Mexiko am Rhein: Barragán Gallery im Vitra Schaudepot eröffnet

Ulf Meyer
23. mei 2022
Luis Barragán, Jardines del Pedregal, Mexiko-Stadt, 1945–1952. Die Plaza de las Fuentes auf einer Fotografie von Armando Salas Portugal, die um 1951 entstand. (Foto © Barragan Foundation / 2022, ProLitteris, Zurich)

 

Die Formensprache der Moderne mit der mexikanischen Kultur und Landschaft zu verbinden und dabei einen starken eigenen Ausdruck zu finden, das ist wohl keinem mexikanischen Architekten so überzeugend gelungen wie Luis Barragán (1902–1988). Er gilt als bedeutendster mittelamerikanischer Architekt des 20. Jahrhunderts. Die glatten Wände seiner Häuser waren typischerweise in kräftigen Bonbonfarben gehalten, und die tropische Vegetation war wie die Kombination der Architektur mit Schwimmbecken und Wasserrinnen Barragáns Markenzeichen. Um Innenhöfe herum organisiert, auf die sie über Panoramafenster blicken, nahmen seine Wohnhäuser die Patio-Typologie der traditionellen mexikanischen Architektur auf. Die Häuser baute und verkaufte der Architekt erfolgreich selbst. Die eindrücklichen Fotografien von Armando Salas Portugal machten seine Architektur berühmt.

 

Luis Barragán und Andrés Casillas, Cuadra San Cristóbal, Los Clubes, Atizapán de Zaragoza (Grossraum Mexiko-Stadt), 1966–1968. Dieses Foto von Armando Salas Portugal zeigt die Hofanlage mit Pferden und den Kornspeicher im Hintergrund. (Foto © Barragan Foundation / 2022, ProLitteris, Zurich)
Luis Barragán und Andrés Casillas, Cuadra San Cristóbal, Los Clubes, Atizapán de Zaragoza (Grossraum Mexiko-Stadt), 1966–1968. Die Brunnenanlage des Anwesens auf einem Foto von Armando Salas Portugal (Foto © Barragan Foundation / 2022, ProLitteris, Zurich)
Luis Barragán, Las Arboledas, Atizapán de Zaragoza (Grossraum Mexiko-Stadt), 1957–1962. Auf diesem Foto von Armando Salas Portugal ist die Brunnenanlage «El Bebedero» zu sehen. (Foto © Barragan Foundation / 2022, ProLitteris, Zurich)

Schon seit 1996 befindet sich der Nachlass Barragáns im Besitz der Barragan Foundation in Birsfelden bei Basel, die von Vitra mitfinanziert wird. Seitdem wurde er dort von einem Team unter Leitung von Federica Zanco aufgearbeitet. Nun wurde das Barragán-Archiv in das Vitra Design Museum auf den Campus in Weil am Rhein überführt. Es ist in von Dieter Thiel gestalteten Räumen neben dem Schaudepot untergebracht und umfasst einen Archivraum, einen «Study Room» für Forscher*innen und die Barragán Gallery. Die Präsentation wurde von Martin Josephy mit Luis E. Carranza eingerichtet und zeigt Pläne und Fotos sowie biografische Informationen und eine Zeittafel zum Architekturgeschehen in Mexiko. Sie vermittelt Einblicke in das bemerkenswerte Werk Barragáns aus sechs Jahrzehnten.

 

Luis Barragán und Mathias Goeritz, Torres de Satélite, Naucalpan de Juárez (Grossraum Mexiko-Stadt), 1957. Die Türme mit orange-roter Farbpalette auf einer Fotografie von Armando Salas Portugal (Foto © Barragan Foundation / 2022, ProLitteris, Zurich)
Luis Barragán, Las Arboledas, Atizapán de Zaragoza (Grossraum Mexiko-Stadt), 1957–1962, Zeichnung der Autobahnausfahrt (Zeichnung © Barragan Foundation / 2022, ProLitteris, Zurich)
Luis Barragán, Projekt für die Umgestaltung des Parque Azteca, Mexiko-Stadt, 1954 (unrealisiert) (Zeichnung © Barragan Foundation / 2022, ProLitteris, Zurich)

Die Stücke im Depot umfassen 13500 Zeichnungen, Pläne und Dokumente, eine Fotosammlung sowie Modelle, Möbelstücke und Objekte. Dieser Bestand wurde 1995 von der Galerie Max Protetch verkauft. Die Barragan Foundation wurde mit dem Ziel gegründet, den Nachlass zusammenzuhalten um dessen Konservierung und Erforschung zu ermöglichen. Später konnte zusätzlich auch eine Sammlung von Negativen und Abzügen von Armando Salas Portugal erworben werden. Im Jahr 2000 wurde im Vitra Design Museum die Ausstellung «Luis Barragán: Die Stille Revolution» eröffnet, die später auch im Museo de Bellas Artes in Mexiko-Stadt zu sehen war. In den kommenden Jahren plant das Vitra Design Museum erneut eine Retrospektive über Barragán, und eine Publikation ist ebenfalls in Vorbereitung.

 

Das Atelier von Luis Barragán an der Calle Francisco Ramírez 12 (Mexiko-Stadt, 1948) auf einer Fotografie von Armando Salas Portugal, die in den frühen 1950er-Jahren entstand. (Foto © Barragan Foundation / 2022, ProLitteris, Zurich)
Luis Barragán, Kapelle des Kapuzinerinnenklosters in Tlalpan, Mexiko-Stadt, 1954–1963. Diese Aufnahme von Armando Salas Portugal zeigt das freistehende Kreuz im Querschiff vor einem Glasfenster von Mathias Goeritz. (Foto © Barragan Foundation / 2022, ProLitteris, Zurich)
Barragán+Ferrera (Luis Barragán und Raúl Ferrera), Haus Valdés, Monterrey, 1981–1986, Aussenansicht (Foto © Barragan Foundation / 2022, ProLitteris, Zurich)

Die Dauerausstellung in der Barragán Gallery ist seit dem 14. Mai 2022 geöffnet.

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