Metzgerhalle Oerlikon

Als sei es immer da gewesen

Romero Schaefle Partner
28. Februar 2018
Ensemble aus Alt- und Neubau. Bild: Karin Gauch, Fabien Schwartz

Nutzung Neubau und Umbau Wohn- und Geschäftshäuser mit Restaurant und Bar
Ort Schaffhauserstrasse 354, Wallisellenstrasse 4–8, 8050, Zürich, ZH
Auftragsart Studienauftrag
Bauherrschaft Immobilien Paradeplatz Zürich AG, Zürich, vertreten durch: Odinga Picenoni Hagen AG, Zürich
Architektur Romero Schaefle Partner Architekten AG, Zürich | Neubau Projektleitung: Samuel Meier, Mitarbeit: Simon Rusterholz | Umbau Projektleitung: Tipje Reimann, Mitarbeit: Sandra Zollinger
Fachplaner Statik: Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Zürich | Haustechnik: RMB Engineering AG
, Zürich | Elektro: R+B Engineering AG
, Zürich | Bauphysik: Michael Wichser + Partner AG, Dübendorf | Geologie
: Sieber Cassina + Partner AG, Zürich | Brandschutz: Basler & Hofmann AG, Zürich | Kälteplanung: Leplan AG
, Winterthur | Farbberatung: Jean Pfaff, Spanien
Bauleitung b+p baurealisation ag, Zürich
Jahr der Fertigstellung 2017
Gebäudekosten BKP 2 Neubau: CHF 19,9 Mio. | Umbau: CHF 8,4 Mio.
Gebäudevolumen Neubau: 18’780 m| Umbau: 9’520 m3 (SIA 416)
Fotos Karin Gauch, Fabien Schwartz

Strassenfassade und skulpturaler Abschluss gegen Osten. Bild: Karin Gauch, Fabien Schwartz

Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Da die Aufgabe darin bestand, sowohl den architektonisch wertvollen Bau aus den 1930er-Jahren mit der dem ganzen Gebäude den Namen gebenden Quartierbeiz «Metzgerhalle» zu sanieren, als auch einen Neubau zu schaffen, wurde von Anfang an eine Ensemblewirkung von Alt und Neu angestrebt. Der neue, dreigeteilte Baukörper knüpft selbstverständlich an den Altbau an, übernimmt Gliederungen in Nutzung und architektonischem Ausdruck und ergänzt den Bestand zugleich mit einem ganz eigenen Formenrepertoire. Dies scheint so gut gelungen zu sein, dass der Neubau von manchen Besuchern gar nicht als solcher erkannt wird.

Die Erker fangen das Westlicht ein. Bild: Karin Gauch, Fabien Schwartz

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Die Baulücke, die es zu schliessen galt, liegt fast direkt am Sternen Oerlikon. Einerseits sollte der angefangene Blockrand mit einem neuen Wohn- und Geschäftshaus ergänzt werden, andererseits konnte mit dessen skulpturaler Ostfassade ein markanter und eleganter Abschluss zu den angrenzenden grossmassstäblichen Baustrukturen gebildet und ein Akzent gesetzt werden. Die abfallende Topographie konnte durch eine Dreiteilung des Baukörpers, die der Körnung des Quartiers entspricht, selbstverständlich aufgenommen werden.

Im Erdgeschoss des Neubaus befinden sich Läden, im 1. Obergeschoss gibt es Büros, darüber wurden bis in das Dach hinein Wohnungen geplant, die alle durchgehende Wohn-, Ess- und Küchenbereiche haben, mit strassenseitigen Erkern, die das Westlicht einfangen und hofseitigen Balkonen. In den beiden ausgebauten Dachgeschossen befinden sich Maisonettewohnungen, die von besonderer Raumhöhe, Qualität und Aussicht profitieren.

Maisonettewohnung in den beiden Dachgeschossen. Bild: Karin Gauch, Fabien Schwartz

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Die Immobilien Paradeplatz Zürich AG ist eine traditionsreiche Zürcher Familien-Aktiengesellschaft.
Gute Bauten sind nie ohne gute Bauherrschaften möglich. Bei der «Metzgerhalle» war eine Besonderheit, dass schon das ursprüngliche Gebäude (Architekt: Franz Messmer) in den 1930er-Jahren durch die Vorgängergesellschaft der heutigen Bauherrschaft errichtet wurde. Die Verbundenheit mit dem Gebäude führte zum Wunsch, langfristig zu handeln. Dieses Bewusstsein – auch für eine gesellschaftliche Verantwortung – haben unter anderem ermöglicht, die Quartierbeiz zu erhalten, zu sanieren und mit einer kleinen Bar zu ergänzen, auch wenn an diesem Ort eine andere Nutzung lukrativer sein könnte.

Restaurant Metzgerhalle mit originaler Vertäfelung. Bild: Karin Gauch, Fabien Schwartz

Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
Jeder Entwurf durchläuft diverse Planungsphasen, in denen es Anpassungen, Veränderungen, Optimierungen gibt, seien diese rechtlicher Natur, eine Frage der Kostenoptimierung oder eine Entwicklung der Architektur dank der genaueren Auseinandersetzung mit einzelnen Themen. Sowohl beim Altbau als auch beim Neubau hat es diverse kleinere Umplanungen gegeben, doch die Grundkonstellation der Wohnungen, Büros und Läden sowie deren Architektur blieb weitestgehend unverändert.

Die neue Bar. Bild: Karin Gauch, Fabien Schwartz

Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Da es unser Büro schon fast 30 Jahre gibt, blicken wir zurück auf sehr viele, ganz unterschiedliche Bauten. Sehr häufig durften wir uns mit der spannenden Aufgabe auseinandersetzen im Bestand zu arbeiten, diesen umzubauen, zu überformen, zu ergänzen und so etwas neues Ganzes zu schaffen. Das Miteinander von Alt und Neu ist immer wieder eine grosse Herausforderung, und es ist eine Freude, wenn man sieht, welche Kraft von gelungenen Gebäuden ausgeht, welche Wirkung sie auf das Stadtbild haben.

Situation mit Umbau und Neubau.
Möblierter Grundriss mit den beiden Wohnungstypen des Neubaus.
Ansicht von Osten und Schnitt durch den Neubau.

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