Gigon/Guyer ersetzen die «Stützliwösch»
Manuel Pestalozzi
11. 6月 2024
Der von Gigon/Guyer Architekten entworfene Neubau soll dereinst die Autowaschanlage «Stützliwösch» in Zürich-Altstetten ersetzen. (Visualisierung: © SBB CFF FFS)
Sie gehören zu den letzten grossen Entwicklungsgebieten in Zürich, die SBB-Areale zwischen Hauptbahnhof und Altstetten. Aus ihnen soll ein lebendiges Viertel für Arbeit und Freizeit werden – die «Werkstadt Zürich». Jetzt ist der Wettbewerb für den ersten Neubau entschieden.
Die SBB benötigt ihre Werkstätten nahe dem Zürcher Hauptbahnhof nicht mehr. Einst wurden in den Anlagen am Gleisfeld Züge repariert und gereinigt, heute sind die Areale eines der letzten grossen Entwicklungsgebiete in der Limmatstadt. Die Bauten auf dem im Norden von den Gleisen und im Süden von der Hohlstrasse begrenzten Gelände wurden in mehreren Etappen zwischen 1900 und 1920 gebaut. Zurzeit wird der Werkstattbetrieb zurückgefahren und findet neu an anderen Standorten statt. Dieser Prozess soll Ende kommenden Jahres abgeschlossen sein. Für die Zeit danach sieht ein Masterplan die Transformation der insgesamt 42'000 Quadratmeter grossen Anlage in ein attraktives, lebendiges und vielfältig genutztes Stadtquartier mit publikumsorientierten Dienstleistungsangeboten vor: die «Werkstadt Zürich». Das soll Betriebe aus unterschiedlichen Branchen und Start-ups anlocken.
Das verbindende architektonische Element der kompakten Bebauung sind die gelben Backsteinfassaden. Die historisch wertvollen Gebäude sollen erhalten bleiben und umgenutzt werden. Neu Hinzugefügtes wird in seiner Gestaltung das Vorhandene aufgreifen und kreislauffähig sein, so das Ziel der SBB, die ihre Areale selbst entwickelt. Dieser Anspruch gilt auch für den ersten Neubau, der voraussichtlich ab 2026 auf dem rund 1100 Quadratmeter grossen Grundstück der heutigen «Stützliwösch», der Autowaschanlage in der Hohlstrasse 424, entsteht – obschon sein Massstab deutlich grösser ist als jener der Nachbarbauten. Mit einem Studienauftrag suchte die SBB für ihr «Projekt X» nach einem Entwurf, der den immer lauteren Ruf nach zirkulärem Bauen beherzigt und sich städtebaulich gut ins Quartier einfügt.
Für das Tragwerk werden 12 Kilometer ausrangierte Eisenbahnschienen aus den Beständen der SBB genutzt. (Visualisierung: © SBB CFF FFS)
Tragstruktur aus alten SchienenGemeinsam haben Leuthard Baumanagement und Gigon/Guyer Architekten den Gesamtleistungswettbewerb mit Präqualifikation gewonnen. Ihr Projekt «GLEIS X» ist laut Jury zugleich «funktional» und «innovativ». Es passe architektonisch ins Gesamtensemble der «Werkstadt Zürich». Der Entwurf zeichnet sich durch die konsequente Verwendung gebrauchter Bauteile aus. Besonders bemerkenswert ist die Idee, 12 Kilometer an gebrauchten Schienen aus dem Materiallager der SBB zu Stützen und Deckenträgern für die Hauptgeschosse zu verarbeiten. Alte Bauteile kommen auch an der Gebäudehülle zum Einsatz: Sie wird aus gebrauchten Fenstern und wiederverwendeten Welleternitplatten bestehen.
«GLEIS X» ist ein siebengeschossiger Gewerbebau. Die teils doppelgeschossigen Räume ermöglichen die Ansiedelung verschiedener kleiner bis mittelgrosser Betriebe. Im ersten Obergeschoss entsteht ein «Stadtgeschoss», das mit Dienstleistungs- und Kulturangeboten den Menschen im Quartier und der ganzen Stadt einen Mehrwert bieten soll. Das Erdgeschoss wird zunächst Parkplätze aufnehmen und dem Warenumschlag dienen, später soll es in ein Gewerbegeschoss umgewandelt werden.
Die Fassade des Neubaus wird aus alten Welleternitplatten bestehen. Auch bei den Fenstern wird es sich um gebrauchte Teile handeln. (Visualisierung: © SBB CFF FFS)
Alle Wettbewerbsbeiträge werden im Hochparterre des Baus U in der Hohlstrasse 400 der Öffentlichkeit präsentiert. Die Ausstellung ist bis zum 19. Juni zu sehen. Die Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 17 bis 19 Uhr und am Wochenende von 12 bis 16 Uhr.