Postmoderne und Belle Époque

Jenny Keller
24. januari 2019
Historische Aufnahme des «Salon des Dames» im Hotel Victoria-Jungfrau in Interlaken. Quelle: Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa

«Inter lacus», mit langem U, heisst zwischen den Seen auf lateinisch. Die Hauptattraktion der Region sind ganz klar Eiger, Mönch und Jungfrau. Stilvoll residieren kann man in der Touristenhochburg aber auch, zum Beispiel im alt-ehrwürdigen Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa, das peu à peu sein Inneres auffrischt und an seine internationale Klientel mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund anpasst.

Ganz im Stile der 1980er-Jahre ist der Auftakt ins Hotel Victoria-Jungfrau, das Mitte des 19. Jahrhunderts in der Pension Victoria seinen Anfang nahm und 1899 mit dem Hotel Jungfrau fusionierte. Im Zwischenraum der beiden Häuser befand sich einst eine Strasse, später ein Pool und heute das Entrée und der Zugang zum Spa und den Restaurants «La Terrasse» und «Sapori». Ein schwieriges Ankommen, wäre die Postmoderne nicht wieder salonfähig geworden. Mittlerweile wirkt das stählerne Gewölbe mit dem giebelförmigen Oblicht von eindrucksvoller Höhe und der schwarz-weissen Möblierung wieder ganz en vogue.

Die öffentlichen Bereiche des Grand Hotels kommen heterogen daher, im Salon des Dames zum Beispiel, der alsbald denkmalpflegerisch saniert werden wird, atmet man noch den Geist der Entstehungszeit, während das Feinschmeckerrestaurant «La Terrasse», wo das Frühstück serviert wird, vor zwei Jahren vom Atelier Zürich (link Profil) umgestaltet wurde. Der Boden in schwarz-weiss kommt nicht von ungefähr, stellt man fest, wenn man davor im Spa war. Während man unter Palmen speist, fühlt man sich nach Frankreich in die Vergangenheit (je nach eigener Prägung in die Belle Époque, oder in die 1980er-Jahre) zurückversetzt – wäre da nicht die Aussicht auf die Jungfrau und auf eine unverbaubare Freifläche, grün im Sommer, weiss im Winter, auf der immer wieder Gleitschirme landen.

Ein Hotelzimmer hat ein hartes Leben, an gewissen im Victoria-Jungfrau nagte der Zahn der Zeit, und so sind 42 Zimmer und Suiten von der Innenarchitektin Monica Montabes letztes Jahr renoviert worden, wobei die Referenz an die Belle Époque, der Blütezeit des Hotels, ablesbar ist. Ein warmer Grauton an den Wänden, Echtholzparkett, ausgewählte Oberflächen, antike Möbel und ein Bad in weissem Marmor erfüllen die Zimmer nach wilderen Jahren wieder mit Eleganz und Zeitlosigkeit. Und sie verfügen über eine Klimaanlage, quasi wichtigstes Attribut eines Hotels dieser Kategorie mit internationaler Klientel, um weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben.

Eingangsbereich aus den 1980er-Jahren. Bild: s.o.
Die Belle Époque lebt im ehemaligen Victoria-Teil des Grand-Hotels teilweise weiter. Bild: s.o.
Ein renoviertes Zimmer im Trianon, 2018. Bild: s.o.

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