Schlafende Schönheit
Jenny Keller
25. oktober 2018
Bar Zilli, Architekt unbekannt, Ende 1930er-Jahre. Bild: Paul Ott
Eritrea ist in der Schweiz besonders konnotiert. Das politische System brachte und bringt viele Flüchtlinge und Asylsuchende hervor, und gewisse Kreise stören sich daran. Was in der Polemik untergeht: Asmara, die Hauptstadt von Eritrea, hat ein besonderes architektonisches Erbe.
Der junge Staat Eritrea hat eine schwierige Vergangenheit, so war er von 1889 bis 1941 von Italien besetzt, später wurde er eine britische Kolonie, danach folgte der Unabhängigkeitskrieg gegen Äthiopien, und heute herrscht ein äusserst repressives Regime.
In Asmara, der Hauptstadt von Eritrea befindet sich eines der grössten intakten Architekturensembles des Razionalismo, der italienischen Ausprägung der klassischen Moderne. Der modernen Stadtvision des Faschismus entsprechend wurden zahlreiche Bauten zwischen 1935 und 1941 als Regierungssitz der italienischen Kolonialherrschaft errichtet und 2017 von der UNESCO offiziell in die Welterbeliste aufgenommen. Seit der Unabhängigkeit des Staates Eritrea von Äthiopien im Jahr 1993 wurde Asmara sukzessive entdeckt und als schlafende Schönheit bezeichnet, die als Beispiel einer kolonialen Architektur als Projektionsfläche und und Experimentalraum einmalig ist.
Die Ausstellung «Asmara – the sleeping beauty» im aut. in Innsbruck zeigt mit Architekturmodellen, Plänen, Fotobüchern und Filmen ein differenziertes Bild der eritreischen, ehemaligen italienischen Kolonialstadt.
Ausstellungsort
aut. architektur und tirol
Lois Welzenbacher Platz 1
6020 Innsbruck
Ausstellungsdauer
25. Oktober bis 22. Dezember 2018