Der Hafenkran ist bald Geschichte

Jenny Keller
19. januari 2015
Bild (zugeschnitten) via Wikimedia Commons, Zürich Transit Maritim - Von der Uraniastrasse 2 - 2014-04-23 von Micha L. Rieser - Eigenes Werk

Bis in zwei Wochen wird nichts mehr vom über 30 Meter hohen, rostigen Import aus Rostock übrig sein. Auf dem Schrottplatz wird der Hafenkran zerstampft und zur Wiederverwertung aufbereitet. Manch Nörgler mag sich über diese teure Kurzlebigkeit eines Kunstprojekts nun erneut ärgern; wir haben beim Aufbau und den Diskussionen vorab bewusst auf eine Stellungnahme verzichtet, weil schon genug Geschrei über «richtige und falsche» Kunst auf Kosten des Steuerzahlers von rechts und süffisantem «Kunst-muss-bewegen»-Geschwafel von links zu hören war.

Nun möchten wir aber daran erinnern, dass die Kunst-Intervention «Zürich Transit Maritim» mehr war als der Hafenkran. 2009 wurden bereits fünf Poller am Limatquai aufgestellt. Nach dem Hafenfest im Juli, wurde im August ein lautes Schiffshorn (zuerst auf dem Prime Tower, dann auf dem Haus zur Bastei und schliesslich auf dem Grossmünster) Teil der Intervention. Die ganze Installation wurde gemäss Wikipedia als pseudo-archäologische Erforschung inszeniert. Es handle sich um die Erzählung über die Entdeckung einer maritimen Vergangenheit von Zürich, die in Vergessenheit geraten sei. Die Installation verweist in der Tat auf einen realen Hintergrund und will gemäss Initianten um Künstler Jan Morgenthaler eine städtebauliche Diskussion anstossen mit dem Ziel, sich Gedanken zu machen, was wäre, wenn... Vor 100 Jahren plante Zürich einen Industrie- und Handelshafen, um die Schifffahrt zum Rhein zu ermöglichen. Deshalb lancierte der Stadtrat 1915 bis 1918 einen Wettbewerb, wie Zürich am besten an die rheinischen Wasserwege angeschlossen werden konnte. 

Von solchen städtebaulichen Gedanken war leider nicht viel bis gar nichts zu hören, es ging bei den Diskussionen um den Hafenkran meist um den Sinn von Kunst und um das Geld der Steuerzahler. Dabei hat die SVP ihre Initiativlust und das Bestreben, gesellschaftliche «Probleme» via Verfassung (oder in diesem Fall der BZO) zu verbieten ad absurdum getrieben: Sie lancierte zusammen mit den Jungfreisinnigen und der Jungen SVP die Initiative «Hafenkräne-Nein». Im Dezember 2012 wurden 6000 Unterschriften eingereicht, und die Initiative will in der Bau- und Zonenordnung (BZO) einen neuen Artikel verankern, der in allen Kernzonen der Stadt Zürich «keine weitere Hafeninfrastruktur» erlaubt.

Bild via Wikimedia Commons, Poller von zürich transit maritim von Micha L. Rieser - Eigenes Werk

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