Um- und Anbau Altersheim Wildbach
Schlummernde Qualitäten freisetzen
17. fevereiro 2011
Gäumann Lüdi von der Ropp haben kürzlich ein Altersheim in Zürich umgebaut. Samuel Gäumann wählt drei Zeichnungen und drei Fotos und beantwortet unsere vier Fragen.
Speisesaal und Mehrzwecksaal
Was hat Sie an der Bauaufgabe am meisten interessiert?
Von besonderem Interesse waren für uns das Studium des Bestandes und das Ausloten des gestalterischen und bautechnischen Potenzials, welches in diesem rigiden, eigentümlichen Betonbau aus den neunzehnsiebziger Jahren schlummerte. Dabei haben wir die Erfahrung gemacht, dass die vordergründig hinderlichen Rahmenbedingungen sich als die eigentlichen Generatoren einer gestalterischen Freiheit entpuppten – das Hindernis als Chance, der Rahmen als Öffnung.
Situation
Wie würden Sie den durchlaufenen Entwurfsvorgang beschreiben?
Bereits im Wettbewerbsentwurf waren die primären Eingriffe und deren räumliche Konsequenzen definiert. Aufgrund der unklaren Verhältnisse im Bestand musste von einer Klärung der Zugangssituation, vom Schaffen einer neuen Adresse ausgegangen werden. Diesem Umstand wurde mittels einem dem bestehenden Volumen vorgesetzten Pavillon Rechnung getragen. Als zweiter Schwerpunkt galt es, die vormals schlecht belichteten, introvertierten Aufenthaltsräume in den Niveaus 4 und 5 neu zu organisieren. Mit dem Vorschlag einer Innen- und Aussenräume verschränkenden Raumabfolge, welche maximiert vom Potential der grossen Gebäudetiefe profitiert, wurde auf diese Anforderung reagiert. Schliesslich musste eine Anpassung der Zimmerstrukturen vorgenommen werden, dies unter Berücksichtigung der neuen Bewohnerbedürfnisse und der Optimierung des bestehenden statischen Konzepts.
Der Ausbau stand im Zeichen der Schaffung einer warmen, wohnlichen, den herkömmlichen Heimcharakter kontrastierenden Atmosphäre. Im Zusammenhang mit den zum Teil stark eingeschränkten Bewegungsradien der Bewohner wurden sowohl Materialien als auch räumliche Bezüge stets in der Absicht bearbeitet, auf kleinem Raum einen möglichst grossen Reichtum an unterschiedlichen Wahrnehmungen des Ortes zu generieren.
Eingangspavillon
Wie bezieht sich das Bauwerk auf Eure anderen Entwürfe, und wie gliedert es sich in die Reihe Eurer Werke?
Der Umbau des Altersheim Wildbach reiht sich in eine Folge von weiteren Aufgaben, bei welchen der Eingriff in die bestehende Bausubstanz im Mittelpunkt stand. Als prominentestes Beispiel ist der Umbau der Kantonsbibliothek Thurgau, Frauenfeld zu erwähnen, welche 2005 fertiggestellt wurde. Die Umbauerfahrungen, die wir in diesem denkmalgeschützten Haus gesammelt haben, wirkten sich positiv auf die Projektentwicklung im Wildbach aus. Der Reiz, weiterzubauen und Teil einer übergeordneten, langfristigen Entwicklung eines Ortes zu sein, war bei allen Umbauprojekten - wenn auch mit sehr unterschiedlichen Ausgangslagen - eine schöne und spannende Herausforderung.
Grundriss Niveau 4
Längsschnitt
Stehen andere Projekte in Eurem Büro an, die von diesem Projekt in irgend einer Weise beeinflusst werden?
Natürlich profitiert unser Büro vom erworbenen Wissen im Alters- und Pflegeheimsektor. Daraus resultieren verschiedene Wettbewerbserfolge und Aufträge, welche zurzeit in Bearbeitung sind. Trotz der zum Teil ähnlichen Aufgabestellung handelt es sich aber nie um einen sich wiederholenden Prozess.
Wir freuen uns über Ihre Anregungen und Kritiken!
Mailen Sie uns bitte Bau der Woche Projektvorschläge hier.
Innenhöfe Niveau 4 und 5
Um- und Anbau Altersheim Wildbach
2010
Stadt Zürich
Bauherrschaft
Stadt Zürich, Immobilien-Bewirtschaftung, vertreten durch Amt für Hochbauten der Stadt Zürich
Auftragserteilung
eingeladener Wettbewerb
Architektur
GÄUMANN LÜDI VON DER ROPP Architekten SIA, Zürich
MitarbeiterInnen: Sandra Flohr, Nathan Barnhart, Charlotte Hille, Nadja Peter
Fachplaner
Landschaftsarchitektur: fischerlandschaftsarchitekten bsla, Richterswil
Lichtplanung: Priska Meier Lichtkonzepte, Turgi AG
Bauingenieur: Caprez Ingenieure AG, Zürich
Elektroingenieur: Basler & Hofmann AG, Zürich
HLKS-Ingenieure: büro3 GmbH, Amriswil TG
Bauphysik: Wichser Akustik & Bauphysik AG, Zürich
Gastroplanung: Schwendener Baumanagement, Zürich
Bauleitung
Confirm AG, Zürich
Massgeblich beteiligte Unternehmer
Baumeisterarbeiten: BWT Bau AG, Zürich
Holzbauarbeiten: Baur Holzbau AG, Wettswil
Natursteinarbeiten: Hofmeister und Kuster Natursteine AG, Winterthur
Fenster: René Schweizer AG, Basel
Schreinerarbeiten: Hans Lanz AG, Lotzwil
Gipserarbeiten: Renato Ballinari Gipsergeschäft, Zürich
Spezialleuchten: Tulux AG, Tuggen
Gebäudekosten BKP 2
21.8 Mio
Gebäudevolumen
21334
Kubikmeterpreis
1'025.--
Fotos
Heinrich Helfenstein, Zürich