Galerie Grieder Contemporary
Höhle für die Kunst
Fuhrimann Hächler Architekten
16. Mai 2018
Eingang der unterirdischen Erweiterung und der Galerie mit Findlings-Gartengestaltung. Bild: Valentin Jeck
Fuhrimann Hächler Architekten haben kürzlich eine unterirdische Erweiterung für die Kunst fertiggestellt. Gabrielle Hächler und Gilbert Isermann stellen sich unseren Fragen.
Ort Küsnacht
Nutzung Galerie
Auftragsart Direktauftrag
Bauherrschaft Galerie Grieder Contemporary
Architektur Fuhrimann Hächler Architekten, Zürich | Projektleitung: Gilbert Isermann
Fachplaner Iten AG, Spezialhochbau, Morgarten ZG | Planforum Energie- und Haustechnik GmbH, Winterthur ZH | be electric AG, Zollikon ZH
Bauleitung BBB Glenck, Küsnacht ZH
Jahr der Fertigstellung 2017
Massgeblich beteiligte Unternehmer Briner Bau AG, Stäfa ZH | be electric AG, Zollikon ZH | Schreinerei Fehlmann AG, Müllheim TG
Fotos Valentin Jeck
Empfangsraum / Büro. Bild: Valentin Jeck
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
2015 entschied sich die Bauherrschaft für eine unterirdische Erweiterung und die Neuorganisation des Hauses auf dem eng an den Küsnachter Lärchentobelwald angrenzenden Grundstück mit grosszügigem Garten. Das Wohnhaus wurde in zwei unabhängige Wohnungen aufgeteilt. Die Erweiterung mit einem grosszügigen Mehrzweckraum, der als Atelier oder als Galerieraum genutzt werden kann, und eine zusätzlichen Einlegerwohnung sind von aussen nicht sichtbar. Der unterirdische Anbau verfügt dank der abschüssigen Topografie trotzdem südseitig über eine Glasfront, die genügend Licht in die Räume bringt und diese separat von der Strasse her repräsentativ erschliesst.
Somit bleibt das L-förmige bestehende Wohnhaus, vom Architekten Theodor Laubi 1956 erstellt, intakt und der Charme des Ensembles erhalten. Die beträchtliche Vergrösserung des Hauses unter der bestehenden Wiese ordnet sich vollständig unter. Geziehlt platzierte Oberlichter sorgen für zusätzliches Tageslicht und lassen einem vergessen, dass man sich unter dem Boden befindet.
Blick in den Galerieraum. Bild: Valentin Jeck
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Architektonische Qualitäten, wie Zitate der brasilianischen Moderne, die im bestehenden Wohnhaus im Ansatz vorhanden waren, sollten verstärkt und neu interpretiert werden, um so an Aktualität zu gewinnen und die Architektur in der heutigen Zeit zu verankern.
Ein typisches Merkmal der südamerikanischen Moderne der fünfziger Jahre stellte die Gegenüberstellung einzelner freier, runder Formen zum mehrheitlich streng geometrisch gegliederten Grundriss dar. Dieses Thema wurde spielerisch in den Einbauten weitergeführt. Die einzige Fassade der Erweiterung besteht aus gestocktem Beton, was den Anbau als Teil der Umgebungsgestaltung und den Zugang zum «Höhleneingang» werden liess.
Oberlichter im Galerieraum. Bild: Valentin Jeck
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Die Findlinge, die beim Aushub ausgegraben wurden, konnten in die südseitige Gartengestaltung integriert werden, die neu den Zugang zur Galerie bildet. Die Felsbrocken, die auch treppenartig die beiden Gartenniveaus verbinden und durchsetzt mit Azaleen und Rhododendren sind, erinnern an einen japanischen Garten. Insgesamt wurde der grosszügige Umschwung der an den Wald angrenzt, stimmig mit Pflanzungen und neuen Plattenbelägen passend zur Findlings-Ästhetik ergänzt, und mit einem einfachen, aber eleganten Holzlattenzaun zur Nachbarschaft abgegrenzt.
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Die gewünschte klare Trennung von privatem Wohnhaus und Galerie konnte dank dem leicht abschüssigen Terrain ideal umgesetzt werden. Befindet sich der neue Zugang zur Galerie im Untergeschoss mit eigener Adressbildung, ist der Eingang zum Wohnhaus im Erdgeschoss. Erst im Verlauf der Planung wurde der grosse Raum zur Galerie, die Einliegerwohnung zum Empfang und die Lounge zum Atelier. Warme Holzböden setzen einen wohnlichen Kontrapunkt zu den rauen Betonwänden. Mit Sperrholz verkleidete Wände der Nebenräume gliedern den Raum, kontrastieren den Sichtbeton und verleihen eine warme, wohnliche Atmosphäre.
Detail Betondecke. Bild: Valentin Jeck
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
Die unterirdische Erweiterung befindet sich unter der Rasenfläche, welche erdgeschossig den Garten des Wohnhauses bildet. Ein Garten-Pavillon hätte die beiden Niveaus direkt verbinden sollen. Durch den Verzicht wurde die klare Trennung von öffentlicher Galerie und privatem Wohnhaus verstärkt.
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Zahlreiche unserer Projekte sind im Umfeld zeitgenössischer Kunst entstanden, d.h. für Kunstsammler, Kuratoren, Galeristen, mit oder für Künstler entwickelt und entworfen worden.
Bei diesem Projekt konnten viele unserer Erfahrungen einfliessen und umgesetzt werden.
Die intensive Beschäftigung mit zeitgenössischer Kunst und der Transfer zwischen den verschiedensten visuellen Kulturen, betrachten wir als eine hervorragende Möglichkeit Wahrnehmungs- und Anspruchsfelder auszuloten.
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Durch die unterirdische Lage der Erweiterung handelt es sich hauptsächlich um einen Tiefbau aus Beton. Der grosse Ausstellungsraum ist stützenfrei und kommt ohne vorgespannte Betondecken aus. Bewusst wurden die Betonwände und -decken nicht verkleidet. Die Eigenschaften und Vorzüge des Materials sollten sichtbar bleiben und wurden mit dem Holzparkett und den Sperrholzeinbauten kontrastiert, was wohnliche, behagliche Räume entstehen liess.