Morgenröte in Agra
Manuel Pestalozzi
31. januari 2019
Der Garten des Grabs von I’timad-ud-Daulah im Blust. Bild: World Monuments Fund
Gräber von Notablen und ihre Gärten dokumentieren die sinnliche Kraft der Mogul-Architektur Nordindiens. In Agra konnte der World Monuments Fund zwei dieser Anlagen frisch herrichten.
Als Mogul-Architektur im engeren Sinne bezeichnet man, wie de.wikipedia.org weiss, die von Mitgliedern des islamischen Mogulreichs auf dem Indischen Subkontinent zwischen 1526 und 1858 errichteten Bauten. Eine wichtige Rolle nehmen die grossen Grabstätten ein, prächtige Solitäre, die häufig von ausgedehnten Parkanlagen umgeben sind. Das berühmteste Beispiel ist der Taj Mahal in Agra, im heutigen Gliedstaat Uttar Pradesh, ein Wunder in weissem Marmor, das Schah Jahan im 17. Jahrhundert zu Ehren seiner Lieblingsfrau Mumtaz Mahal errichten liess.
Wie der Taj Mahal liegen auch der als Charbagh geometrisch angelegte Park Methab Bagh (Mondscheingarten) und der Garten um das Grab von I’timad-ud-Daulah am Fluss Yamuna, allerdings am linken Ufer. Sie wurden vom World Monuments Fund wieder hergerichtet. I’timad-ud-Daulah befindet sich eine kurze Distanz weiter stromaufwärts, der Park liegt dem Taj Mahal direkt gegenüber, er ist exakt auf dessen Hauptachse ausgerichtet und bildet mit ihm eine gestalterische Einheit. Bauherrin war im Fall der Grabstätte Nur Jahan, Hauptfrau des Mogulherrschers Jahangir. Sie errichtete das Monument für ihren Vater Mirza Ghiyas Beg (I'timad-ud-Daulah ist sein Ehrentitel und heisst so viel wie «Stütze des Staates»). Er war der Grossvater von Schah Jahan, womit an diesem Abschnitt des Yamuna alles in der Familie bleibt und so etwas wie Geschlechtergleichheit herrscht.
Die Anstrengungen des World Monuments Fund richteten sich primär auf die Landschaftsarchitektur. So stellte man die einst geplante Bepflanzung wieder her und reaktivierte die Wasserspiele. Die Grabstätte und der Park erscheinen nun wieder als die Gesamtkunstwerke, als welche sie einst konzipiert wurden.