Alterswohnungen Neustadt 2

Wohnpalazzo fürs Alter

18. juli 2013

Alterswohnungen Neustadt 2
2013

Zug ZG

Auftragsart
Anonymer Studienauftrag mit Präqualifikation

Bauherrschaft
Stadt Zug, vertreten durch das Baudepartement Stadt Zug

Architektur
Miroslav Šik Architekten, Zürich
Projektleiter: Marc Mayor Arch. ETHZ
Mitarbeiter: Hannes Rutenfranz Arch. ETHZ

Fachplaner
Büro Thomas Boyle + Partner AG - Bauingenieure SIA usic, Zürich
Ingenieurbüro Gudenrath AG - HolzbauIngenieur, Niederurnen
Andy Wickart - Haustechnik AG, Finstersee
Elo Plan AG - Elektroplanungen, Baar
Brandschutz Fölmli GmbH, Willisau
Ragonesi Strobel & Partner AG - Bauphysik, Luzern

Bauleitung
Naumann + Hotz Bauleitung GmbH, Baar

Gesamtkosten BKP 1-9
11,7 Mio.

Gebäudekosten BKP 2
10,2 Mio.

Gebäudevolumen
14‘200 m3 (SIA 416)

Kubikmeterpreis
Kosten Gebäude BKP 2 = 718.-/m3

Energiestandard
MINERGIE-Standard

Massgeblich beteiligte Unternehmer
Gebrüder Hodel AG, Zug
Nussbaumer Holzbau AG, Baar
Wanner AG - Fassadenbau, Regensdorf

Fotos
Fabien Schwartz und Karin Gauch Fotografie, Oberägeri

Platzfassade

Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Das bestehende Gebäude, welches sich an zentraler innerstädtischer Lage mit Blick auf den Zugersee und den Bahnhof befindet, wurde in den Sechzigerjahren als Schulhaus mit den entsprechend grosszügigen Gangbreiten und Raumhöhen konzipiert. Nun sollten darin Alterswohnungen (für Senioren ab 75 Jahren) entstehen, welche den heutigen Qualitätsstandards entsprechen und den Bewohnern ein selbständiges Wohnen ermöglichen.

Die zweigeschossige Aufstockung musste aus statischen Gründen in Holzbauweise ausgeführt werden. Dies erforderte wiederum ein kompliziertes Brandschutz- und Qualitätssicherungskonzept.

Der Umbau der ehemaligen Zivilschutzanlage im Untergeschoss zu einer Garage war statisch ebenfalls ein kompliziertes Unterfangen und mit aufwendigen Fräsarbeiten verbunden.

Durch die komplexe Neugestaltung entstanden im Erdgeschoss sechs Gewerbeeinheiten und in den vier Obergeschossen 18 grosszügige Alterswohnungen. Eingangszonen, Wohnküchen und Wohnzimmer bilden jeweils einen offenen, versetzt gegliederten Raum mit viel Transparenz und Aussicht. Die Erschliessungsbereiche, in denen das frühere Schulhaus noch spürbar ist, sind natürlich belichtet und bieten eine gute Aufenthaltsqualität.

Gemeinschaftsgang

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Wir haben einen luftigen Wohnpalazzo mit französischen Fenstern entworfen. Anstelle von Repetition und Serie der Fensteranordnung werden einzelne Öffnungen durch helle Umrahmungen individualisiert. Durch spielerische Kolorierung, Asymmetrien in der Detaillierung und die zurückspringende Aufstockung wurde eine poetische Verfremdung der an sich strengen Mischung von vornehmer Klassik und moderner Stimmung erreicht.

Wohnung zu den Gleisen

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Die städtebauliche und architektonische Stärke des Gebäudes liegt in der Verwebung der doppelgeschossigen Aufstockung mit dem Bestand des dreigeschossigen Schulhauses. Die bestehende Grundrissfigur wird dabei weitgehend übernommen und neu interpretiert. Ab dem dritten Obergeschoss springt die Aufstockung jedoch teilweise von der bestehenden Grundrissfigur zurück, sodass gegenüber den Nachbarbauten räumliche Ausweitungen entstehen. Diese wirken sich nicht nur auf die Besonnung positiv aus, sondern kompensieren auch die relativ enge städtebauliche Situation. Über gemeinsame Fassadenflächen bleibt die Aufstockung mit dem bestehenden Körper verbunden. So entsteht aus den beiden Elementen ein untrennbares Ganzes von plastischer, architektonischer und städtebaulicher Qualität.

Die atmosphärische Stimmung der Architektur mischt die Melodien der beiden benachbarten Bauten, der eher neobiedermeierlichen Wohnbauten und des streng kubischen Altersheimes mit seriell aufgesetzten Quadratfenstern.

