Pied à Terre

Volpatohatz AG
19. Mai 2022
Foto: Niklaus Spoerri

 

Herr Volpato, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe? 

Unsere Aufgabe bestand darin, für ein Grundstück in Birsfelden ein Mehrfamilienhaus mit neun Wohnungen auf fünf Ebenen zu gestalten. Unser Haus bietet etliche architektonische Besonderheiten. Inspiriert hat uns die klassische italienische Villa. So verfügt jede Wohnung über zwei beziehungsweise drei Balkone. Die Grundrisse weisen ähnliche Merkmale wie eine Palazzina auf, wobei die Wohn- und Schlafzimmer am Rand des Gebäudes angeordnet sind, während die Badezimmer an den zentralen Kern grenzen. Gemeinsam mit dem Büro Grand Paysage Landschaftarchitektur haben wir ausserdem einen Gemeinschaftsgarten für alle Bewohner umgesetzt. Die Wohnungen im Erdgeschoss verfügen darüber hinaus jeweils über direkt vorgelagerte Privatgärten.

 

Foto: Niklaus Spoerri
Foto: Niklaus Spoerri
Foto: Niklaus Spoerri
Wie hat der Ort auf Ihren Entwurf eingewirkt?


In diesem Teil von Birsfelden leben viele junge Familien mit kleinen Kindern. Mit unserem Projekt Lindengarten wurde nun auch ein Angebot für junge Paare oder Berufstätige geschaffen, die keine Kinder oder vielleicht nur ein Kind haben. Auch sie können nun von den Annehmlichkeiten und Vorzüge profitieren, die Birsfelden bietet, und in der Gemeinde Fuss fassen – so wie wir. Auch hatten ältere Bewohner von Birsfelden bisher Schwierigkeiten, altersgerechte Wohnungen zu finden, wenn die Kinder einmal ausgezogen sind. Das neue Haus hilft, diesen Mangel zu beseitigen.

 

Foto: Niklaus Spoerri
Foto: Niklaus Spoerri
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Unser Bauherr hat uns ein klares Briefing gegeben, aber wir hatten eine reibungslose Zusammenarbeit bei allen wichtige Fragen wie den Wohnungsgrössen, der Materialwahl, den Farben und sogar den Badezimmereinrichtungen. Unsere Rolle als Architekten bestand darin, die Wünsche der Bauherrschaft in unseren Designprozess zu integrieren und gleichzeitig unser ursprüngliches Design mit dem einzigartigen Balkonkonzept beizubehalten.

 

Foto: Niklaus Spoerri
Foto: Niklaus Spoerri
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?


Bis auf die ursprünglich als Hybridelement konzipierten Balkone, die aus einer Betonplattendecke und einer Stahlbrüstung bestehen, gab es keine wesentlichen Änderungen. Wir entwickelten im Laufe des Projekts einen ganzheitlicheren Ansatz, bei dem alle Elemente, also der Balkonboden, die Brüstung, der «Rankhilfstamm» und die Verbindungselemente zwischen Balkon und Betonbodenkonstruktion, aus Stahl sind.

 

Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten Ihres Büros ein?

 

Bei jedem neuen Projekt, egal wie klein oder gross es auch sein mag, fragen wir uns, wie der Endbenutzer in einem Haus, einer Wohnung oder einem Büro leben beziehungsweise arbeiten wird. Wir beschäftigen uns eingehend mit dem Kontext und der Demografie am Bauplatz und in der Umgebung. Dann entwickeln wir ein neues Konzept, das die Grenzen der Architektur verschiebt. Das führt zu einem anderen und besseren Ergebnis für unsere Kunden. 

Das Mehrfamilienhaus Lindengarten war hierbei keine Ausnahme. Wir haben die Typologie des Gebäudes hinterfragt. Mit unserem Fokus auf die Endnutzer, mit der Konstruktion der Balkone und einer neuen Interpretation einer grünen Fassade möchten wir die soziale Bindung zwischen den Mietern fördern. Dies hat zu einem einzigartigen Gebäude geführt, an dem sich Bauherrschaft und Mieter gleichermassen erfreuen. 

