässt sich dadurch erklären, dass die beweglichen Fassadenpaneele aktuell alle geschlossen sind. Sie lassen sich zu einem grossen Teil aufklappen – und das wird wohl auch geschehen, wenn die Stockwerke erst mal belebt werden. Dann sollte sich ein abwechslungsreicheres Bild ergeben.
Trotzdem ist es gut, wenn auch von Architekturseite auf diese Welle der Kritik reagiert wird. Architekt Lukas Grunz tut dies auf der Website Architektur Basel differenziert. Die öffentliche Auseinandersetzung mit diesem Projekt und seinen Nachbarn wird auch in Zukunft bitter nötig sein, denn die Überbauung entlang des Geisfelds bedeutet einen gewaltigen Massstabssprung. Er ist gewöhnungsbedürftig und muss aktiv verwaltet, besser gesagt: kuratiert werden.