Kompromisse und halbe Lösungen
Juho Nyberg
5. 三月 2015
Nach zähem Ringen um die Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative zeichnet sich nun ein Kompromiss ab. Doch nicht alle sind der Meinung, der «Volkswille» werde umgesetzt.
Ausgerechnet SVP-Fraktionschef Adrian Amstutz hat sich dieser Tage als Vermittler eingesetzt und an der Ausarbeitung eines Kompromisses für die Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative massgeblich mitgewirkt, der von weiten Teilen des politischen Spektrums nicht nur mitgetragen, sondern beklatscht wird. Offensichtlich ist es aber gelungen, eine grosse Zahl – die NZZ spricht von 150 – Nationalräte hinter dem Vorschlag zu versammeln, um diesen mitzutragen. Im Gegenzug verzichtet Initiantin Vera Weber auf ein Referendum.
Ein wesentlicher Punkt im nun vorliegenden Vorschlag ist, dass Umnutzungen von Hotels zu Zweitwohnungen nur zur Hälfte erfolgen dürfen. Dies halten Immobilienspezialisten indes für betriebswirtschaftlich schwierig, denn die Betriebskosten für ein Hotel lassen sich nicht linear zur Anzahl aufgegebener Zimmer senken.
Gemäss dem erarbeiteten Kompromiss könnte ein umgewandeltes Hotel aber seine Zimmer je zur Hälfte als Erst- und Zweitwohnungen anbieten. Die Idee dahinter ist, den Ortscharakter so weit wie möglich zu erhalten. Aufgrund des Strukturwandels in Berggebieten und der Abwanderung ist es jedoch fraglich, ob die Nachfrage nach Erstwohnungen tatsächlich mit dem so potentiell entstehenden Angebot Schritt halten würde.
Auf jeden Fall ist die Forderung, den «Volkswillen» umzusetzen, kaum so zu erfüllen, dass «das Volk» in toto zufrieden sein wird. Jene, die sich hier in die Bresche werfen, aber andernorts nach Belieben eine harte Gangart fordern, sollten sich beizeiten an ihr Talent für Kompromisse erinnern.