Wohnung zum Platz

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Mit der Stadt Zug, welche durch das Baudepartement vertreten wurde, hatten wir eine Bauherrin, welche sich eingehend mit dem Projekt auseinandersetzte. Altersgerechtes Wohnen ist eine sehr spezifische Bauaufgabe der Gegenwart, die neue Anforderungen an den Wohnkomfort stellt. Für ein gutes Gelingen des Projektes war eine intensive Zusammenarbeit mit der Nutzergruppe unumgänglich. Deren Mitglieder kamen aus verschiedenen Bereichen und trugen damit viel zur Optimierung bei.  
 

Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
Wir haben erst im Verlauf der Ausschreibungsphase dem Projekt eine neue textile Haut verpasst. Dieser Schritt hob die Stimmung in eine andere Dimension. War bis dahin alles eine Mischung von klassischen und modernen Fassadenprinzipien, so kleideten wir nun das Ganze mit einer textilarchitektonischen Wirkung ein. Die konventionelle Wärmedämmung wurde mit einer haushohen, vertikal gerillten Kammstruktur verputzt. Dies trug sowohl zur Nobilitierung als auch zur stärkeren, monolithischen Wirkung der gesamten Hausgestalt bei.

Südloggien

Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Seit Jahren arbeiten wir an einer spezifischen Konzeption von Wohnungen, deren Wohnbereiche sich um gut proportionierte Loggien entwickeln. Die Wohnküchen werden auf amerikanische Art und Weise direkt vom Treppenhaus betreten. Die Garderoben- und Erschliessungsflächen sind in die Wohnbereichflächen integriert.  Die Helligkeit der Wohnungen ist auf grosse französische Fenster zurückzuführen, womit zudem eine faszinierende Aussicht gewährleistet wird. Im Projekt Neustadt 2 gruppieren wir Wohnzone, Wohnküche und eines der Schlafzimmer zu einer durchgehenden Raumabfolge, die sich durch eine grosse Schiebetüre in kleinere Teile gliedern lässt. Die so erzielte räumliche Luftigkeit der Wohnungen kombinieren wir mit der schlichten Eleganz der rhythmisch versetzten Türumrahmungen, der schlichten Materialisierung und einer zurückhaltenden Farbgebung.

Platzansicht

Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
An diesem Bau fällt speziell die gerillte Kammputzstruktur auf. Diese wurde unterbruchsfrei über 15 Meter der Fassade entlang in die Höhe gezogen und anschliessend von Hand nachgeschliffen. Die Wirkung der grüngrauen Kammputzstruktur wird durch vereinzelte, helle Fensterlaibungen beziehungsweise Umrandungen, sowie den springenden Sockel unterstrichen. Der Fassadenbauer hat eine faszinierende Präzisionsarbeit geleistet.


Wir freuen uns über Ihre Anregungen und Kritiken!

Situation
Erstes Obergeschoss
Querschnitt

Alterswohnungen Neustadt 2
2013

Zug ZG

Auftragsart
Anonymer Studienauftrag mit Präqualifikation

Bauherrschaft
Stadt Zug, vertreten durch das Baudepartement Stadt Zug

Architektur
Miroslav Šik Architekten, Zürich
Projektleiter: Marc Mayor Arch. ETHZ
Mitarbeiter: Hannes Rutenfranz Arch. ETHZ

Fachplaner
Büro Thomas Boyle + Partner AG - Bauingenieure SIA usic, Zürich
Ingenieurbüro Gudenrath AG - HolzbauIngenieur, Niederurnen
Andy Wickart - Haustechnik AG, Finstersee
Elo Plan AG - Elektroplanungen, Baar
Brandschutz Fölmli GmbH, Willisau
Ragonesi Strobel & Partner AG - Bauphysik, Luzern

Bauleitung
Naumann + Hotz Bauleitung GmbH, Baar

Gesamtkosten BKP 1-9
11,7 Mio.

Gebäudekosten BKP 2
10,2 Mio.

Gebäudevolumen
14‘200 m3 (SIA 416)

Kubikmeterpreis
Kosten Gebäude BKP 2 = 718.-/m3

Energiestandard
MINERGIE-Standard

Massgeblich beteiligte Unternehmer
Gebrüder Hodel AG, Zug
Nussbaumer Holzbau AG, Baar
Wanner AG - Fassadenbau, Regensdorf

Fotos
Fabien Schwartz und Karin Gauch Fotografie, Oberägeri

Uitgelicht project

ZPF Ingenieure

Universitäts-Kinderspital Zürich, Akutspital

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