Fifties Reloaded

Architekt Andreas Pizza
29. Juli 2021
Westfassade (Foto: Aurel Martin)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Das Haus aus den 1950er-Jahren befand sich zum Zeitpunkt des Umbaus im Originalzustand. Die Hauptaufgabe lag darin, eine neue Raumaufteilung zu planen und eine Aussendämmung anzubringen. Architektonische Qualität und raffinierte Ästhetik waren am Bestand offensichtlich. Das sollte bewahrt werden, ohne das Gesicht des Hauses zu verändern. Genau darin lag die Besonderheit dieser Bauaufgabe.

Der Umbau ist von aussen kaum wahrnehmbar, obwohl das Gebäude auf allen Seiten durch die Isolation um 16 Zentimeter gewachsen ist. Innen spürt man den Eingriff viel mehr. Raumbildende Einbauschränke definieren die Räume neu.

Nordfassade (Foto: Aurel Martin)
Die Aufnahme zeigt das Haus vor dem Umbau. (Foto © Aurel Martin)
Foto © Aurel Martin
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?


Das Haus wurde 1956 von Aldo Prina, einem Architekten der zum weiteren Umfeld der Jurasüdfuss-Architektur (besser bekannt als «Solothurner Schule») gehörte, für einen Schuhdesigner geplant. 30 handgezeichnete Originalpläne vom Projekt habe ich von der Bauherrschaft erhalten. Die Hauptinspiration war für mich das Projekt selbst. Ich würde von einer Kontinuität der Intervention mit dem Originalentwurf sprechen. 

Eingangsbereich (Foto: Aurel Martin)
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Das Haus liegt mitten im Grünen am Waldrand. Ein Bach fliesst durch das Grundstück. In der Ferne sieht man das Juragebirge. Neben dem Haus steht eine grosse amerikanische Eiche. Der Kontext ist sehr schön. Das sind alles Elemente, die Aldo Prina vor mir beeinflusst haben. Ich habe nur versucht, den Bezug des Hauses zur Landschaft zu betonen, indem ich neue Öffnungen und eine grosse Terrasse hinzugefügt habe. 

Galerie (Foto: Aurel Martin)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Die Bauherrschaft spielte während der ganzen Planungsphase eine wichtige Rolle. Zunächst einmal entschied sie, ein 60 Jahre altes und nicht denkmalgeschütztes Haus zu erhalten. Die Bauherren hatten fast immer klare Vorstellungen davon, was sie wollten. Das war ein grosses Plus für mich. Zudem haben sie viel Eigenleistung erbracht, wie zum Beispiel bei den Abbrucharbeiten und bei der Bauleitung. Es fiel mir auch nicht schwer, mich mit ihnen über technische Lösungen und Details abzustimmen. Ich würde von Teamwork sprechen.

Wohnküche (Foto: Aurel Martin)
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Das Gebäude weist einige Details auf, die für die damalige Zeit sehr raffiniert waren. So wurde beispielsweise die grosse Verglasung im Wohnzimmer mit Mehrscheiben-Isolierglas ausgeführt, das erstmals in der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre auf den Markt kam. Innovativ waren auch die Korkplatten, die für das Zweischalenmauerwerk und zur Vermeidung von Wärmebrücken verwendet wurden. Selbst die Stahlbetonböden waren nur 10 Zentimeter dick – was heutzutage undenkbar ist. Wir konnten sie vollständig erhalten.

Dank der Verwendung von Hochleistungswärmedämmung (mit 2 bis 4 Zentimetern Stärke) konnte ich einige Fassadendetails gestalterisch lösen. Auf diese Weise haben wir es geschafft, das Haus mit 14 Zentimetern Steinwolle zu isolieren, ohne es «aufgeblasen» wirken zu lassen.

Situation
Grundriss Erdgeschoss
Querschnitt
Bauwerk
Umbau Einfamilienhaus in Däniken
 
Standort
Talhubelstrasse 27, 4658 Däniken
 
Nutzung
Einfamilienhaus
 
Auftragsart
Direktauftrag
 
Bauherrschaft
privat
 
Architektur
Andreas Pizza Architektur, Zürich
 
Fachplaner 
RSP Bauphysik AG, Luzern
Frey+Gnehm Ingenieure AG, Olten
 
Jahr der Fertigstellung
2021 
 
Massgeblich beteiligte Unternehmer
Haller Zimmerei und Dachdeckerarbeiten GmbH, Olten
Baumeister Mani Bau GmbH, Winznau
Gipser Maler Kiefer AG, Schönenwerd
M. Coray Schreinerei AG, Däniken
Amsler Sanitär & Heizung AG, Gretzenbach
Elektro Schibo AG, Däniken
Fenster Hauri AG, Staffelbach
Plattenbeläge Stäger AG, Niedergösgen
Schilla Bodenbelags AG, Trimbach
Oliver Häberling Metallarbeiten, Uerzlikon
 
Fotos
Aurel Martin

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