In sich ruhend
Oliver Christen Architekten
4. de maig 2023
Inspiriert von der umliegenden Bergwelt, weist das kleine Wohnhaus eine verspielte Silhouette auf. (Foto: Rasmus Norlander)
Oliver Christen Architekten haben in Giswil ein elegantes Wohnhaus aus regionalem Holz realisiert. Das steile Hanggrundstück, die besondere Geologie des Baugrunds und das heterogene Umfeld stellten dabei besondere Herausforderungen dar.
Herr Christen, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Unsere Aufgabe bestand darin, ein in sich ruhendes Wohnhaus für zwei bis drei Personen zu entwerfen – reduziert auf die wesentlichen Bauteile und effizient hinsichtlich der Gebäudevolumetrie. Die Bauherrschaft wünschte sich ein Haus in nachhaltiger Bauweise, bei dessen Bau möglichst regionale Materialien zum Einsatz kommen sollten. Besondere Herausforderungen stellten das steile Hanggrundstück und der komplexe Baugrund dar, dessen Geologie sich in einer konstanten Talwärtsbewegung befindet.
Als letzter Baustein fügt sich das neue Wohnhaus in sein heterogenes Umfeld ein. Es wirkt eigenständig und ruht in sich. (Foto: Rasmus Norlander)
Ein hölzernes Kleid umhüllt das Haus. Lamellen verbergen einen aussenliegenden Hof. (Foto: Rasmus Norlander)
Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?
Das volumetrisch kompakte Wohnhaus verzahnt sich im steil abfallenden Gelände und nimmt mit seiner Dachform spielerisch Bezug auf die Bergwelt ringsherum. Auf relativ kleinem Raum entwickelt sich das Haus von innen nach aussen. Spezifische Ausblicke schaffen Bezüge zum Quartier und zur weiteren Umgebung mit dem Sarnersee und den Innerschweizer Bergen. Das von aussen eher zurückhaltende Haus schafft es, auf verschiedenen Ebenen mit seiner Umgebung zu interagieren.
Der grosszügige Wohn- und Essraum im Obergeschoss erstreckt sich bis unters Dach. (Foto: Rasmus Norlander)
Wie haben Sie auf den Ort reagiert?
Der rurale Kontext charakterisiert sich baulich durch eine Streusiedlung, die sich in den vergangenen Jahren punktuell zu Wohnhausquartieren nachverdichtet hat. Als letzter Baustein fügt sich unser Projekt in eines dieser Quartiere ein. Da die unmittelbare Umgebung architektonisch heterogen und ohne übergeordnete bauliche Prägung ist, haben wir uns am erweiterten Kontext orientiert. Dieser zeigt traditionelle, talwärts gerichtete Wohnhäuser, die zumeist in Holzbauweise errichtet wurden.
Eine durchgehende Wand gliedert das Bauwerk in ein Vorder- und ein Hinterhaus. Sie verbindet den Innenraum mit dem Hof. Während sich bergseitig die Erschliessung mit den Nebenräumen befindet, sind talseitig die Aufenthaltsräume angeordnet. (Foto: Rasmus Norlander)
Die runden Öffnungen belichtet die Treppe und schaffen gleichzeitig einen Blickbezug zwischen dem Wohnraum und dem Quartier. (Foto: Rasmus Norlander)
Welche besonderen Anforderungen wurden gestellt und wie sind Sie diesen gerecht geworden?
Bereits früh in der Projektierung äusserte die Bauherrschaft den Wunsch nach einem hölzernen und kosteneffizienten Wohnhaus. Dieses sollte in nachhaltiger Bauweise errichtet werden, und wir sollten bei der Konstruktion möglichst regionale Materialien berücksichtigen. Der Aufgabe wurden wir insbesondere durch die räumliche Reduktion auf eine effiziente Volumetrie gerecht. Zudem haben wir im Bereich der Technik- und Abstellräume eine kompakte Raumdisposition organisiert und Synergien im Grundriss genutzt. Unseren Anspruch an eine spannende Raumdramaturgie und an die architektonische Qualität des Raumes hat dies positiv beeinflusst, zumal das Wohnhaus eine klare, einfache Organisation aufweist und gleichzeitig Reichtum in den kleinen Momenten erfährt.
Als es an die Auswahl des Holzes ging, spielte uns die aktuelle Teuerung in die Hände: Während importierte Hölzer zu diesem Zeitpunkt einen ausserordentlichen Preisanstieg erfuhren, blieben die einheimischen relativ preisstabil. Somit sprach alles für die Verwendung regionalen Materials.
Das Bandfenster im Erdgeschoss fasst die Erschliessung und die Schlafräume zusammen. Es wird gegliedert durch die filterartige Tragstruktur, die im Zusammenspiel mit den Lüftungsflügeln rythmisch wirkt. (Foto: Rasmus Norlander)
Beschäftigten Sie sich im Büro mit dem zirkulären Bauen und der sozialen Nachhaltigkeit?
Die Nachhaltigkeit interessiert uns in ihrer ganzheitlichen Betrachtung. Bei der Projektentwicklung stossen wir stets eine Debatte über eine ökologische, raumeffiziente Bauweise, aber auch über Nachhaltigkeit in der Baukultur, die Förderung eines sorgfältigen, langlebigen Handwerks und über einen rücksichtsvollen Umgang innerhalb des soziokulturellen Umfelds an.
Situation (© Oliver Christen Architekten)
Grundriss Erdgeschoss (© Oliver Christen Architekten)
Grundriss Obergeschoss (© Oliver Christen Architekten)
Längsschnitt (© Oliver Christen Architekten)
Querschnitt (© Oliver Christen Architekten)
Neubau Wohnhaus Mosbüel
Standort
Mosbüel 11, 6074 Giswil
Nutzung
Wohnhaus
Auftragsart
Direktauftrag
Bauherrschaft
Privat
Architektur
Oliver Christen Architekten, Baden
Oliver Christen mit Fabian Heer und Sindusan Balasingam
Fertigstellung
2022
Fotos
Rasmus Norlander