Die soziale Architektin, der soziale Architekt
Inge Beckel
10. februari 2017
MaOiDS-Pavillon in Addis Ababa, vom französischen Büro New South © Alexandre Linguanotto by Archinect
Jüngst hat Archinect in einem längeren Beitrag gemeint, durch die Verleihung des renommierten Pritzker Prize an Alejandro Aravena im vergangenen Jahr habe eine sozial verantwortete Architektur an Einfluss gewonnen.
Archinect wurde vor 20 Jahren von Paul Petrunia gegründet und ist heute eine breit vernetzte Onlinezeitung im Bereich Architektur und Städtebau. Deren erklärtes Ziel ist es, einerseits Gestalterinnen und Gestalter international und aus den unterschiedlichsten, designrelevanten Disziplinen zusammenzubringen. Andererseits, weltoffen und vorurteilslos über Gebautes und Gedachtes und sich Anbahnendes zu berichten. So ist dort kürzlich der Beitrag «Spatial Activism: Profiling a New Wave of European Architecture Collectives and Their Spatial Manifestos» der Autorin Hannah Wood erschienen.
Selbstverständlich hat es stets Architekturbüros gegeben, die sich dem Fokus des Sozialen und Gesellschaftlichen verschrieben haben (vgl. beispielsweise hier). Dennoch waren die letzten Jahrzehnte geprägt von einer durch Zeichen oder icons dominierten Architektur, die die Handschrift des Entwerfenden in den Vordergrund rückte. Eine Architektur, muss man ehrlicherweise sagen, die sich medial einfach vermitteln und ökonomisch sehr gut vermarkten lässt. Anders als Architekturen oder auch ein Städtebau, die primär soziale Anliegen interessieren.
Räumliche Aktivisten, wie Wood sie nennt, operieren nicht aus den Zentren heraus, eher aus peripheren Orten, und nicht primär als Entwerfer, sondern als Ermöglicher. Diese Fachleute glauben, dass Gebautes mehr hervorbringen kann als zeichenhafte Türme und Luxuswohnungen. Entsprechend wird nicht eine Elite mit ihren «Starchitekturen» anvisiert, sondern die grosse, wenig vermögende Mehrheit der Menschen. Oder wie sich junge Berufsleute aus Kopenhagen ausdrücken: «Our generation doesn't have the luxury to be naive about (economics and politics). They matter and we have to understand and use them, as much as we use space, colour and light in our buildings.»
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