Sanierungsempfehlungen für das Appenzellerland

Manuel Pestalozzi
28. de juny 2023
Abblätternde Farbschichten auf Holzfassaden historischer Bauten müssen fachgerecht und mit den passenden Produkten ersetzt werden. Die neue Plattform bauatlas.ch hilft dabei. (Foto: © Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden)

Hinter dem Projekt bauatlas.ch, das von der sia-Sektion St.Gallen / Appenzell getragen wird, steht der bekannte Architekt Fredi Altherr. Er war von 2001 bis 2018 Denkmalpfleger des Kantons Appenzell Ausserrhoden und weiss folglich genau, wie mit den historischen Bauten der Region richtig umzugehen ist. Doch warum wurde das Online-Nachschlagewerk überhaupt lanciert? Durch gut zugängliches Fachwissen könnten viel Bauschäden an alten Häusern genauso vermieden werden wie atypische und ästhetisch unpassende Details. Viele Baumängel resultieren nämlich aus einem schwindenden Wissen um die Qualität und Funktionsweise traditioneller Konstruktionen sowie die Eigenschaften althergebrachter Baumaterialien. Ein zusätzliches Problem liegt in den neu entwickelten Baustoffen: Sie versprechen kostengünstigere und vermeintlich unterhaltsfreie Lösungen, vertragen sich aber oft nicht mit alten Materialien wie Sandstein, Kalkputzen und Ölfarben.

Ein wichtiges und wiederkehrendes Thema im Appenzellerland ist die Verlängerung von Dächern nach dem Aufbringen einer Aussendämmung. Auf bauatlas.ch finden sich Detailzeichnungen bauphysikalisch und baugeschichtlich einwandfreier Konstruktionen. (Schnittaxonometrie: © E-Nachschlagewerk für das Bauen an historischen Häusern)
Thematisch gegliedertes Nachschlagewerk

Auf bauatlas.ch werden charakteristische Baudetails von Appenzellerhäusern präsentiert. In den nächsten Jahren soll das Nachschlagewerk weiter wachsen. Bis 2025 wird es seine volle Grösse erreichen. Die Website bietet sich als Arbeitsgrundlage mit Rezeptcharakter für künftige Bau- und insbesondere Sanierungsaufgaben an. Sie ist dabei so gestaltet, dass sie zukünftig theoretisch verschiedene Regionen mit ihren spezifischen historischen Baustilen und -verfahren abdecken könnte. Die Struktur der Plattform und die über das Appenzellerland hinaus gültigen Inhalte werden auch anderen Kantonen beziehungsweise Regionen für eigene Websites zur Verfügung gestellt.

Auch bei regionaltypischen Details wie der Gipshohlkehle in der Giebelfront und bei der Suche nach den richtigen Farbakzenten weiss bauatlas.ch Rat. (Foto: © Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden)

Unter appenzellerland.bauatlas.ch lassen sich kostenlos Informationen zu den Themen «Haustypen», «Keller», «Bedachungen», «Spenglerarbeiten», «Türen» und «Bauphysik» abrufen. Es verbleiben 15 weitere Themenfelder, deren Inhalte, wie eben angedeutet, in den nächsten Jahren Zug um Zug aufgeschaltet werden. 

Der nun realisierte Teil des Nachschlagewerks basiert auf Untersuchungsberichten und Ausführungsempfehlungen, die in den letzten 20 Jahren von der Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden in Auftrag gegeben wurden. Hinzu kommen Erkenntnisse, die Fredi Altherr während unzähliger Baustellengespräche bei Renovations- und Umbauprojekten sammeln konnte. Handwerksbetriebe und Planungsbüros standen und stehen beim Aufbau des Nachschlagewerks ausserdem beratend zur Seite. Architekt Moritz Wick hat Informationen ins Format der Website übertragen und die notwendigen Zeichnungen unterstützt durch Studierende der ArchitekturWerkstatt St.Gallen erstellt. 


Seit September 2022 erscheinen die Beiträge der Artikelserie «Gutes Bauen Ostschweiz» des Architektur Forums Ostschweiz bei Swiss-Architects. Zu den Artikeln

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