Farbe pur

Thomas Geuder
20. maio 2014
Das House on the Cliff thront über der Küste des Städtchens Calpe im Osten von Spanien. (Foto: Diego Opazo)

Mit den Begriffen «Architektur» und «Weiss» verbinden die meisten Architekten spontan und gerne die Bauten der klassischen Moderne um Walter Gropius oder Le Corbusier. Manche denken auch an den sogenannten Internationalen Stil, bei dem die Nichtfarbe Weiss ebenfalls eine – wenn auch nicht stilprägende, so doch – bedeutende Rolle spielte. Warum jedenfalls den meisten ausgerechnet Weiss im Gedächtnis hängen geblieben ist, weiss vermutlich keine so genau. Unser Freund Otto Architekturfan jedenfalls hat keine plausible Erklärung. Zumal: Vor allem in südlichen Ländern ist Weiss ein bevorzugter Anstrich für die Gebäude, weil sich unter der sengenden Sonne weisse Oberflächen am wenigsten erhitzen. Für das Auge des Touristen sind die weissen Dörfer schlicht und einfach die Romantik pur.

Der Wohnraum mit Küche, Wohn-, Schlafzimmern und Bädern befindet sich auf der oberen Etage. (Foto: Diego Opazo)

Wie es im Innenraum dieser Häuser aussieht, steht auf einem anderen Blatt. Konsequent allerdings wäre, dieses aussen aufgegriffene Thema auch nach innen zu übernehmen und dort fortzuführen. Wenn schon, dann richtig! Das werden sich auch der Architekt Fran Silvestre und sein Bauherr gedacht haben, als sie das «House on the Cliff» geplant haben, bei dem schon der Bauplatz spektakulär ist. Gelegten zwischen an einer schmalen Strasse zwischen Fels und Meer wirkt es wie eine Skulptur, die sich mit geometrischer Form der Natur entgegen stemmt. Das Haus ist – der hiesigen Tradition entsprechend – weiss, eine aussen gedämmte Stahlbetonkonstruktion, versehen mit einem Gipsputz. Selbst die Wege und der Kies auf dem Dach sind: weiss. Auch im Innenraum – Sie ahnen es schon – führen Architekt und Bauherr dieses Thema weiter. Sämtliche Möbel sind weiss oder zumindest hellgrau. Eine Ausnahmen machen da eigentlich nur die Bad-Armaturen (Chrom) und die Tür-Beschläge (gebürsteter Stahl) sowie die Küchengerätschaften wie Herd und Ofen, die sich freilich unter weissen Klappen verstecken lassen.

Die Küche öffnet sich grosszügig zum Wohnraum und per Fenster nach hinten zu den Felsen hin. (Foto: Diego Opazo)

Das geht bis ins Detail: Selbst die Lichtschalter fügen sich diesem weissen Thema. Ideal für diese Aufgabe war da die Serie LS 990 von Jung, seit über 40 Jahren ein Klassiker, deren klassische Form mit schmalem Rahmen zur Architektur des House on the Cliff passt. Das Material Duroplast (bekannt durch seine hohe Stabilität und deswegen verwendet etwa auch beim Trabbi) gibt ihr das nötige Hochwertige Gefühl beim Berühren. Sämtliche Räume sind damit ausgestattet.

Mit einer raumhoch verglasten Fensterfront über die gesamte Gebäudebreite öffnet sich das Gebäude im Wohnraum zum Meer. (Foto: Diego Opazo)

Spannend ist diese Konsequenz, ohne Zweifel, und anregend schön. Interessant wäre jedoch auch gewesen, die Lichtschalter als Ort für Farbe im Haus zu nutzen. Unaufdringlich wäre das, und dennoch würde der Raum dadurch einen besonderen Charakter erhalten. Die Firma Jung hat für solche Entwurfsapplikationen ihren Klassiker LS 990 in 63 Farben parat, versehen mit dem Farbsystem «Les Couleures Le Corbusier». Le Corbusier – das zur Erläuterung – hat sein Farbsystem in zwei Etappen entwickelt: 1931 mit 43 gedämpften Nuancen und 1959 mit 20 kräftig-dynamischen Tönen. Die Klaviaturen der Farben basieren auf der Wiederholung weniger ausgesuchter Grundtöne, von denen er weitere Töne ableitete. Le Corbusier ging es dabei um die Farbharmonie, die Wirkung von Farbe auf den Menschen und den Raum. Um die beeindruckende Farbtiefe zu erreichen, werden die LS-990-Schalter handlackiert, wodurch eine gleichmässig matte Oberfläche entsteht. Dem House on the Cliff jedenfalls würden die harmonisch aufeinander abgestimmten Farben, die die beeindruckende, weisse Konsequenz punktuell durch- und aufbrechen würden, hervorragend stehen.

Das Farbsystem «Les Couleurs Le Corbusier» besteht aus 63 Farben, die beliebig kombinierbar sind und dabei immer ein gutes Bild abgeben. (Foto: Diego Opazo)
Auf der zweiten, unteren Ebene, die von oben über eine zweiläufige Treppe sowie einen Fahrstuhl erreichbar ist, befindet sich der Wellness-Bereich mit grosszügiger Terrasse. (Foto: Diego Opazo)
Dem Wellness-Bereich angegeliedert sind eine Küche (im Bild), ausgestattet mit natürlichem Licht von oben, und daneben ein separates Bad. (Foto: Diego Opazo)
Grundriss Wohngeschoss
Grundriss Eingangsgeschoss
Grundriss Wellness-Geschoss
Detailschnitt durch Wohnbereich und unteren Küchenbereich mit Lichtschacht
Für den weiten, stützenlosen Überstand musste beim Bau des Hauses eine aufwändige Stützkonstruktion entwickelt werden. (Foto: Diego Opazo)
Neben Schaltern und Steckdosen, Dreh- und Tastdimmern bietet Jung auch KNX-Tastsensoren im Design von LS 990 in allen Les Couleurs Le Corbusier Farbe an. (Quelle: Jung)
Blick von Strand aus: Vor dem Bergpanorama sticht die Villa wie eine geometrische Skulptur hervor. (Foto: Diego Opazo)
Die Beleuchtung macht aus der Skulptur in der Nacht beinahe schon ein Lichtkunstwerk. (Foto: Diego Opazo)
Projekt
House on the Cliff
Calpe, Alicante, ES

Hersteller
Albrecht Jung GmbH & Co. KG
Schalksmühle, D

Hersteller-Kompetenz
Serie LS 990 in Weiss
und in Les Couleurs® Le Corbusier

Architekt
Fran Silvestre Arquitectos
Valencia, ES

Projektteam
Fran Silvestre, María José Sáez, Maria Masià, Adrián Mora, Jordi Martínez, José V. Miguel

Bauherr
privat

Tragwerk
David Gallardo, Estructuras Singulares, UPV
Valencia, ES

Gebäudetechik
Vicente Ramos, Esperanza Corrales, Javier Delgado

Innenarchitekt
Alfaro Hofmann
Valencia, ES

Fertigstellung
2012

Fotografie
Diego Opazo
Albrecht Jung GmbH & Co. KG

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