af-z Reihe: horisberger wagen architekten

Juho Nyberg
7. abril 2011
Referenzobjekt: Gesamtschule «In der Höh», Volketswil (Bild: Beat Bühler) 

Das Schulhaus «In der Höh» in Volketswil, 2004 fertiggestellt, ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Einerseits bildete es den Grundstein für das erfolgreiche Zürcher Architekturbüro horisberger wagen architekten gmbh – bis 2008 Gafner & Horisberger Architekten. Andererseits war das dem Projekt eigene zugrundeliegende Konzept damals etwas hierzulande völlig Neues: Die Anlage der Gesamtschule kann als eigene Welt beschrieben werden. Die Bauherrschaft hatte die Vorlage mit einem präzisen Raum- und Anforderungsprofil geschaffen, das auch wesentliche reformpädagogische Ansätze enthielt. So schufen die Architekten eine Lernstadt, die sich gleichzeitig mit ihrer Durchlässigkeit im Erdgeschoss auch der Öffentlichkeit anbietet. Im Inneren orientieren sich die Räume entweder nach aussen oder zu einem der vielen schönen Innenhöfe hin. Die heute noch im Gespräch mit den Architekten betonten klaren Absichten und Visionen der Bauherrschaft erwiesen sich als wegweisende Leitplanken, entlang derer sich eine fruchtbare Zusammenarbeit entwickeln konnte.

Escher-Treppe im Zürcher Oberland

Auf Grund dieses neuartigen Konzeptes waren die Architekten bald als Kompetenz im Schulhausbau bekannt und weitere Erfolge reihten sich aneinander. In Hinwil erweiterten sie die Oberstufenschulanlage «Breite». Das Konglomerat von Schulbauten aus den 1950er und 1970er Jahren suchte nicht nur weitere Räume, sondern auch eine Neuordnung der äusseren Räume. Dies gelang durch die Setzung eines zurückhaltenden, quadratischen Volumens in der Mitte der Anlage. Dadurch wird der Aussenraum in drei unterschiedliche Plätze strukturiert. Im Inneren des Neubaus bildet die Treppe das Kernstück, um das die Räume angeordnet sind. Von oben betrachtet, erinnert sie stark an die bekannte endlose Treppe von M.C. Escher. Der Innenraum ist erstaunlich hell. Dies wird durch ein ausgeklügeltes Tageslichtkonzept erreicht: Auf jedem Treppenansatz kann man sich durch die verglasten Türen der Schulzimmer nach aussen orientieren, gleichzeitig spenden diese Licht. Dazu ist das Gebäude überraschend auf zwei Geschossen mit Loggien ausgestattet, die als gedeckter Pausenraum oder an wärmeren Tagen als Gruppenarbeitsraum genutzt werden können. Ein Oblicht bringt zusätzlich noch Zenitallicht hinein.

Den Aussenraum neu ordnen: Oberstufenschulhaus «Breite», Hinwil (Bild: Beat Bühler) 

Wie in Hinwil sind Erweiterungen von Anlagen meistens eine Weiterführung von Bestand aus vergangenen Epochen. Je nach Klarheit der Gebäude kann eine Fortschreibung der Geschichte gelingen, oft wird das Alte neu interpretiert. Dass jedoch Architekten ihre eigenen Bauten ergänzen dürfen, ist wohl eher die Ausnahme. Genau dies ist aber die Aufgabe von horisberger wagen architekten in Wetzikon. Der erste Wettbewerb aus dem Jahr 2001 wurde von ihnen gewonnen. Die aus verschiedenen, etwas verstreut stehenden Bauten bestehende Anlage wird südlich durch einen einfachen Riegel abgeschlossen. Dabei bildet der Neubau mit dem gegenüberliegenden älteren Schulhausbau eine Klammer, die die ganze Anlage zusammenhält. Der Neubau wurde dem Wettbewerbsprogramm entsprechend aus zwei Etappen bestehend konzipiert, von denen aber nur die erste realisiert worden ist. Da der Bedarf an Räumen dennoch gestiegen ist, wurden die Architekten erneut zum Wettbewerb eingeladen und es gelang ihnen, auch diesen für sich zu entscheiden. Auf diesem etwas ungewöhnlichen Weg dürfen sie ihr Werk nun doch noch komplettieren. Der Bau profitiert zweifellos davon, erreicht er nun doch noch eine Grösse, die ihn vollendet und dynamisch erscheinen lässt.

Weiterbauen an Bestehendem

Dem Weiterbauen gilt ein besonderes Interesse der Architekten, ein Weiterstricken des Bestandes mit behutsamen Mitteln steht ihnen näher als sich selbst ein Denkmal zu setzen. So offenbart etwa ihr Beitrag zum Wettbewerb der Claridenhütte des SAC erst auf den zweiten Blick den neuen Teil. Dies liegt einerseits daran, dass sie die Materialisierung der Fassade für den Anbau übernommen haben, andererseits steht die Ergänzung auf der Nordwestseite, also auf der abgewandten Seite. Die Dachlandschaft wird mit einem Pultdach über dem Neubau zu einer abstrakten Bergsilhouette ergänzt.

Abstrakte Bergsilouhette: Wettbewerbsbeitrag Claridenhütte (Visualisierung: Architekten) 

In ähnlicher Weise in den Bestand eingebettet ist auch der Umbau einer Scheune in Bauma. Die Bauherrschaft erwarb die an einen Wohnteil angebaute Scheune mit der Absicht, darin zwei Wohnungen zu erstellen. Während nach aussen hin nur feine Differenzierungen auf die innere Aufteilung hinweisen – etwa die leicht variierte Ornamentik in der Holzfassade –, ist die innere Organisation klar strukturiert.
Durch das mittig liegende, zweigeschossige Tenn werden die beiden seitlich angrenzenden Wohnungen erschlossen. Die hölzerne Struktur des Stalles wurde komplett ersetzt, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Die anspruchsvolle Bauherrschaft setzte klare Schwerpunkte: In gestalterischer Hinsicht wurden einige präzise Akzente gesetzt, so sind etwa alle Holzoberflächen aus hochwertiger Fichte gefertigt, die von keinem Astloch unterbrochen werden. Ein ebenso wichtiges Anliegen war der Bauherrschaft die Art der Heizung: Der Entscheid fiel auf einen Hypokauster. Der in der Küche liegende Ofen heizt das gesamte Gebäude mittels zirkulierender Luft, die in den Räumen in Heizwände geleitet wird. Auf dem Rückweg wird sie durch den Boden des Bades geführt. Dafür wurde auf aufwendige Bodenaufbauten verzichtet: Die Decken sind als einfache Massivholzdecken ausgeführt worden.

Dezente Ornamentik: Umgebaute Scheune in Bauma (Bild: Beat Bühler) 

Diese Zusammenarbeit wird von den Architekten als besonders gelungen angesehen, denn für sie kann gelungene Architektur nur mit einem Gegenüber entstehen, dass bereit ist, die Entstehung eines Projektes zu begleiten und sich zu engagieren. Dies gelingt ihnen mit privaten Bauherrschaften ebenso wie mit institutionellen, etwa Schulbehörden.

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