Bauen in Senegal erweitert den Horizont

Susanna Koeberle
10. fevereiro 2021
Luftaufnahme des bestehenden Krankenhauskomplexes mit dem neuen Anbau von Manuel Herz, der sich momentan im Bau befindet, oberen Bereich des Bildes. (Visualisierung: Play-Time © Manuel Herz Architects)

Ein Spital zu entwerfen ist eine komplexe Aufgabe. Wenn sich dieses zudem noch in einem fremden kulturellen Kontext befindet, ist die Herausforderung noch grösser. Doch gerade die besondere Aufgabe, zur Genesung von kranken und stark von Armut betroffenen Menschen beizutragen, kann den Horizont von Architekt*innen auch erweitern. So erlebte es Manuel Herz: «Das Entwerfen und Bauen der Geburts- und Kinderklinik in Tambacounda war vielleicht die bereicherndste Erfahrung in meiner bisherigen Architektenlaufbahn. Von Anfang an war es ein Prozess, der auf Zusammenarbeit gründete – sowohl mit den Ärzten und Mitarbeitern des Krankenhauses, mit dem Team der Albers Foundation und Le Korsa als auch mit einer Gruppe von Bauleuten und Handwerkern um Dr. Magueye Ba», sagt der Architekt, der den Auftrag der Josef and Anni Albers Foundation und der NGO Le Korsa pro bono ausführt. 

Die Bauarbeiten sind aktuell noch im Gange. (Foto: Cheikh Mbacké Diasse)

Die Albers Foundation wurde 1971 von den beiden Bauhaus-Pionieren Anni (1899–1994) und Josef Albers (1888–1976) als Non-Profit-Organisation gegründet mit dem Ziel, Visionen durch das Vehikel der Kunst zu fördern. Um die philanthropischen Initiativen der Stiftung im ländlichen Senegal zu bündeln, rief ihr Direktor, Nicholas Fox Weber, 2005 die NGO Le Korsa ins Leben. Das Wort «Korsa» heisst auf Pulaar (einem Dialekt der afrikanischen Sprache Fula) «Liebe durch Respekt». Die Organisation unterstützt ländliche Gemeinschaften in Senegal durch kulturelle, schulische und gesundheitliche Projekte. So entstand 2015 das kulturelle Zentrum «Thread», entworfen durch die amerikanische Architektin Toshiko Mori, die letztes Jahr auch eine Primarschule im Dorf Fass fertigstellen konnte. Es ist die erste säkulare Schule in der Gegend mit über 110 Dörfern. Im Gesundheitsbereich ist das Tambacounda-Spital eine zentrale Institution, die jährlich über 20 000 Patient*innen aus der Umgebung behandelt. Der Anbau erweitert diese lebenswichtige Struktur. 

Dr. Magueye Ba und Manuel Herz vor einer Testfassade aus Backsteinen, die nun zum Pavillon einer Schule gehört. (Foto © Iwan Baan)

Der zweistöckige Entwurf von Manuel Herz vereint mit seiner geschwungenen Form die Pädiatrie- und Entbindungs-Station unter einem Dach und bietet Platz für 150 Betten. Eine weitere Besonderheit ist das Einbeziehen von Ideen aus dem passiven Klimadesign wie etwa der schmale Baukörper von sieben Metern, der eine natürliche Querlüftung erlaubt. Auch das gitterartige Mauerwerk erleichtert die Luftzirkulation und schützt ausserdem vor der starken Sonneneinstrahlung. Diese Elemente prägen den Bau auch optisch. Herz und seine Frau haben zudem den ersten Spielplatz der Stadt Tambacounda entworfen. Beim Bau arbeitete Manuel Herz eng mit lokalen Handwerker*innen und Spezialist*innen zusammen und unterstützte damit auch die Wirtschaft der armen und sehr ländlichen Region. Die unterschiedlichen Aspekte und Geschichten dieses aussergewöhnlichen Unterfangens wird er an der kommenden Architekturbiennale von Venedig mit der Installation «The Many Lives of Tambacounda» präsentieren. 

Produktion der Backsteine (Foto © Iwan Baan)
Auch der Baumbestand auf dem Grundstück wurde respektiert. (Foto: Cheikh Mbacké Diasse)

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