Ausgezeichnet: Die GerambRose 2020
Manuel Pestalozzi
19. de novembre 2020
Dietrich | Untertrifaller Architekten, Legero United Campus, Feldkirchen, 2019 (Foto: Bruno Klomfar)
Das Land Steiermark zeichnet gute Architektur mit der GerambRose aus. In diesem Jahr wurden sieben aktuelle Bauwerke im Südosten Österreichs geehrt sowie mit der Mittelschule III in Weiz von Viktor Hufnagl auch ein Gebäude aus den 1960er-Jahren.
2010 überarbeitete der Verein BauKultur Steiermark die GerambRose des Landes Steiermark inhaltlich und ehrt mit dem Preis, der mittlerweile die wichtigste Auszeichnung der Region ist, seither alle zwei Jahre gute Bauten. Der Name erinnert dabei an Professor Dr. Viktor Geramb, Gründungsmitglied und über Jahrzehnte Präsident des örtlichen Heimatschutzes, dem Vorläufer von BauKultur Steiermark. Gewürdigt werden hervorragende Leistungen, die zum Erhalt einer hochstehenden Baukultur beitragen. Nicht allein die Bauherrschaft, die Planer*innen oder die Ausführenden, sondern deren gemeinsame Leistung, das Bauwerk, steht dabei im Mittelpunkt.
Es werden thematische Schwerpunkte gesetzt, durch die eine Vergleichbarkeit der eingereichten und ausgezeichneten Werke gegeben ist. Seit 2018 können Projekte in den Kategorien «Gemeinschaftliche Räume», «Private Räume» und «Öffentliche Räume» eingereicht werden. Hinzu kommt die Sonderwertung «GerambRose – Klassiker». Für sie kommen nur Bauleistungen infrage, die vor mindestens 50 Jahren erbracht wurden, die bereits zu ihrer Entstehungszeit als architektonisch herausragend galten und die noch heute von aussergewöhnlicher Qualität sind.
projektCC, Sportpark Graz Hüttenbrennergasse, 2020 (Foto: Paul Ott)
Berktold Weber Architekten, Kindergarten und -krippe Mühlgasse, Lannach, 2020 (Foto: Paul Ott)
Dietger Wissounig Architekten, Gesundheitszentrum Josefhof, Graz, 2019 (Foto: Paul Ott)
Von den insgesamt 92 Einreichungen besichtigte die fünfköpfigen Jury, der als ausländische Gäste auch der dänische Professor Sigurd Larsen und der Südtiroler Armin Pedevilla angehörten, 26 Projekte. Sie prämierte schliesslich sieben Bauwerke, welche nach ihrem Urteil den Qualitätskriterien der Auslobung am besten gerecht wurden. Vier Auszeichnungen zum Themenschwerpunkt «Gemeinschaftliche Räume» wurden vergeben und drei in der Abteilung «Private Räume». In der Kategorie «Öffentliche Räume» hingegen wurde kein Projekt für auszeichnungswürdig befunden. Mit dem Titel «Klassiker» darf sich ferner die Mittelschule III in Weiz von Viktor Hufnagl (1922–2007) schmücken.
LAM Architektur, Umbau «Kai 36», Graz, 2020 (Foto: Helmut Marko Hotels, Dietmar Reinbacher)
Pentaplan, Wohn- und Geschäftshaus «Prinzessin Veranda», Graz, 2017 (Foto: Paul Ott)
Die erfolgreichen Projekte bieten einen interessanten Überblick zum aktuellen Baugeschehen in der Steiermark. Gebäude in den Siedlungszentren kamen ebenso zum Zug wie solche an periphere Lagen. Dazu schreibt BauKultur Steiermark, es bestehe bei den Siegerprojekten der Wille, in unterschiedlichsten Massstäben Gemeinschaft auszudrücken, den Kontext zu respektieren, aber gleichzeitig durch schöne Setzungen und Materialisierungen die Wirkung eines Ortes positiv zu verändern und zu verbessern. Es sei ein Bewusstsein für Gestaltung zu spüren, das in die Tiefe gehe, das für jede individuelle Fragestellung eine passende architektonische Antwort suche und diese auch in einem handwerklich qualitätsvollen Sinn umsetzen wolle.
Bemerkenswert ist, dass neben neuen Projekten auch Gebäude ausgezeichnet werden, die ihre Qualität über Dekaden hinweg bewiesen haben. Wie gut Objekte auf lange Sicht funktionieren, sollte auch in der Schweiz häufiger untersucht werden, denn eine langfristige, intensiv Nutzung ist auch ein wichtiger Beitrag zu einer nachhaltigen Architektur. Zu fragen, wie sich Gebäude über ihren Lebenszyklus hinweg schlagen und wie gut sie angenommen werden, kommt dem Erhalt einer hochstehenden Baukultur sehr zugute.
Die Preisverleihung am 13. November 2020 konnte wegen der Massnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus in Österreich nicht wie geplant stattfinden. Stattdessen entschied man sich, die Preise jeweils vor Ort im kleinen Kreis zu übergeben.
Hofbauer Liebmann Architekten, Wohnhäuser Nord / Süd / Ost, Aflenz, 2020 (Foto: Pia Odorizzi)
Viktor Hufnagl, Mittelschule III Weiz, 1968 (Foto: Martin Schlemmer)
Gemeinschaftliche Räume
- Dietger Wissounig Architekten: Gesundheitszentrum Josefhof, Graz, 2019
- Berktold Weber Architekten: Kindergarten und -krippe Mühlgasse, Lannach, 2020
- Dietrich | Untertrifaller Architekten: Legero United Campus, Feldkirchen, 2019
- projektCC: Sportpark Graz Hüttenbrennergasse, 2020
Private Räume
- Pentaplan: Wohn- und Geschäftshaus »Prinzessin Veranda«, Graz, 2017
- Hofbauer Liebmann Architekten: Wohnhäuser Nord / Süd / Ost, Aflenz, 2020
- LAM Architektur: Umbau »Kai 36«, Graz, 2020
GerambRose – Klassiker
- Viktor Hufnagl: Mittelschule III Weiz, 1968
Die Jury bestand aus Susanne Fritzer (Preisträgerin 2018), Professor Hans Gangoly, Eva Guttmann, Professor Sigurd Larsen und Armin Pedevilla
Kürzlich wurden auch in Tirol herausragende Bauten ausgezeichnet. Wir zeigen die erfolgreichen Projekte inklusive der jeweiligen Begründungen der Jury.
Ferdinand Schuster (1920–1972) zählt zu den bedeutendsten österreichischen Architekten der Nachkriegszeit. Nun ist ein lesenswertes Buch über sein Wirken erschienen.
Wir haben Alt-Revoluzzer Wolf D. Prix zur aktuellen Lage der Architektur in Krisenzeiten befragt.