Aufstockung und Anbau drei Wohnhäuser in Münchenstein
Mit persönlichem Bezug
Stephan Eicher Architekten
11. de juliol 2018
Strassenseitige Fassade Anbau und Umbau. Bild: Tom Bisig
Stephan Eicher Architekten haben letztes Jahr ein Wohnhaus in Münchenstein aus- und umgebaut. Stephan Eicher beantwortet unsere Fragen.
Ort Gutenbergstrasse 25, 4142 Münchenstein BL
Nutzung Reiheneinfamilienhäuser
Auftragsart Direkt
Bauherrschaft Privat
Architektur Stephan Eicher Architekten BSA SIA, Basel | Stephan Eicher, Ladina Danuser, Asako Berwert
Fachplaner WMM-Ingenieure, Münchenstein BL | Ingenieurbüro Stefan Graf, Basel | Hürzeler Holzbau, Magden BL
Jahr der Fertigstellung 2017
Gesamtkosten BKP 1–9 CHF 2,7 Mio.
Gebäudekosten BKP 2 CHF 2,4 Mio.
Gebäudevolumen 2675m3
Kubikmeterpreis CHF 915/m3
Massgeblich beteiligte Unternehmer Baumeister, Franz & Co. Baugeschäft, Büsserach BL | Zimmermann, Hürzeler Holzbau, Magden BL | Heizung & Sanitär, Lippuner Gebäudetechnik, Bettingen BL | Siegrist Spenglerei und Bedachungen, Grellingen BL | Gartengestaltung, Jos.Schneider, Allschwil BL
Fotos Tom Bisig
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Ein nicht alltäglicher Aspekt dieser Bauaufgabe war der persönliche und emotionale Bezug zum Bestand. Das bestehende Haus wurde von Alioth + Remund Architekten gebaut. Zum einen war Urs Remund mein Götti, zum anderen bin ich in dem Haus aufgewachsen. Das heutige Nachbarsgrundstück wurde seinerzeit von meinen Grosseltern abparzelliert, sodass meine Eltern ihr Haus bauen konnten. Diesen Weg der Verdichtung galt es fortzuführen – heute bietet das Grundstück mit dem umgebauten, aufgestockten und erweiterten Haus Platz für drei Parteien.
Strassenseitige Fassade Umbau. Bild: Tom Bisig
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Meine Inspiration war in erster Linie der authentische Bestand. Die vorhandenen Qualitäten, wie die Schottenstruktur mit einer Spannweite von vier Metern, die konsequente Ausrichtung des Hauses gegen Süden und den Garten, die «Höfe», die durch den Versatz der Baukörper entstehen und das grosse Dachvolumen sollten aufgenommen, weitergeführt und verstärkt werden. Das zweischalige nordisch anmutende Sichtmauerwerk des Bestands sollte von den neuen Gebäudeteilen ein ebenbürtiges und zeitgemässes Pendant bekommen.
Gartenseitige Fassade Anbau und Umbau. Bild: Tom Bisig
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Das Haus liegt in einem Basler Vorort in einem Wohnquartier mit vielfältigen Einfamilienhäusern. Das bestehende Haus war charakterisiert durch sein riesiges Dachgeschoss mit den privateren Räumen und das offenere Erdgeschoss mit den zum Garten orientierten Wohnräumen. Auf dem Grundstück mit parkähnlichem Garten und grossem Baumbestand trat das Gebäude trotz seines beachtlichen Volumens kaum in Erscheinung.
Diesen Charakterzug, die zurückhaltende Grösse, galt es trotz Verdichtung beizubehalten. So wurde die Giebelhöhe belassen, aber in die gleichbleibende Gesamthöhe ein komplettes zusätzliches Geschoss integriert. Durch die Dachneigung, die Versätze und das Zusammenspiel der bestehenden und neuen Gebäudeteile ist ein Bauwerk entstanden, welches sich ins Quartier einfügt als wäre es schon immer da gewesen, dem es aber dennoch gelingt, einen unaufdringlichen Akzent zu setzen.
Innenansicht Bereich Umbau, Küche. Bild: Tom Bisig
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Das Haus in Münchenstein reiht sich in eine Vielzahl von kleineren und grösseren Umbauten ein, die ich in den letzten Jahren realisieren durfte. Durch die Lehre als Architekturmodellbauer, die ich vor dem Architekturstudium absolviert hatte, steht für mich einerseits die Freude an Materialien im Vordergrund, andererseits hat aber auch das Interesse und das Bewusstsein für die Konstruktion per se einen hohen Stellenwert. So ist die Auseinandersetzung mit dem Bestand und die Analyse des vorhandenen Potenzials stets ein wichtiges und zentrales Thema in meinem Büro.
Innenansicht Bereich Aufstockung im Umbau. Bild: Tom Bisig
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Das Bauwerk ist geprägt vom Zusammenspiel des bestehenden zweischaligen Sichtmauerwerkes und der neuen Blechfassade aus vorgehängten, perforierten Trapezblechen – als optisch stimmiger, äusserer Abschluss eines schlanken Wandaufbaus in vorgefertigter Holzelementbauweise, als nachhaltiger Baustoff mit geringem Eigengewicht und im Inneren als semitransparenter Blickschutz vor den Badezimmerfenstern, die so von Aussen kaum in Erscheinung treten.
Die Konstruktion aus vorgefertigten Holzelementen bleibt im Inneren der Häuser gewollt spürbar und führt so den vom Sichtmauerwerk suggerierten ehrlichen und pragmatischen Umgang mit den Materialien weiter.