Lernen in einstiger Industrieanlage: Das Büro VPA Architektur gestaltet das Areal von CU Chemie um
Manuel Pestalozzi
9. februari 2022
Die Mensa der neuen Schule wird unmittelbar am See einen Aussensitzbereich erhalten. (Visualisierung: indievisual, VPA Architektur)
Auf dem Gelände der Chemiefabrik bei Uetikon soll eine Schulanlage entstehen. Am Projektwettbewerb nahmen 31 Teams teil. Gewonnen hat ein Entwurf, der vorsieht, den Bestand mit Holzbauten zu ergänzen.
Das grosse Areal der Firma CU Chemie Uetikon erinnert daran, dass der Zürichsee einst ein wichtiger Industriestandort war. Die Geschichte des Unternehmens begann 1818 auf dem Gelände unterhalb des auf einer Hangterrasse liegenden Dorfes Uetikon. Zwischen Fabrik und Dorf entstanden später die Uferstrasse und die Gleise der rechtsufrigen Bahnlinie. Das Fabrikareal wuchs unterdessen vom schmalen Uferstreifen immer weiter hangaufwärts. Zu Beginn der 2000er-Jahre wurde die Produktion in der Fabrik jedoch zurückgefahren und schliesslich eingestellt, 2018 übernahmen der Kanton und die Gemeinde das Areal definitiv. Das Gelände mit dem teilweise denkmalgeschützten Gebäudebestand soll nun geöffnet und umgestaltet werden.
Das Siegerprojekt sieht Neubauten beidseits der Uferstrasse vor. Eine Passerelle soll Strasse und Bahnanlagen überqueren. (Situation: VPA Architektur)
Der Kanton hat das Areal zum neuen Kantons- und Berufsschulstandort erkoren. 2018 wurde bereits ein Provisorium für zehn Jahre mitten im Dorf Uetikon für gut 500 Schüler*innen realisiert, und ein Projektwettbewerb für die Gestaltung eines permanenten Schulcampus ist ausgelobt worden. Gesucht wurde ein vorbildlich nachhaltiges Projekt, das angemessen auf die vorhandenen Strukturen reagiert und Funktionalität sowie Nutzungsflexibilität sicherstellt. Insgesamt nahmen 31 Teams an dem Wettbewerb teil, gewonnen hat schliesslich das Büro VPA Architektur aus Zürich.
Der Bauplatz weist erhebliche Höhenunterschiede auf. (Schnitt: VPA Architektur)
Zentrales Element des Siegerprojekts ist ein Neubau mit Aula und Mediothek. Er bildet ein Scharnier zwischen der östlich gelegenen Kantonsschule im historisch wertvollen Kammerofengebäude und der westlich neu zu erstellenden Berufsfachschule. Auf der gegenüberliegenden Seite der Uferstrasse ist ein weiterer Neubau geplant, in dem die Sporthallen sowie die Räume für die MINT-Fächer untergebracht werden sollen. Im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss des bestehenden Ofengebäudes ist die Mensa als Treffpunkt beider Schulen geplant.
Der Neubau mit Aula und Mediothek (Visualisierung: indievisual, VPA Architektur)
Das Areal soll vom Bahnhof her über eine neue Passerelle erschlossen werden, welche als gedeckte Fussgängerverbindung über die Bahngleise und die Seestrasse hinweg führt. Unterschiedlich ausgestaltete Plätze bei den Eingängen ins Areal und bei den Übergängen zum Quartier prägen indes das Freiraumkonzept. Als verbindendes Element soll das verbleibende Schienennetz mit beweglichen Waggons als Sitz- und Vegetationsinseln dienen.
Zwischen den Trakten der Kantonsschule im denkmalgeschützten Kammerofengebäude öffnet sich ein Hof. (Visualisierung: indievisual, VPA Architektur)
Die Neubauten sind in Holzbauweise geplant und werden die charakteristischen Konstruktionselemente der bestehenden Gebäude übernehmen. Offene Tragstrukturen, ebenfalls aus Holz, bilden gedeckte Aussenräume. Sie sollen während der Sommermonate Schatten spenden und werden als Gerüst für Photovoltaikelemente genutzt. Der Kanton will das Baugesuch Ende 2024 einreichen und im Jahr 2026 mit den Bauarbeiten beginnen.