Architektonische Kriegsromantik
Jenny Keller
5. 七月 2017
Zerlegbarer Pavillon «6x9» von Jean Prouvé (1944). Bild: Galerie Patrick Seguin
Der Pavillon «6x9» von Jean Prouvé wurde 1944 erstmals aufgestellt, um Kriegsopfer in Lothringen zu beherbergen. Nur wenige dieser temporären, zerlegbaren Bauten überdauerten die Nachkriegszeit.
Jean Prouvé, der selbst aus Nancy stammte, erhielt den Auftrag von der Regierung, und entwarf eine komplett zerlegbare Hütte. Die Bauteile aus Holz und Metall, wobei letzteres nur begränzt verfügbar war, wurden dierkt zu den verbombten Gebieten gebracht. In nur einem Tag konnte eine solche Hütte von drei Personen aufgebaut werden.
Die Galerie Patrick Seguin, die den Pavillon «6x9» an der diesjährigen Design Miami/Basel aufgestellt und ihn mit einer Auswahl an Möbeln von Jean Prouvé selbst, weiter von Charlotte Perriand, Pierre Jeanneret oder Le Corbusier, sowie Accessoires eingerichtet hat, schreibt «Unfortunately, the shortage of materials and funding together with official emphasis on the need for permanent housing meant that production of these transitional dwellings never passed beyond the limited series stage.»
Das «unfortunately» mag aus der Sicht einer Design-Galerie und -Sammlern stimmen. Wenn man an die Opfer und Vertriebenen der aktuellen Konflikte oder Naturkatastrophen auf der Welt denkt, klingt es etwas zynisch. Ein richtiges Zuhause wird einer temporären Unterkunft, auch wenn sie von Shigeru Ban oder einem anderen Stararchitekten entworfen worden sein mag, immer vorgezogen werden.