Frauenklinik – Ende des Albtraums?

Manuel Pestalozzi
17. April 2020
Das Gebäude mit den schrägen Stützen sorgte wohl schon für viele schlaflose Nächte. (Foto: Manuel Pestalozzi, 2017)

Der Bau der Frauenklinik wurde vom Architekturbüro Bétrix & Consolascio entworfen und steht auf dem Areal des Inselspitals in Bern. Schon bald nach der Eröffnung im Jahr 2002 traten Baumängel auf. Schliesslich waren es 3'600 an der Zahl, berichtet das Branchenportal Medinside. Die Nutzer*innen des Gebäudes gaben diesem zudem schlechte Noten: Die Kritik begann bei der fehlenden Überdachung der Vorfahrt beim Haupteingang, führte über die als zu knapp empfundene Dimensionierung der Cafeteria und der steten Zugluft beim Empfang bis hin zur Gestaltung der Krankenzimmer «mit rohem Beton und Holzzementplatten».

Schlimm? Es kam schlimmer: 2007 wurden schwere Mängel an der Tragkonstruktion und eine mangelnde Erdbebensicherheit rapportiert. Das Gebäude erhielt Stabilisatoren und wird seither permanent überwacht. Trotzdem stürzte eine Treppe ein, glücklicherweise kamen dabei niemand zu Schaden. Im Juni 2018 zog die Frauenklinik aus. Und es stellte sich die Frage: Sollen wir den Bau gleich ganz abreissen? Die Beantwortung zog sich hin. Erst jetzt wurde bekannt: Ein Neubau bräuchte mehr Zeit und käme deshalb teurer. So äusserte sich Alex Josty, Kommunikationschef der Eigentümerin Inselgruppe, gegenüber Medinside. Das Newsportal meldet allerdings auch, dass die Sanierung fast so viel koste wie einst der Neubau. Ende 2022 soll sie fertig sein. Dann möchte die Frauenklinik zurückzügeln, neu soll sich auch die Augenheilkunde unter demselben Dach einquartieren.

Ein solch umfassendes Versagen eines Bauwerks ist in der Schweiz glücklicherweise selten. Umso wichtiger wäre es, die Gründe festzuhalten und öffentlich zu machen, auch wenn dazu wohl recht viele Leute über ihren Schatten springen müssten. Jedenfalls wäre es billig, die Schuld alleine «den Architekten» aufzubürden. Gerade dieser Fall weist darauf hin, dass im Baubetrieb schlechte Resultate stets auf eine ganze Kette von Entscheidungsträger*innen zurückzuführen sind.

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