Die Suche nach der Form – Aldo Rossis Architekturzeichnungen
420 x 295 Millimeter, 1987, Privatsammlung (© Eredi Aldo Rossi, mit freundlicher Genehmigung der Fondazione Aldo Rossi)
Das Museum für Architekturzeichnung in Berlin zeigt noch bis zum 14. Mai die Ausstellung «Aldo Rossi. Insulae». Zu sehen sind mehr als 110 Zeichnungen des bekannten italienischen Architekten, etliche davon zum ersten Mal.
Aldo Rossi (1931–1997) gehört zu den bekanntesten Baumeistern des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Neben seinen Bauten standen immer auch seine bunten Skizzen, Collagen und Zeichnungen für seine kreative Schaffenskraft. Mit ihnen erarbeitete er Lösungen für Projekte, formulierte theoretische Ideen oder nutzte sie zur Illustration seiner Vorstellung von Stadt und Architektur.
Für Rossi war das Zeichnen ein Handwerk, das er mit unterschiedlichen Medien auf verschiedenen Unterlagen ausübte. Zum Teil nutzte er Kopien seiner Skizzen, die er als Vorlage für seine charakteristischen farbigen Illustrationen verwendete. Die Entwicklung seiner eigenen Architektursprache lässt sich in den Zeichnungen von den frühen Projekten wie Monte Amiata in Mailands Stadtteil Gallaratese (zusammen mit Carlo Aymonino) bis zu den Werken der 1980er- und 1990er-Jahre in Berlin nachvollziehen. Oft umkreisen die Darstellungen Ideen der traditionellen Stadt und gehen von einfachen geometrischen Formen wie dem Dreieck oder dem Zylinder aus.
In Berlin sind nun über 110 Zeichnungen ausgestellt, die zum grossen Teil noch nicht öffentlich zu sehen waren. Der Titel «Insulae» (Inseln) bezieht sich auf zwei Aspekte im Werk Rossis: Zum einen ist eine präsentierte Serie so betitelt, zum anderen bezieht er sich auf den Begriff «isolato» (Isolation), der auf die Einzellage von Projekten wie den Bauten an der Schützenstrasse in Berlin verweist.
Die in zwei Räumen gezeigte Ausstellung wird mit der Serie «Corpus Mediolanensis» eröffnet, die in kolorierten Grafiken einen Überblick zum Werk des Architekten ermöglicht. Die Barock-Künstler Claude Lorrain (1600–1682) und Giovanni Battista Piranesi (1720–1778) sowie antike Vorbilder inspirierten Rossi zu den Zeichnungen der Reihe «Insula». Im Kontrast zum Zeitgeist der 1970er-Jahre fand Rossi in der Baugeschichte Referenzen für seine Konzeption. Vor allem die immer wieder neu bearbeiteten Skizzen, zu Collagen und zu Grafiken verdichtet, machen deutlich, dass der Architekt nach Formen suchte, Körper definierte und die Stadt weiterbauen wollte.
Aldo Rossi hat nicht nur in Italien, sondern an vielen Orten der Welt gebaut. Deshalb sind Skizzen und Zeichnungen aus allen Schaffensphasen zu sehen, die jedoch alle seiner grundsätzlichen Idee von Architektur folgen. Eine besondere Rolle nimmt in der Ausstellung der Bezug des Architekten zu Berlin ein, wo er beginnend in den 1980er-Jahren einige grössere Projekte realisieren konnte. Ein wichtiges Projekt, das Deutsche Historische Museum, das er nach dem Mauerfall nicht verwirklichen konnte, ist ebenfalls unter den gezeigten Darstellungen zu finden.
Die handwerkliche Unschärfe der von Rossi verwendeten Zeichentechniken steht durchaus im Kontrast zu den realisierten Projekten. Die Darstellungen zeigen aber die Suche nach Lösungen, die Annäherung an den Ort sowie die Selbstvergewisserung des Architekten über seine Haltung, die zwischen antiken Idealen und zeitgenössischen Ausdrucksformen vermittelte.
Die Ausstellung «Aldo Rossi. Insulae» wurde von Chiara Spangaro, Direktorin der Fondazione Aldo Rossi, und Nadejda Bartels, Direktorin der Tchoban Foundation, kuratiert. Sie ist noch bis zum 14. Mai dieses Jahres in Berlin zu sehen.
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.