Langbau Hauptwil

Hauptwil
Photo © Joshua Loher
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Architecten
schoch-tavli architekten
Locatie
Hauptwil
Jaar
2020

Das historische Zentrum Hauptwils bildet den reichen Schauplatz einer frühen Industrialisierung im Thurgau. Das Schloss zügelte an den Hang und mittels der Wasserkraft entstand im ehemaligen Schlossgarten ein Zentrum für die Textilindustrie. Im alten Schloss schrieb Friedrich Hölderlin 1801 als Hauslehrer des Textilfabrikanten Gonzenbach seine Oden. Die Villa Rose mit dem dahinter liegenden Gelände ist ein später Zeuge eines vergangenen industriellen Reichtums. Die letzte Generation der Vorbesitzer hat 2016 das vernachlässigte Gelände an einen örtlichen Investoren verkauft. Bronzene Nymphen, Satyre und eine Statue der Industria sind zusammen mit der bestehenden Villa Rose Zeugen aus vergangenem Glanz im neugestalteten Areal.

Ausgangslage I 25 Meter MFH
Die Vorgabe für mehrere Architekturbüros waren Eigentumswohnungen im Kern Hauptwils. Eine umfassende architektonische und landschaftsarchitektonische Analyse ergab den Bezug zur reichen und gut dokumentierten Historie. Gleichzeitig erschwerte eine unglückliche Zonengrenze ein sinnvolles ortsbauliches Konzept. Laut dieser Vorgaben war es nur möglich im oder nahe am Fusse des Nordhanges zu bauen. Dies aber auch nicht zu gross, damit die kommunalen Vorgaben eingehalten werden können. Aufgrund dessen wären nur mehrere Gebäude mit einer maximalen Länge von 25 Metern möglich gewesen. Ein Standardmass für Mehrfamilienhäuser in Thurgauer Gemeinden. Das vorgeschlagene Konzept mit dem neu definierten Übergang zum Landschaftsraum und der Fassung des inneren Parkraumes mittels eines fünfzig Meter langen Volumens, vermochte zu überzeugen.

Konzept I alles da, nichts erfinden
Der ursprüngliche Park wird als gemeinsames Element für sämtliche Wohnungen gefasst und über die Typologie eines langen durchgehenden Gebäudes als „petite folie“ mit dem Landschaftsraum verknüpft. Die Setzung zitiert die Historie der Wasserkraft welche die Gebäude parallel zum Sornbach stellte. Die Länge orientiert sich auch an den historischen industriellen Langbauten im ehemaligen Schlossgarten. Architektonisch verbinden die durchgehenden Wohnungen den Landschaftsraum mit dem neu gestalteten Park. Die gedeckten offenen Zugänge im Erdgeschoss und dem Laubengang stellen den Bezug zum gemeinsam genutzten Park her. Da wird mittlerweile zusammen gespielt, diskutiert und gegessen. Gegen den Hang mähen Schafe den Rasen. Grosszügige Balkone definieren einen privateren Bereich und bilden den Übergang in den Landschaftsraum.

Architektonisch stehen das lange Haus und das wiederaufgebaute Gärtnerhaus im Kontext zur Villa Rose und dem Park. Die schlichte verputzte Architektur des Gärtnerhauses korrespondiert mit der bestehenden Villa. Das lange Haus bildet mit seiner Gliederung und äusseren Materialisierung in Holz trotz seiner formalen Eigenständigkeit ein vermittelndes Bauwerk zum Landschaftsraum und der Landschaftsarchitektur des Innenraumes. Die fünfte Fassade reagiert mit den gegliederten Ziegelflächen auf die topographische Senke und deren Aufsichten.

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