Vom Bier-Viertel zum Stadtquartier: Frei Architekten und Harry Gugger Studio bauen auf dem Müllerbräu-Areal
Manuel Pestalozzi
20. setembro 2022
Der bestehende Biergarten wird das Zentrum des neuen Quartiers bilden. Drei historisch bedeutsame Bauten blieben bei der Transformation des traditionsreichen Industrieareals erhalten: das alte Kesselhaus, das Sudhaus und der Malzsilo. (Visualisierung © Frei Architekten)
Auf dem Gelände unweit des Badener Bahnhofs soll bald gewohnt, gearbeitet und eingekauft werden. Doch auch der Brauereibetrieb wird fortgesetzt, und den Sommer können die künftigen Bewohner*innen im Biergarten geniessen.
Die Brauerei Müller ist im Jahr 1897 entstanden, als Hans Müller die Brauerei von Johann Weber kaufte, die damals bereits seit gut einem Jahrzehnt am Markt erfolgreich war. Das Familienunternehmen besteht bis heute. Es besitzt ein Gelände unmittelbar westlich des Bahnhofs von Baden, also an zentraler Lage.
Seit diesem Jahr, genauer seit einigen Wochen, wird das Lagerbier der Marke Müller Bräu unter Lizenz von der Brauerei Falken in Schaffhausen hergestellt. Der Grund: Das Firmenareal soll sich verändern und zu einem durchmischten Stadtquartier umgestaltet werden, wobei auch zukünftig eine Gasthausbrauerei mit einer 1200-Liter-Anlage erhalten bleiben wird. Für die Transformation schloss sich das Unternehmen mit einer Erbengemeinschaft zusammen, die weitere Grundstücke in der Nachbarschaft besitzt. Dadurch ergibt sich ein Planungsgebiet von insgesamt 10000 Quadratmetern. Dort soll ein kleines Wohnquartier mit einigen Läden, Büros, Praxen sowie der erwähnten Mikrobrauerei entstehen. Neben drei inventarisierten Bauten – dem Kesselhaus, dem Sudhaus und dem Malzsilo – soll auch der brauereieigene Biergarten an der Dynamostrasse erhalten bleiben.
Die geplanten Neubauten werden sich entlang der Dynamostrasse erstrecken. Der bestehende Biergarten dort bleibt erhalten. (Visualisierung © Frei Architekten)
Im Jahr 2012 gaben die Brauerei und die Stadt Baden gemeinsam eine Testplanung in Auftrag. Drei Jahre später folgte ein Workshopverfahren. Man entschied sich, die Vorschläge von Frei Architekten, die bereits bei der Testplanung überzeugt hatten, Harry Gugger Studio und Schoop Architekten weiterzuverfolgen. Das gesamte Areal wird in einen südlichen Bereich, in dessen Zentrum der besagte Biergarten liegt, und in einen nördlichen, wo der bestehende Brauereibetrieb durch Neubauten ergänzt wird, geteilt. Dazwischen verläuft die Brauereigasse, an der Ateliers, das Sudhaus und der Malzsilo aufgereiht sind.
Ausgangspunkt für das südliche Baufeld A des Projekts «Müllerbräu-Areal» bildet der Vorschlag von Frei Architekten mit einem durchgehenden Sockel und aufgesetzten Baukörpern, die hoch aufragen. Die Ausrichtung der Baukörper orientiert sich dabei an der Dynamostrasse. Im Baubereich B ist ein identitätsstiftender Baustein von Harry Gugger Studio am nördlichen Arealkopf geplant: ein zwölfgeschossiges Wohn- und Geschäftshaus mit einer elegant geschwungenen Grundform, die aus dem städtebaulichen Kontext entwickelten wurde, und einer Bandfassade aus heller Keramik.
Die Bauherrschaft reichte vorigen Monat das Baugesuch ein. Nach der Badenfahrt im kommenden Jahr, dem grössten Volksfest der Stadt, soll im Herbst 2023 der Baustart erfolgen. Die ersten Bewohner*innen könnten im Juli 2026 einziehen, wenn alles nach Plan verläuft. Von dem Verdichtungsprojekt darf man sich eine Belebung und Aufwertung auch des umliegenden Stadtteils erhoffen.