Nach oben wachsen - Neubau Primarschulhaus
Fotos: Reinhard Zimmermann
Mitten in einer Stadt und doch auf grüner Wiese zu bauen, ist wohl ein Traum jedes Architekten. Für die Architekten Martin und Monika Jauch-Stolz ging er in Erfüllung, indem sie den offenen Wettbewerb für das Luzerner Primarschulhaus Unterlöchli gewannen. Die Wiese rund um die Schulanlage ist eine der letzten Landreserven der Stadt Luzern; sie soll in den nächsten Jahren mit Wohnungen für den Mittelstand bebaut werden.
Das Schulhaus Unterlöchli liegt im Wesemlinquartier, wo Emil Jauch – Martin Jauchs Vater – vor rund sechzig Jahren das Felsbergschulhaus realisierte. Dessen Typologie liegt auch dem neuen Schulbau zugrunde. Das Felsbergschulhaus besteht aus einer Reihe zueinander versetzter, dem ansteigenden Terrain folgender Pavillons. Im untersten liegen die Räume für den Kindergarten und die 1. und 2. Klasse. Dann folgen zwei weitere für die nächsten Altersstufen. Jeder Pavillon hat einen eigenen Pausenplatz vor sich. Zuoberst, am öffentlichsten Punkt und nahe der Strasse, liegen der Haupteingang und die Aula.
Das neue Schulhaus hat die Form dreier versetzt aufeinandergestapelter, liegender Quader, die dem steilen Nordhang folgen. Der unterste umfasst zwei Geschosse für Kindergarten sowie 1. und 2. Klasse, der mittlere beherbergt die 3. und 4. Klasse. Der oberste gehört der 5. und 6. Klasse und ist zur Strasse hin verlängert um einen Querriegel für Bibliothek und Aula. Jedes Stockwerk besitzt einen eigenen Eingang mit vorgelagertem Pausenplatz, vor dem Kindergarten liegt ein Kletterspielplatz. Die versetzten Geschosse führen zu einer speziellen inneren Erschliessung: Einläufige Treppen verbinden alle Etagen, doch kein Lauf liegt über dem anderen, sodass ein abwechslungsreicher Weg durchs Haus entsteht. Durch die grosszügigen Verglasungen der Treppenbereiche öffnen sich immer neue Ausblicke und Bezüge zur Aussenwelt.
Im Bereich der Zimmer hat die Künstlerin Monika Kiss-Horvath die Treppenhauswände farbig gestaltet. Sie verwendet dazu eine mit Kindern entwickelte Farbpalette: Auf jedem Geschoss finden sie die Lieblingsfarben der jeweiligen Altersgruppen vor. Die Breite der Streifen entspricht der Beliebtheit der Farbe. Eine zweite Künstlerin, Judith Villiger, wird auf den Treppenpodesten ihre Arbeit ‹Unterwelten im Unterlöchli› installieren: Miniaturmodelle, angeregt von Jules Vernes ‹Reise zum Mittelpunkt der Erde›.
Die Fassade ist eine zweischalige Ortbetonkonstruktion mit Kerndämmung. Der gestockte, gelblich eingefärbte Beton der Aussenschale erinnert an den lehmigen Fels im Baugrund. Durch die Nachbearbeitung wirkt der Beton angenehm rau und weich und er verleiht, zusammen mit den grossen, gleichförmigen Fensteröffnungen, dem Baukörper eine ruhige und behäbige Ausstrahlung. Die begrünten Flachdächer ersetzen die überbaute Vegetationsfläche und betten das Schulhaus, von der Strasse her gesehen, in die grüne Wiese ein. Ursula Mehr
Neubau Primarschulhaus
Luzern
2006
Bauherr
Stadt Luzern
Architektur
Martin + Monika Jauch-Stolz
Luzern
Bauingenieur
Kronenberg Ingenieure
Luzern
Kunst am Bau
Monika Kiss-Horvath
Judith Villiger
Anlagekosten
6,49 Mio CHF
(BKP 1–9)
Gebäudekosten
490.– CHF
(BKP 2 / m³)