Schule mit Doppelturnhalle
Viel Schule für wenig Geld
Züst Gübeli Gambetti Architektur und Städtebau
19. Oktober 2017
Bildungslandschaft für 1000 Schüler. Bild: Roger Frei
Kürzlich haben Züst Gübeli Gambetti ein neues Schulhaus fertiggestellt. Michel Gübeli stellt sich unseren Fragen.
Name des Bauwerks Lycée Français de Zurich
Nutzung Schule (Kindergarten, Primar- u. Sekundarschule, Gymnasium), Doppelturnhalle, Gastronomie, Einstellhalle
Ort Zukunftstrasse 1, 8600, Dübendorf, ZH
Auftragsart Projektentwicklung
Bauherrschaft Lycée Français de Zurich, Dübendorf ZH
Auftraggeber: Losinger Marazzi AG, Zürich ZH
Architektur Züst Gübeli Gambetti Architektur und Städtebau AG, Zürich | Michel Gübeli, Martin Wenger, Caspar Kemper, Ben Ramser, Maja Asgeirsdottir, Gonçalo Magalhães, Bernard Schulz,
Dirk Tausend
Fachplaner Statik: BG Ingenieure + Berater AG | Bauphysik: Mühlebach Partner AG | Elektro: Thomas Lüem Partner AG | HLKS: Kalt + Halbeisen Ingenieurbüro AG | Landschaft: w+s Landschaftsarchitekten AG
Jahr der Fertigstellung 2016
Gebäudekosten BKP 2 BKP 2 pro Schüler CHF 37'630
Gebäudevolumen (SIA 416) 60'135 m3
Energiestandard Minergie Eco
Fotos Roger Frei, Zürich | Adrien Barakat, Lausanne
Vielfältige Aussenräume und Nischen. Bild: Adrien Barakat
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Der sehr eng gesteckte Kostenrahmen der Privatschule und die Tatsache, dass man auf einem knapp
bemessenen Grundstück für 1000 Schüler unterschiedlichster Altersstufen baut – vom Kindergärtner bis zum Maturanden. Dies bedingt zahlreiche Perspektivenwechsel. Man muss einen Massstab finden, der altersgerecht ist. Und man muss den Kindern ausreichend Bewegungsraum verschaffen.
Kindergarten-Patio. Bild: Roger Frei
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Zum einen sahen wir uns mit einer heterogenen Umgebung konfrontiert. Zum anderen musste sich die Schule aufgrund des beschränkten Platzes in die Vertikale entwickeln. Um das komplexe Nutzungsprofil zu bewältigen, haben wir das Raumprogramm so geschichtet und gefügt, dass sich alles unter einem Dach vereint. Erwünschter Nebeneffekt sind die vielfältigen Freiräume, die auf unterschiedlichen Niveaus entstehen. Das Gebäude «umarmt» seine Aussenräume förmlich, sei es durch seine Hufeisenform, die Schaffung von Nischen oder den Kindergarten-Patio, der den Kleinsten ein abgeschlossenes Universum beschert. Zugleich wurden dadurch die Lärmemissionen entschärft.
Partizipatives Farbkonzept. Bild: Roger Frei
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf
beeinflusst?
Sehr; es war eine spannende Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen. Der Projektentwurf erfolgte in einer Art «Public Private Partnership» in engem Austausch mit dem Totalunternehmer, einem engagierten Elternkomitee und dem Rektorat. Zudem wurden auch die Kinder und Lehrer als künftige Nutzer des Gebäudes in den Entwurfsprozess miteinbezogen. Dies machte ihn zwar zeitaufwändiger, aber umso befriedigender, wenn sich am Ende alle mit «ihrer» Schule identifizieren.
Modulierende Vertikalverteilung. Bild: Roger Frei
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
Für den ganzen Prozess galt «Design-to-Cost»: Wir hatten die Budgetziele zu erreichen, weshalb es laufend Optimierungen und Anpassungen gab. Das Sparen war uns aber nicht nur Verzicht, sondern auch Antrieb, etablierte Standards zu hinterfragen. Was ist zwingend notwendig? Muss ein Gang vier Meter breit sein? Wie lässt sich Raumhöhe optimieren? So entstand auch unser einfaches wie innovatives Lüftungskonzept mit Zentrale auf dem Dach und sichtbarer Vertikalverteilung statt der üblichen heruntergehängten Decken.
Bild: Roger Frei
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Das Gebäude zielt nicht auf ikonografische Wirkung sondern stellt den Nutzer ins Zentrum. Diese sind in der Tat höchst zufrieden, weil es die erwartete Funktion erfüllt und gleichzeitig Möglichkeiten zur Aneignung und Anpassung lässt. Insofern könnte man es wohl als ein weiteres Werk einreihen, das für einen institutionellen Auftraggeber innerhalb eines rigiden Kostenrahmens geschaffen wurde und auch für Laien «verständlich» ist.
Flexible Klassenzimmer. Bild: Adrien Barakat
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Nein. Uns war in erster Linie wichtig, dass eine hohe Flexibilität für künftige Anpassungen gewährleistet ist. Deshalb haben wir uns für einen Skelettbau entschieden und die Fassade separat entworfen. Ähnlich wie bei einem Bürobau gibt es viele Anschlussmöglichkeiten. Der Flexibilitätsgedanke ist auch ein Grund, weshalb wir bei der Anordnung der Teilbereiche eine räumliche Differenzierung gesucht haben, keine Trennung.
Heraklithplatten... Bild: Roger Frei
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Farben und Heraklithplatten! Es gibt eine spezielle Farbgestaltung, die sich durch die ganze Schule zieht und symbolischen wie didaktischen Charakter hat. In diesem Zusammenhang war uns auch ein
«ehrlicher» Umgang mit den verwendeten Materialien wichtig. Beton sollte wie Beton aussehen, die
Oberflächen roh belassen. Heraklithplatten kennt man typischerweise aus dem Keller. Mit ihnen wollten wir ausloten, wie weit man gehen kann, ohne dass es ein Angriff auf die visuelle Behaglichkeit ist.