Ein Gebäude – zwei Seiten
Jenny Keller
13. 十月 2014
Ein Vorgeschmack auf den neuen Massstab im Hochschulquartier Zürich.
Nach vierjähriger Bauzeit wurde das erste ETH-Gebäude, das LEE, aus dem Masterplan Hochschulquartier heute offiziell eröffnet.
Der Wettbewerb um das neue ETH-Gebäude im Zentrum an der Leonhardstrasse war dreistufig und anonym. So kam es, dass der junge ETH-Architekt Fawad Kazi mit seinem Wettbewerbsbeitrag «Yellow Submarine» gewinnen konnte und als Erstlingswerk einen 100-Millionen-Bau erstellt hat. Die ETH betonte bei der Medienführung nicht nur einmal, dass es sich kein privater Auftraggeber leisten würde, mit einem unerfahrenen und unbekannten Architekten zu bauen.
Aus drei mach eins: Das LEE an der Leonhardstrasse in Zürich steht anstelle von drei Vorgängerbauten.
Wir vermuten aber auch, dass sich das aufwendige Wettbewerbswesen (es werden ja nicht «nur» Entwürfe und entsprechende Zeichnungen gefordert, man hat oft schon detaillierte Kosten vorzurechnen und mit diversen Spezialplanern bereits im Wettbewerb zusammenzuarbeiten) für viele Büros oft nicht mehr lohnt. Nicht umsonst gewinnen des öfteren unerfahrene Büros ohne Aufträge daneben grosse Wettbewerbe – und wundern sich Jurymitglieder, dass keine bekannten Namen in den Umschlägen stehen, die sie nach einer Jurierung öffnen, um den Namen der Sieger zu erfahren.
Die Büroräume haben Rohbaucharakter und eine spektakuläre Aussicht.
Im Falle des jüngst eröffneten zehnstöckigen ETH-Gebäudes mit zwei öffentlichen Dachgärten spricht die «Direktorin Infrastrukturbereich Bauten» der ETH aber von einer Win-Win-Situation für beide Parteien: Der junge Architekt sei insbesondere in Management-Bereichen unterstützt worden, dafür habe die ETH von seiner Sicht auf selten oder nicht mehr hinterfragte Dinge profitiert. Kazi hat unterdessen ein weiteres Grossprojekt durch einen Wettbewerb gewonnen: die Erweiterung des Kantonsspitals St. Gallen.
Nussbaumfurnier soll in den Hörsäälen für eine angenehme Ambiance sorgen.
Zwei Seiten hat auch das Gebäude und zwar in Bezug auf die architektonische Sprache: Gegen aussen und im Eingangsbereich wirkt es neo-klassisch und rigide wie ein Bankgebäude oder eines von Hans Kollhoff (Kazi diplomierte bei ihm...). In den Bürogeschossen (das Departement für Maschinenbau und Verfahrenstechnik, sowie das die KOF sind im LEE untergebracht) ist zwar die Aussicht noch spektakulär, das Interieur wirkt aber mit den offen geführten Leitungen und dem Rohbaucharakter ziemlich unpassend zum chicen Äusseren. Einzig die Türgriffe und das Treppengeländer aus Bronze bilden einen Bezug zum äusseren Ausdruck und wollen nicht ganz in den Innenraum passen.