Schlüsseldisziplin Design
Susanna Koeberle
9. november 2017
House 1, ein Projekt vom ALICE Studio EPFL, gewann den Preis in der Kategorie Research. Bild: Design Preis Schweiz
Letzten Freitag fand in Langenthal die 14. Preisverleihung des Design Preis Schweiz statt. Zwei der prämierten Projekte haben einen starken Bezug zur Architektur.
Design ist weit mehr ist als Produkt- oder Industriedesign: Diese Erkenntnis stellt sich jeweils ein, wenn die Nominationen des Design Preis Schweiz feststehen. Dreizehn Kategorien, in denen bei der diesjährigen Ausgabe Preise verliehen wurden, sind gar viele, das merkte man als Zuschauerin auch an der Preisverleihung, die sich wie jedes Jahr in die Länge zog. Allerdings macht eine solche Unterteilung auch Sinn, gerade in Anbetracht der hohen Anzahl Einreichungen. Neu wurde dieses Jahr statt des Merit Awards der Design Leadership Prize: Focus Ageing Society verliehen. Dieser in Zusammenarbeit mit der Age-Stiftung kreierte Preis spricht ein gesellschaftlich wichtiges Thema an, mit dem sich auch Designer in Zukunft vermehrt befassen werden müssen. Um die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft zu meistern, waren innovative Lösungen gesucht. Gleich zwei Projekte wurden prämiert, eines davon ist ein Dienstleistungsprojekt. Gutes Design ist häufig unsichtbar.
Sichtbarkeit stand aber bei der Kategorie Communication Design im Zentrum. Gewonnen hat das Lichfries am Neubau des Kunstmuseum Basel. Die Jury lobte die Übersetzung des traditionellen architektonischen Elements Fries in die Neuzeit. Die kluge Umsetzung durch die iart ag überzeugte das mehrköpfige Gremium im Nu. Tatsächlich bietet dieses Projekt eine Alternative zu den häufig klobig wirkenden Plakaten mit Ausstellungsankündigen und überbringt mit einem reinen Schriftzug eine klare Botschaft. Steht man vor dem Museum, schafft es das Lichfries zudem, nicht nur die Neugierde auf die angekündigte Schau zu wecken, sondern ebenso auf seine Machart. Selten hat das Digitale eine solche plastische Präsenz.
Die Kategorie Research produziert regelmässig Wiedergänger. Einige der prämierten Arbeiten tauchen Jahre später als gereifte, markttaugliche Produkte wieder auf, was Michel Hueter, den Kurator des Design Preis, besonders freut. Wenn man Prozesse auf diese Weise ins Laufen bringen kann, dann gehört das sicher zu den guten Nebeneffekten einer Auszeichnung. Heuer gewann ein Projekt, das gerade durch seinen Prozesscharakter heraussticht. Das «House 1» entstand an der EPFL am ALICE (Atelier de la Conception de l’Espace). Das Erstsemesterprojekt der Professur von Dieter Dietz vermittelt den Studierenden die Komplexität des Entwurfsprozesses und seiner Umsetzung im Raum auf spielerische und anschauliche Art und Weise. Die Jury hielt das Projekt vor allem wegen seiner didaktischen Qualitäten für preiswürdig. Dass das Haus den Aspekt der Gemeinschaftsarbeit in den Fokus rückt, entspricht zudem einer Denkweise, die heute besonders angebracht scheint - gerade in der Lehre. Bei den prämierten Designlösungen geht es um das Schaffen von konkreten Mehrwerten. Diese braucht unsere Gesellschaft dringender denn je.