Wohnhaus und Atelier ELLI

Wenn weniger mehr ist!

Holzer Kobler Architekturen
3. August 2017
Aussenansicht vom Hof. Bild: Radek Brunecky

Nutzung Wohnhaus und Atelier
Ort Zürich
Auftragsart Direktauftrag
Bauherrschaft privat
Architektur Holzer Kobler Architekturen GmbH, Zürich, ZH | Interior Design: Holzer Kobler Architekturen GmbH, Zürich, ZH, und zweikant architekturen, Köln, DE
Fachplaner Statik: Weber + Brönnimann AG, Bern, BE | Haustechnik: CONCEPT G, Winterthur, ZH | Elektro: R+B Engineering, Brugg, AG | Landschaft: Hager Partner AG, Zürich, ZH | Licht: Lichtvision Design & Engineering GmbH, Berlin, DE | Bauphysik: Michael Wichser + Partner AG, Dübendorf, ZH
Bauleitung rfp architekten, Wallisellen, ZH
Jahr der Fertigstellung 2016
Gesamtkosten BKP 1-9 CHF 3'498'000
Gebäudekosten BKP 2 CHF 2'767'233 
Gebäudevolumen 3497 m³
Kubikmeterpreis CHF 791
Massgeblich beteiligte Unternehmer Tiefbau, Abbruch, Rohrbau: Marti Generalunternehmung AG, Zürich, ZH | Haustechnik: Solarline Güttinger AG, Zürich, ZH | Elektroinstallationen: Elektro Bär, Zürich, ZH | Betonfertigteile: Egon Elsässer Bauindustrie GmbH & Co. KG, Geisingen, DE | Flachdacharbeiten: TECTON AG Zürich, Schlieren, ZH | fugenlose Bodenbelag: Walo Bertschinger AG, Rapperswil-Jona, SG | Fertigteiltreppe: Max Koch GmbH, Steisslingen, DE | Fenster aus Aluminium: Pfister Metallbau AG, Mauren, FL | Schlosserarbeiten: Bischof Metallbau AG, Lindau ZH | Innentüre aus Holz: RWD Schlatter AG, Dietikon ZH | allg. Schreinerarbeiten: Deutsche Werkstätten Lebensraum GmbH, Dresden, DE
Fotos Radek Brunecky

Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Der limitierte Platz, der enge  Kostenrahmen und die Vorstellung der Eigennutzung. Ziel war es, den Hof eines bestehenden Büro- und Gewerbebaus im Kreis 4 möglichst optimal zu nutzen und durch kostengünstiges Bauen erschwingliche Mieten für die neu erstellten Flächen zu generieren. Gleichzeitig sollten die neu entstehenden Räume hohen ästhetischen und funktionalen Ansprüchen genügen. Eine kleine noch bebaubare, oberirdische Grundfläche (ca. 5 x 10 Meter) und eine grosszügige unterirdische Fläche bildeten den Parameter für die Entwicklung von ELLI. Die Miete für das neu zu erstellende Projekt sollte für unser Büro als Mieter erschwinglich bleiben und doch auch unseren gestalterischen Ansprüchen in Gänze genügen.

Aussenansicht von der Elisabethenstrasse. Bild: Radek Brunecky

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Der Anstoss für das Projekt war im wahrsten Sinne des Wortes naheliegend: Könnte sich der gewerblich genutzte Hof, auf den wir von unserem Büro täglich blicken, nicht zur Nachverdichtung eignen? Wir wollten zusätzlichen Wohn- und Arbeitsräume schaffen, die das Angebot der bestehenden Büroräumlichkeiten zu einem neuen Ensemble ergänzen und flexibel auf unterschiedliche Nutzungsszenerien reagieren können.

​Zum konkreten Entwurf inspiriert haben uns dann die scheinbaren Limitierungen: Der beschränkte Platz, die niedrig angesetzten Baukosten, der Einsatz von vorgefertigten Elementen. Die für uns spannende Herausforderung war zu ermitteln, wie unter diesen Rahmenbedingungen ein überzeugendes Projekt erstellt werden kann.

Blick von der Dachterrasse. Bild: Radek Brunecky

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Die minimale vorhandene Fläche des Grundstücks hat den Entwurf massgeblich geprägt: die hohe, schmale Silhouette des fünfgeschossigen Wohnhauses ist Folge davon. Der Wohnraum des Neubaus mit einer Grundfläche von nur ungefähr 5 mal 10 Metern ist äusserst kompakt. Zeitgleich mit dem Bau des Wohnhauses wurde ein zweigeschossiges Untergeschoss mit grosszügigem Atelier- und Veranstaltungsraum eingerichtet. Hierfür wurde der Hof komplett unterkellert und ein grosser, stützenfreier Raum mit Oberlichtern als Atelier oder Veranstaltungsraum geschaffen.

Fensterfronten zum Innenhof sorgen für viel Licht. Bild: Radek Brunecky

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Als Architektin und zugleich Nutzerin des Ensembles stand ich von Anfang an in einer speziellen Beziehung zum Objekt. Entsprechend habe ich als zukünftige Bewohnerin in enger Absprache mit der privaten Bauherrschaft die Besonderheiten des Hauses entwickelt, und ich hatte das Glück, zahlreiche ganz persönliche Vorstellungen und Ideen einbringen und umsetzen zu können.

Hauseingang. Bild: Radek Brunecky

Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
ELLI nimmt eine spezielle Position ein im Werk von Holzer Kobler Architekturen, indem das Projekt eine Art Eigenversuch darstellt. Wie lässt sich auf engem Raum qualitätsvolle Architektur realisieren? Und welche Qualitäten können unterirdische Räume aufweisen? Bei innerstädtischer Nachverdichtung muss man auf die spezifische Situation eingehen, die man vorfindet. So entstehen zwangsläufig architektonische Prototypen, man probiert das aus, wovon man denkt, dass es an dem vorhandenen Ort funktioniert. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse fliessen dann natürlich in das zukünftige Schaffen ein.

Die Treppe windet sich skulptural bis ganz nach oben. Bild: Radek Brunecky

Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Das Thema der Nachverdichtung im innerstädtischen Raum als aktuelles Thema der Stadtentwicklung beschäftigt uns seit langem: ELLI ist hierfür ein gutes Beispiel. Kostengünstiges und effizientes Bauen waren die Leitmotive für die Realisierung. Beim Bau von ELLI wurden vorgefertigte Betonelemente eingesetzt. Grund dafür war neben den ökonomischen Überlegungen auch unsere architektonische Haltung «weniger ist mehr» und zwar vor allem hinsichtlich des quasi fehlenden Innenausbaus: ein nahezu industrieller Charakter sollte das Bild des Neubaus prägen.

Blick ins Treppenhaus. Bild: Radek Brunecky

Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Unter optimierten Produktionstechniken vorgefertigte Betonelemente bilden die Hülle des neuen Atelierhauses und prägen dessen architektonischen Ausdruck sowohl im Innern als auch im Äusseren. Das Gebäude ist so quasi als «Rohbau» bewohnbar, ohne dass das es dabei zu gestalterischen Einbussen kommen würde. Innen wie Aussen herrscht eine Ästhetik des «Rohen» vor. Das Fugenbild der industriell gefertigten Betonelemente prägt die Fassade des Neubaus. Im Innenausbau und der Möblierung setzt eine Palette aus unterschiedlichen Rottönen kontrastierende Akzente zur grauen Farbe des «Beton brut».

Wohnzimmer. Bild: Radek Brunecky
Schlafzimmer mit Büronische. Bild: Radek Brunecky
Schlafzimmer. Bild: Radek Brunecky
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