Mehrfamilienhaus Sternenstrasse
Industrielle Wohnwelten
Tom Munz
20. de juny 2018
Aussenansicht Südwest. Bild: Ladina Bischof
Tom Munz hat kürzlich ein Mehrfamilienhaus in Uzwil fertiggestellt. Der Architekt beantwortet unsere Fragen.
Ort Sternenstrasse 6, 9240 Uzwil
Nutzung Mehrfamilienhaus
Auftragsart Direktauftrag
Bauherrschaft Uze AG, Uzwil
Architektur Tom Munz Architekt, St.Gallen
Fachplaner Bauingenieur: Ingenieurbüro Furrer & Partner AG, Wil | HLKS-Ingenieur: Hälg & Co. AG, St.Gallen | Elektroingenieur: Zweifel AG, Wil | Bauphysik: Studer + Strauss AG, St.Gallen | Brandschutzplaner: Meile + Hollenstein AG, Mühlrüti | Landschaftsarchitekt: Mettler Landschaftsarchitektur AG, Berlin
Bauleitung Eggel & Partner AG, St.Gallen
Jahr der Fertigstellung 2017
Gebäudevolumen 6'820 m3
Energiestandard Minergie
Fotos Ladina Bischof, St.Gallen
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Dieses Projekt nahmen wir in Angriff unter der klaren Bedingung, das Modell «Mietwohnung» und seine Ausprägungen kritisch hinterfragen zu dürfen. Die Bauherrschaft liess sich damit auf einen unkonventionellen Prozess ein, was etwas Mut, vor allem aber grosses Vertrauen in unsere Arbeit voraussetzte. Das Resultat ist ein für alle Anspruchsgruppen erfreuliches Objekt, das der Bauherrschaft langfristige und spannende Optionen und der Käufer- und Mieterschaft hohe Wohnqualität bietet.
Aussenansicht Süd. Bild: Ladina Bischof
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Der Ort ist stark geprägt durch seine industrielle Geschichte. Die Bauherrschaft als Familienunternehmen mit einer starken regionalen Verankerung ist Teil dieser Ausprägung. Zuvor stand an diesem Ort ein stillgelegter Industrie- und Gewerbebau. Die geschichtlichen Hintergründe des Ortes im neuen Projekt weiterleben zu lassen, war Teil des Konzepts und leitend für den Entwurf der Wohnüberbauung.
Aussenansicht West. Bild: Ladina Bischof
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Wir haben teilweise Massstäblichkeit und räumliche Bezüge aus der ursprünglichen Nutzung übernommen. Die entwickelten Wohnformen spielen mit den typischen Charakteren – dem atmosphärischen Moment des Unmittelbaren – einer Industriebaute und machen «alte Qualitäten» wieder spür- und erlebbar.
Innenansicht Entreé 3,5-Zimmerwohnung. Bild: Ladina Bischof
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Die Zusammenarbeit verstanden wir als konstruktiven und partnerschaftlichen Dialog auf Augenhöhe. So handhaben wir alle unsere Projekte. Daraus können das Potenzial geschöpft und diejenigen Architekturqualitäten wachsen, die unsere Bauprojekte ausmachen. Das grosse Vertrauen der Bauherrschaft hat positiv überrascht. Diskutierte Aspekte am Projekt wurden direkt verstanden und mitgetragen. Das schuf uns optimalen Spielraum für Experimente.
Innenansicht Treppenhaus. Bild: Ladina Bischof
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
Keine, welche das Konzept grundsätzlich in Frage stellten.
Innenansicht 3,5-Zimmerwohnung. Bild: Ladina Bischof
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Der Blick auf realisierte Projekte ist ein wertvoller Spiegel. Er bringt mich und das Team immer wieder zurück zum Ursprung unserer Firmenphilosophie. Seit Start meiner Eigenständigkeit sehe ich Architektur als Antwort auf die Fragen von möglichst hohem Potenzial und Mehrwert für die künftigen Nutzer sowie eine unweigerliche Auseinandersetzung mit Strukturen und Wandelbarkeit. Ortsbauliche Aspekte, konstruktive Konzepte, ökonomische Aspekte, Oberflächen und Materie sind dabei die wichtigsten Parameter. Diese gilt es auszuloten und in jedem Objekt sinngemäss und nutzenstiftend zu vereinen.