Urnengang entscheidet über 369 Wohnungen
Elias Baumgarten
23. april 2019
Bis 2022 soll die Siedlung Leutschenbach gebaut werden. Entworfen haben sie Clou Architekten aus Zürich. Bild: maaars architektur visualisierung, Zürich © Clou Architekten AG
Wird die kommunale Siedlung Leutschenbach gebaut? Darüber entscheidet am 19. Mai 2019 das Zürcher Stimmvolk. Von ihm möchte sich die Stadt für das Vorhaben einen Kredit über 213,2 Millionen Franken genehmigen lassen. Widerstand kommt von FDP und SVP. Liberalen und Bürgerlichen sind die Kosten zu hoch.
2015 haben Clou Architekten den offenen Wettbewerb um die Gestaltung der Siedlung Leutschenbach gewonnen. Entstehen sollen am nördlichen Stadtrand 349 Wohnungen – jede dritte davon subventioniert – sowie 9 Grosswohnungen und 11 Wohnateliers. Gesamthaft könnten in den 369 Einheiten der Siedlung laut Abstimmungszeitung rund 1'200 Personen leben. Überdies sind Gewerberäume und Kindergärten geplant. Nun muss die Zürcher Bevölkerung zustimmen, sollen tatsächlich bald die Bagger anrollen. Am 19. Mai 2019 wird abgestimmt. Angenommen werden müsste ein Objektkredit in Höhe von 213,2 Millionen Franken. Welche Pro- und Kontra-Argumente werden im Abstimmungskampf vorgebracht?
Überzeugt hat das Projekt längst noch nicht alle. Politiker*innen der FDP und der SVP sprechen sich gegen die Anlage aus und kritisieren zuvorderst die Kosten: 175 Millionen Franken müssten für den Bau aufgewendet werden, weitere 38,2 für den Übertrag des Grundstückswerts aus dem Finanz- ins Verwaltungsvermögen sowie für die Aussenraumgestaltung. Die Gegner behaupten, dies sei aussergewöhnlich viel. SVP-Gemeinderat Martin Götzl warf der Stadt gegenüber TeleZ vor, Steuergelder zu verschleudern für ein Projekt, das nur «wenigen Privilegierten» zugutekomme. Lieber sollte man, so sagen die Gegner, das Areal im Baurecht an einen privaten Investor geben. Die von den verschiedenen Departementen der Stadt an die Gebäude gestellten Anforderungen seien nämlich wesentlich zu hoch, was die Kosten treibe. Im Klartext bedeutet das, es wird der Stadt vorgehalten, zu hohe Ansprüche in Sachen Qualität, Freiraumgestaltung, Nachhaltigkeit und Ökologie (Minergie-ECO-Standard) zu stellen. Rückendeckung kommt dabei von Markus Mettler, CEO der Halter AG, der schon im Vorjahr meinte, die Stadt baue 20 bis 40 Prozent zu teuer und die Siedlung Leutschenbach liesse sich leichter Hand auch für 120 Millionen Franken erstellen. Gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) nannte auch er übertriebene Anforderungen als Ursache.
Vorgesehen sind zwei U-förmige, leicht gestaffelte Baukörper, die zueinander ausgerichtet sein sollen. Bild: Clou Architekten AG
Vorgaben eingehaltenAndererseits liegen die Baukosten pro Wohnung unter den geltenden Limiten für geförderten Wohnungsbau. Vom Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein (SIA) hiess es ausserdem, die hohen Qualitätsansprüche der Stadt sei nicht falsch, wie Liberale und Bürgerliche meinen, sondern richtig, schreibt der Tagesanzeiger. Denn solche Projekte hätten einen wichtigen Vorbildcharakter. Es gehe nicht nur um die Investition in Wohnungen, sondern auch in eine hochstehende Baukultur.
Die Mieten indes werden für eine 4-Zimmer-Wohnung 1’530 beziehungsweise 1’240 Franken (mit Förderung) betragen. Deutlich günstiger als die Angebote privater Investoren in der Gegend: Diese verlangen für eine vergleichbar grosse Altbauwohnung um 2’400 Franken. Und im Neubau müssen bei ihnen sogar circa 3'200 Franken gezahlt werden.