 

Foto: Niklaus Spoerri
Foto: Niklaus Spoerri
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Wir glauben, dass sowohl die Verwendung als auch die Gestaltung der Stahlbalkone einzigartig für Basel und möglicherweise sogar für die ganze Schweiz ist. Wir konnten zusammen mit dem Statiker, der Eitel & Partner GmbH, ein integrales Design entwickeln. Die gesamte Konstruktion, die Produktion und die Installation waren mit einer Stahlbaufirma aus Italien und einem ebenfalls innovativen lokalen Stahlbauer möglich. Es kamen Catia-Programme zum Einsatz, und wir konnten auf das Know-how der Turiner Automobilindustrie zurückgreifen. Das Endergebnis hat unsere Erwartungen noch übertroffen. Die filigranen Balkone erreichen eine beeindruckende Steifigkeit. Selbst wenn viele Personen gleichzeitig auf ihnen herumspringen, geraten die Bauteile nicht in Schwingen.

 

Foto: Niklaus Spoerri
Grundriss Untergeschoss
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Regelgeschoss
Grundriss Dachgeschoss
Schnitt A
Schnitt B
Bauwerk
Lindengarten Birsfelden
 
Standort
Muttenzerstrasse 17, 4127 Birsfelden
 
Nutzung
Mehrfamilienhaus
 
Auftragsart
Direktauftrag
 
Bauherrschaft
Privat
 
Architektur
Volpatohatz AG, Architekten SIA, Birsfelden, Birsfelden
Marco Volpato (Partner), Nicole Hatz (Projektleitung und Partnerin), Daria Hagea und Balazs Vagvölgyi
 
Fachplaner
Baukosten und Bautreuhand: Baukostenplanung Ernst AG, Basel
Bauingenieur: Eitel & Partner GmbH, Basel
Landschaftsarchitekt: Grand Paysage Landschaftsarchitektur, Basel
HLKSE: Alltech AG, Muttenz
Geologe: Kiefer und Studer AG, Basel
Geometer: Jermann AG, Arlesheim
 
Jahr der Fertigstellung
2021
 
Energiestandard 
Minergie-A-Standard ohne künstliche Belüftung
Die Wohnungen werden mit Erdwärme beheizt, und die Aussenwände sind mit Mineralwolle gedämmt.
 
Massgeblich beteiligte Unternehmer
Abbruch und Aushub: Ruepp AG, Ormalingen
Baumeister: Huber Straub AG, Birsfelden
HLK: Alltech AG, Muttenz
Sanitärinstallationen: Schneider AG, Pratteln
Elektroinstallationen: Birs Elektro GmbH, Birsfelden
Stahlbau Balkone und Rankhilfen: CO.ST.AT. SRL, Piobesi Torinese, Italien
Allgemeine Metallbauarbeiten: R&R Metallbau, Birsfelden
Fensterbauer: Sommer AG, Konolfingen
Aussenisolation: Badalli AG, Basel
Gipserarbeiten: G. Canonica AG, Basel
Innere Malerarbeiten: Dürrenberger AG, Basel
Schreinerarbeiten und Innentüren: Tschudin AG, Basel
Küchenbauer: Hans Eisenring AG, Oensingen
Keramikplatten Bäder: Bendig AG, Birsfelden
Parkett: Lutz AG, Basel
Natursteinarbeiten: Staechelin AG, Riehen
Liftbauer: Inopia GmbH, Blauen
Gartenbauer: Kottmann-Kohler Gartenbau AG, Dittingen
Insektengitter: G&H Insekten Schutzgitter GmbH, Birsfelden
Natursteinarbeiten: Stächelin Naturstein GmbH, Riehen
Erstvermietung: Signum AG, Binningen
Blumentöpfe Balkon: Eternit (Schweiz) AG, Niederurnen
 
Fotos
Niklaus Spoerri, Zürich

Vorgestelltes Projekt

fsp Architekten AG

Lokwerk Aufstockung Winterthur

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