Zukunftsarchitektur

Jenny Keller
7. de gener 2015
Bild: Screenshot montiert

Ende Jahr sind Jahresrückblicke hoch im Kurs. Anfang Jahr dafür Zukunftsvisionen. Eine solche durfte der Think Tank W.I.R.E.* letzten Sonntag in der NZZ am Sonntag skizzieren. Wir haben uns bei der Lektüre auf den Aspekt Wohnen konzentriert und gelesen, dass Wohnen in Zukunft nichts als Entspannung sei: «Wohnen bedeutet entspannen. Die Hausarbeit übernehmen intelligente Haushaltsgeräte, das Kochen Heimlieferdienste, den Einkauf der intelligente Kühlschrank. Möbel kennen ihre Besitzer und optimieren die Lebensqualität nach den individuellen Wünschen. Die Wohnungen werden leerer; im Fokus der Einrichtung stehen persönliche Gegenstände und Ruhebereiche.» 

Und weiter: Das gemeinschaftliche Wohnen werde als Antwort auf die Individualisierung, die älter werdende Gesellschaft und steigende Immobilienpreise wieder attraktiv. «Bad und Küche sind standardmässig in Gemeinschaftsräume ausgelagert.» Diese Vision lebt die Genossenschaft «Mehr als Wohnen» in Zürich Leutschenbach bereits jetzt, vergleiche aus dem Artikel vom 12. November in unserem eMagazin: «Man will nicht den Fehler machen, sagt Andreas Hofer, dass nur grosse Familienwohnungen gebaut werden, die in zwanzig Jahren, wenn die Kinder wieder ausgezogen sind, halb leer stehen. Stattdessen setzt die Genossenschaft auch auf grosse Satellitenwohnungen, in denen eine Gross-WG leben kann, die sich Gemeinschaftsräume teilt, die einzelnen Personen aber genügend grosse Rückzugsorte haben.»

Wer sich nun wundert, wie man Zukunftsforscher wird: Man rede mit den richtigen Leuten und gebe deren Worte als die eigenen aus, denn in der hauseigenen Publikation «Abstrakt», Ausgabe No 13, redete W.I.R.E.-Redaktorin Simone Achermann mit Konstantin Grcic anlässlich dessen Ausstellung letzten Frühling in Weil a. R. über die Zukunft des Wohnens. Und er sagte als Antwort auf die erste Frage: «Ich glaube, dass gewisse Funktionen einer Wohnung in Zukunft ausgelagert werden, zum Beispiel das Badezimmer oder die Küche. Gerade als Stadtbewohner kann ich ja auch ins Schwimmbad oder in den Fitnessclub gehen, um zu duschen. (…) Wenn es aber nach mir ginge, wohnen wir in Zukunft wesentlich reduzierter.»

*«W.I.R.E. ist ein interdisziplinärer Think Tank, der sich mit globalen Entwicklungen in Wirtschaft, Gesellschaft und den Life Sciences befasst.»

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