Wo muss man 2014 dabei sein?

Juho Nyberg
16. Januar 2014
«Fundamentales» wird dieses Jahr in Venedig zusammengetragen. (Bild: Juho Nyberg)

Nach Feuerwerk, Champagner und Dreikönigskuchen hat der Alltag nun auch im neuen Jahr Einzug gehalten. Doch was an Aussergewöhnlichem, Besonderem hält das Jahr 2014 für uns Architekten bereit? Welche Themen haben sich - ebenso wie wir - über den Jahreswechsel ins 2014 gerettet und werden uns auch in den kommenden elfeinhalb Monaten begleiten und beschäftigen.

Diesmal unter Rem Kohlhaas' Regentschaft: Die Biennale 2014 in Venedig (Bild: Juho Nyberg)

Bella Italia
Vor ziemlich genau einem Jahr hat Paolo Baratta, Präsident der Biennale von Venedig die Ernennung von Rem Koolhaas zum Kurator der nächsten Architekturbiennale bekannt gegeben. Die vergleichsweise frühe Nomination gab Koolhaas rund ein Jahr mehr Zeit für die Vorbereitung als seinem Vorgänger David Chipperfield. Als Thema hat Koolhaas «Fundamentals» lanciert. Seine Idee dahinter ist, «einen neuen Blick auf die fundamentalen Elemente der Architektur zu ermöglichen». Dabei geht es ihm um das Herausarbeiten von universell gültigen Gemeinsamkeiten, dem Fundamentalen eben. Als Ausgangspunkt hierfür - und gleichzeitig als Beginn der Globalisierung -  macht Koolhaas das Jahr 1914, und damit den Ausbruch des ersten Weltkriegs aus. Der Zusammenfall mit dem Weltkrieg ist nicht zuletzt deshalb von Bedeutung für seine Überlegungen, da hier auch die kolonial-territorialen Ansprüche der europäischen Mächte eine gewichtige Rolle spielten. Deren Umsetzung ging mit dem massenhaften Export europäischer Werte, Ästhetik, Technologie und Ideologien einher. Diesem Ausgangspunkt stellt der Kurator die heutige Situation 100 Jahre später gegenüber: An die Stelle von lokal verankerten Werten und Beziehungen sind (wiederum) internationale getreten. Mit der wachsenden Mobilität haben sich parallel auch die Vorbilder, Ideen und Konzepte internationalisiert und damit eben auch angeglichen. Und dennoch bleiben individuelle Besonderheiten bestehen. Ob diese denn auf nationalen oder anderen Fundamenten stehen oder zu stehen haben, könnte einer der spannenden Fragen der kommenden Biennale in Venedig werden.
Zumal es ja auch die Länderpavillons gibt, allerdings in unterschiedlicher Ausprägung. So besteht jener Tschechiens und der Slowakei trotz der Auflösung der Tschechoslowakei 1993 weiterhin gemeinsam. Und auch die nordischen Länder Schweden, Norwegen und Finnland sind in einem Gebäude von Sverre Fehn aus dem Jahr 1962 vereint. Sind hier schon erste Spuren von nationenübergreifenden Konzepten auszumachen?

Die Pavillons der Nationen werden dieses Jahr übrigens erstmals unter einem übergeordneten Thema behandelt: «Absorbing Modernity 1914-2014» kann als Interpretation der «Fundamentals» gelesen werden, dient es doch als Leitfaden für Ausstellungen, die den Prozess des Auslöschens nationaler Eigenheiten zugunsten zunehmend internationaler, gleichförmiger Typologien zeigen sollen.

Für den Schweizer Pavillon konnte der Co-Direktor der Serpentine Gallery in London, Hans Ulrich Obrist, verpflichtet werden. Mit der Dauer von beinahe 6 Monaten (7. Juni - 23. November) ist die kommende Ausgabe der Biennale auch die bisher längste. Das könnte ja zu mehreren Ausflügen nach Venedig animieren, um sich Stadt und Ausstellung einmal im Sommer und einmal im legendären Venezianischen Nebel anzusehen.

Jubiläum in Langenthal: die 15. Ausgabe des Designers' Saturday (Bild: Screenshot)

Zurück in der Schweiz
Doch auch in näherer Umgebung gibt es verschiedene und unterschiedlich traditionelle Anlässe, die sich Architektur und Design widmen. Ein Jubiläum kann in Langenthal im November begangen werden: Der Klassiker designers’ Saturday, der heuer bereits seine 15. Ausgabe feiern darf, findet in diesem Jahr am 1./2. November statt. Näheres ist zur Zeit noch nicht zu erfahren, es läuft noch die Ausschreibungsfrist für interessierte Aussteller. Neben Ausstellern dreier Klassen (A-C) kann man sich auch für eine sogenannte Carte Blanche bewerben. Diese gingen vergangenes Mal vor allem an Hochschulen wie die HSLU oder die Zürcher Hochschule der Künste.

Ebenso einem Bewerbungsverfahren muss sich unterwerfen, wer an der im kommenden Herbst zum dritten Mal durchgeführten architektur 0.14 in der Zürcher Maag Halle dabei sein will. Die Ausstellung, die sich gemäss eigener Aussage zum Ziel gesetzt hat,  «das vielseitige heimische Schaffen repräsentativ darzustellen und zur grössten Werkschau für Schweizer Architektur zu werden», findet vom 23. - 26. Oktober statt. Als Leitfaden für die von «Lifestyle-Journalistin und Architektur-Beraterin» Martina Schober kuratierte Ausstellung dient wieder die Frage von NZZ am Sonntag-Chefredakteur Felix E. Müller: «Können Schweizer Architekten denn nur langweilig bauen?» Offensichtlich konnte an den vergangenen Ausstellungen noch kein genügender (Gegen-) Beweis erbracht werden, so dass sich die Macher ein weiteres Mal auf die Suche machen werden.

Wie weiter in Zürich? Die neue BZO wird die Stadtentwicklung nachhaltig beeinflussen (Bild: Juho Nyberg)

Lokale Herausforderungen
Eine andere Frage dürfte die Stadtzürcher Architekten derzeit mehr umtreiben, nämlich jene nach der teilrevidierten Bau- und Zonenordnung der Stadt Zürich (BZO). Bereits vor Ablauf der just auf den Heiligabend gelegten Auflagefrist wurde in verschiedenen Medien und auch an dieser Stelle heftig mit dem Entwurf gerungen. Nun steht für diesen Frühling die Überarbeitung und für das zweite Halbjahr die Behandlung im Gemeinderat an. Wie stark das unüberhörbare mediale Echo und die eingegangenen Vorschläge und Einwendungen sich darin niederschlagen werden, bleibt abzuwarten. Ebenso könnten die am 9. Februar anstehenden Stadtratswahlen die Entwicklung beeinflussen - je nach Wahlergebnis und Sitzverteilung.

Gebilde von hoher Nutzlosigkeit? Das Heidi-Weber-Haus in Zürich. (Bild: commons.wikimedia.org/Andrew Bossi)

Heimfall einer Architekturikone
Die Geschichte eines anderen Bauwerks in der Stadt Zürich erfährt ebenfalls in diesem Jahr eine bedeutende Wendung: Das Heidi-Weber-Haus im Zürcher Seefeld geht von der Namensgeberin und Initiatorin des Hauses am 13. Mai 2014 an die Stadt Zürich über. Damit endet das 50-jährige Baurecht, das die Stadt Zürich für die rund 500 m2 grosse Parzelle zur Errichtung des Stahl-Glas-Pavillons erteilt hatte. Eine der Auflagen in diesem Zusammenhang gab im Laufe der Zeit immer wieder Anlass zu Kontroversen: Das Haus sollte als Museum geführt werden und der Öffentlichkeit zugänglich sein. Dieser Auflage konnte Heidi Weber zwischenzeitlich aus finanziellen Gründen nicht nachkommen. Im Rahmen der nun stattfindenden Verhandlungen zur Übergabe spielt das liebe Geld erneut eine zentrale Rolle, denn der Vertrag beinhaltet zwar eine Heimfallsentschädigung, diese ist jedoch - wie für die Zeit der Vertragserstellung nicht unüblich - nicht indexiert, das heisst, die Entschädigung ist nicht automatisch kaufkraftbereinigt.

Dem Vernehmen nach versteht sich jedoch die derzeitige Eigentümerin und der Kulturchef der Stadt Zürich, Peter Haerle, besser, als mit manch anderem Exponenten der stadtzürcherischen Exekutive zu früheren Zeiten. So bleibt abzuwarten, wie sich die Parteien einigen, auf dass das Werk Le Corbusiers im Sommer einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden kann und sich somit ein weiterer Höhepunkt in diese Aufzählung einreihen kann.

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